Bürgertreffen

Windkraftanlagen und Solarparks treffen auf Skepsis

Windkraftanlagen und Solarparks treffen auf Skepsis

Windkraftanlagen und Solarparks treffen auf Skepsis

Sonderburg/Sønderborg
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Bürgermeister Erik Lauritzen begrüßte am Montagabend rund 180 Anwesende zum Bürgertreffen in den SFS Hallen. Foto: Sara Eskildsen

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Dänemark will die Zahl von Windkraftanlagen und Solarparks vervierfachen, aber wo sollen sie entstehen? In der Kommune Sonderburg haben Bürgerinnen und Bürger bei einem Treffen zu konkreten Platzierungen Stellung genommen.

Wo in der Kommune Sonderburg werden neue Windkraftanlagen gebaut, und wo entstehen Solarparks?

Nachdem die Verwaltung 13 Gebiete ausgewiesen hat, auf denen Windkraftanlagen, Solarparks und Power-to-X-Anlagen entstehen könnten, durften Bürgerinnen und Bürger am Montagabend offen Stellung beziehen und bei einem Informationstreffen mehr zu den Plänen erfahren.

Zwei Bürgerinnen vom Kornblomstvej

Zwei der 180 Anwesenden in den SFS Hallen waren die Nachbarinnen Merethe und Birte Nybo. Mutter und Tochter leben am Kornblomstvej bei Auenbüll (Avnbøl), wo der neue Plan der Kommune einen Solarpark und Windkraftanlagen vorsieht.

Merethe und Birte Nybo hörten sich an, was die Kommune zu sagen hatte. Foto: Sara Eskildsen

„Wir wären ganz direkt von den Plänen der Kommune berührt. Was die Solaranlagen angeht, wären sie direkt vor unserer Haustür. Vielleicht 50 Meter und wenn es dieses eine Feld wird, das angedacht ist, sind es 15 Meter“, sagt die 44-jährige Merethe Nybo, die seit 13 Jahren vor Ort lebt.

„Da, wo wir wohnen, liegt bereits die Autobahn. Außerdem ein Stromumverteilungswerk und Hochspannungsleitungen. Das bringt genug Lärm mit sich. Wenn da jetzt noch mehr Lärmquellen und noch mehr Dezibel hinzukommen, ist das nicht mehr tragbar.“

„Damals war das ein Verlust von 300.000 Kronen“

Ihre Mutter Birte Nybo fürchtet, dass ihnen erneut etwas aufgedrückt wird, was sie zu akzeptieren haben. „Unsere Häuser haben durch die Autobahn bereits gewaltig an Wert verloren. Damals war das ein Verlust von 300.000 Kronen. Wenn jetzt neue Anlagen vor unseren Haustüren gebaut werden, werden wir unsere Häuser gar nicht mehr los. Ich bin 66, ich kann nicht einfach verkaufen und umziehen. Ich lebe dort seit 20 Jahren.“

Die Ansage, Gemeinschaftssinn zu zeigen, können beide nicht mehr hören. „Das wurde uns bei der Autobahn gesagt und jetzt schon wieder. Aber ich finde, dass es nun Zeit für andere Bürger ist, Gemeinschaftssinn zu zeigen. Wir haben unseren Teil geleistet – jetzt sind andere dran“, sagt Merethe Nybo.

„Wenn wir wieder betroffen sind, sollten wir entschädigt werden“

Sollten die Pläne vor ihrer Haustür umgesetzt werden, schlagen die Anwohnerinnen zumindest eine finanzielle Entschädigung vor. „Wenn wir wieder betroffen sind, sollten wir entschädigt werden, sodass wir woanders neu anfangen können. Uns ist klar, dass die Windmühlen irgendwo stehen müssen. Uns ist klar, dass Solarparks irgendwo stehen müssen. Aber es darf nicht sein, dass wir schon wieder davon betroffen sind.“

Uffe Moos befürchtet zwei Windkraftanlagen bei Hagenberg. Foto: Sara Eskildsen

Uffe Moos lebt auf Nordalsen (Nordals). Auch er kam am Montagabend zum Bürgertreffen in die SFS Hallen. Der Anwohner befürchtet, dass in Sichtnähe seines Hofes zwei Windkraftanlagen gebaut werden.

„Ich bin hier, um zu fragen, warum die Anlagen nicht im Kleinen Belt platziert werden anstatt vor unserer Haustür“, so der Anwohner. Der geplante Standort liegt rund einen Kilometer von seinem Zuhause am Vestervej entfernt, in dem er seit seiner Geburt vor 65 Jahren lebt.

Vorschlag: Platzierung im Meer

„Mein Haus liegt aber weiter oberhalb, die Windkraftanlagen würden unsere Aussicht gewaltig stören. Bislang ist das offenes Land“, so Uffe Moos.

Wie aber soll Dänemark das Ziel erreichen, mehr nachhaltigen Strom zu produzieren, wenn alle Bürgerinnen und Bürger gegen einzelne Standorte protestieren? „Statt die Windkraftanlagen an Land zu errichten, sollten die alle ins Wasser vor Alsen verlegt werden. Dann gibt es keine direkten Anwohnenden.“

Die Windmühlen bei Hagenberg könnten bis zu 150 Meter hoch werden. „Richtig viele Menschen würden davon betroffen sein“, ist sich Uffe Moos sicher.

Standortbestimmung – so geht es weiter

  • Im Februar 2023 hatte die Verwaltung der Kommune Sonderburg konkrete Gebiete ausgewiesen, auf denen Windkraftanlagen, Solarparks und Power-to-X-Anlagen entstehen könnten.
  • Aktuell läuft die Ideenphase. Die insgesamt 13 Standorte sind bislang lediglich Vorschläge und Ideen.
  • Verwaltung und Stadtrat erarbeiten bis Juni 2023 einen Kommunenplanvorschlag, der vom Stadtrat im Juni verabschiedet werden soll. Anschließend geht der Plan in die öffentliche Anhörung.
  • Nach den Sommerferien findet Ende August ein weiteres Bürgertreffen statt. Der Kommunenplanvorschlag soll Ende 2023 vom Stadtrat entschieden werden. Ob darin am Ende alle 13 Standorte vorkommen, oder lediglich 10 oder 7, ist derzeit noch offen.
  • Erst, wenn der Kommunenplan verabschiedet ist, werden die konkreten Standorte und Projekte ausgearbeitet. Für jede Anlage muss ein Flächennutzungsplan und ein Umweltgutachten erstellt und verabschiedet werden.
Erik Lauritzen neben einer der 13 Standortvorschlägen, die am Montagabend näher erläutert wurden. Foto: Sara Eskildsen
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