Krieg in der Ukraine

Hilfsgüter: Von Jeising in die Ukraine

Hilfsgüter: Von Jeising in die Ukraine

Hilfsgüter: Von Jeising in die Ukraine

jeising/Jejsing
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Bereits am Sonntag gingen die ersten Spenden bei Rikke Petersen ein. Foto: Monika Thomsen

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Rikke Petersen hat an ihrer Privatadresse spontan eine Sammelstelle eingerichtet. Die Hilfsaktion für Menschen auf der Flucht erfährt auch an der nordschleswigschen Westküste prompt Rückendeckung.

Am Gartenzaun empfängt am Montagvormittag nicht nur Rikke Hougaard Petersen den Gast der schreibenden Zunft, sondern ein lautloses, aber schnüffelndes Interesse gibt es auch von Mops Olga.

Der Hund muss erst überredet werden, den Platz in der Sonne zu verlassen, während die französische Bulldogge Rita sich leichter davon überzeugen lässt, ins Haus zu gehen.

Ich denke mir, es berührt die meisten, was zurzeit in der Ukraine passiert.

Rikke Petersen, Koordinatorin der Sammelaktion

Etwas mehr Betrieb als üblich herrscht im und am Haus Nummer 17 am Straßenzug Kærvej in Jeising seit Sonntag.

Anlaufstelle für Spenden

Während die Bilder aus den Kriegsgebieten in der Ukraine und von Menschen auf der Flucht um die Welt gehen, hat die 26-jährige Rikke Hougaard Petersen in ihrem Zuhause im nordschleswigschen Dorf eine Sammelstelle für Hilfsgüter für die Ukraine eingerichtet.

„Ich denke mir, es berührt die meisten, was zurzeit dort passiert. Eigentlich wollte ich nur etwas von unseren Sachen hier zu Hause losschicken“, so die junge Mutter.

Als sie entdeckte, dass es Sammelstellen in Sonderburg (Sønderborg) und Hviding bei Ripen (Ribe) gab, aber keine im Nahbereich, sondierte sie das Terrain und fackelte nicht lange.

Beeindruckende Rückendeckung

„Ich denke mir, die Leute wollen gerne helfen. Alle haben aber nicht die Möglichkeit, die Sachen nach Sonderburg oder Hviding zu fahren“, so Rikke Hougaard Petersen.

Sie ist beeindruckt von der Rückendeckung für die Aktion, die sie am Sonntag bekannt machte.

„Die Leute sind einfach fantastisch“, sagt sie.

Rikke Petersen lebt mit ihrem Töchterchen, ihrem Partner und den zwei Hunden in der alten Bäckerei in Jeising, die 1873 gebaut wurde. Foto: Monika Thomsen

Kontakte geknüpft

„Ich habe Kontakt mit verschiedenen anderen, die einsammeln. Wenn bei mir nicht genug Material für einen Lastwagen zusammenkommt, teilen wir uns einen. Es gibt auch Fuhrunternehmer, die anbieten, den Transport zu übernehmen. Staatliche Mittel sind nicht im Spiel“, berichtet sie.

Sie habe sich noch nicht genau in die Gesetzgebung vertieft, der Transport sei aber nur bis zur Grenze möglich. Da es sich um ein Kriegsgebiet handelt, greife der Versicherungsschutz in der Ukraine nicht.

Hilfe für Notleidende

„Die Sachen werden vorrangig an die Menschen an der  Grenze und in der Ukraine verteilt. Die Spenderinnen und Spender können 100 Prozent sicher sein, dass es Notleidenden zugutekommt“, versichert sie, während in Jeising die Februarsonne ihre wärmenden Strahlen spüren lässt.

 „Wenn etwas übrigbleibt, dann wird es an die Organisation Red Barnet gespendet. Ich denke mir, es werden auch in Deutschland und Dänemark Flüchtlingslager eingerichtet. Dort wird es auch Bedarf geben. Es bleiben keine Sachen hier stehen“, so die gebürtige Tonderanerin.

 Bislang ist bei ihr unter anderem warme Kleidung eingegangen.

Helfende Hände

„Ich stand gestern mit Tränen in den Augen da. Die Leute sind sehr hilfsbereit und haben auch angeboten, beim Packen zu helfen“, berichtet sie.

Im Flur, wo die ersten Sachen sich stapeln, wird es schnell eng werden. Daher freut sie sich über die Zusage, dass sie eine Scheune in Rohrkarr (Rørkær) als Lager nutzen kann.

Abgabe-Stelle ist aber weiterhin die alte Bäckerei in Jeising am Kærvej 17, wo sie mit ihrem Lebensgefährten und der bald einjährigen Tochter lebt.

Ist niemand an der Adresse Kærvej 17 anzutreffen, können die Sachen im roten Spielhäuschen im Garten abgestellt werden. Foto: Monika Thomsen

Am Dienstag geht nach dem Mutterschaftsurlaub ein neuer beruflicher Alltag für die pädagogische Assistentin los.

Sollte sie nicht zu Hause sein, wenn Spenderinnen und Spender anklopfen, ist das rote Spielhäuschen im Garten Anlaufstelle für die Hilfsgüter.

Matratzen und Bettdecken

Auch die Jugendherberge in Tondern (Tønder) ist bei ihr vorstellig geworden.

„Sie haben Matratzen und Bettdecken und Kissen angeboten. Es ist einfach großartig, wie die Leute die Sache unterstützen“, sagt sie.

Keine Deadline für die Sammelaktion

Eine Deadline für die Sammlung hat sie nicht bestimmt.

„Die Aktion läuft so lange, wie es Bedarf gibt."

Eine besondere Verbindung zur Ukraine hat sie nicht.

Gelebte Mitmenschlichkeit

„Ich kann mich aber in die Lage der Menschen hineinversetzen. Ich bin Mutter, Freundin und auch Tochter. Man stelle sich mal die Situation vor, man steht dort, mit einem zwei Monate alten Kind auf dem Arm. Es könnten auch meine Eltern sein, die in der Ukraine sitzen würden“, so die junge Frau.

Es geht nicht um Politik. Es geht darum, dass ein Volk Hilfe benötigt.

Rikke Petersen, Koordinatiorin

„Es geht darum zu helfen, wo wir können“, erklärt Hougaard Petersen, die früher schon mal für gefährdete Kinder und Familien in Dänemark eingesammelt hat.

„Es geht nicht um Politik. Es geht darum, dass ein Volk Hilfe benötigt“, so Rikke Hougaard Petersen, bevor sie sich auf nach Tondern macht, um eine weitere Spende abzuholen.

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