Ministerbesuch

Minister: „Schaut euch die Möglichkeiten in Sonderburg an!“

Minister: „Schaut euch die Möglichkeiten in Sonderburg an!“

Minister: „Schaut euch die Möglichkeiten in Sonderburg an!“

Sonderburg/Sønderborg
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Jesper Petersen (l.) mit Dekan Henrik Bindslev auf dem Weg zum Gespräch über die Studiengänge der Zukunft. Foto: Karin Riggelsen

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In Sonderburg soll es ab 2023 einen neuen internationalen Master in Politikwissenschaften geben. Minister Jesper Petersen (Soz.) hat sich am Montag darüber informiert. Was sagt er dazu, dass das Angebot auf Englisch wäre?

Mit seinen 40 Jahren kann sich Minister Jesper Petersen noch gut an seine eigene Studienzeit in Aarhus und Kopenhagen erinnern. Am Montag informierte er sich über ein neues Studienangebot, das ab 2023 in Sonderburg angeboten werden soll: ein Master in Politikwissenschaften (statskundskab). Petersen selbst hat einen Bachelor in dem Fach.

„Ein Studium in Sonderburg hätte ich mir damals doch sehr gut vorstellen können. Ich habe zu der Zeit in Hadersleben gelebt – und da gab es keine Möglichkeit, mein Studium durchzuführen“, so Petersen am Rande des Besuchs.

Welchen Ratschlag kann er den jungen Menschen von heute mit auf den Weg gaben, was die Wahl einer weiterführenden Ausbildung angeht? „Es gibt nicht nur das eine richtige Studienfach. Es gibt viele Angebote, die Interesse und Motivation abdecken können. Es kostet Einsatz und Mühe, sich zu informieren und verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen. Aber das lohnt sich!“ Petersen selbst hatte sich damals auch für den Studiengang Geschichte beworben. „Aber ich erhielt eine Zusage für Politikwissenschaften, und so wurde es dieses Studium.“

Jesper Petersen rät jungen Menschen, die derzeit ihr Studium planen: „Schaut euch die neuen Möglichkeiten in Sonderburg an!“

Der geplante Studiengang wird auf Englisch angeboten – rund die Hälfte der Studierenden wird aus dem Ausland nach Sonderburg kommen, so Campus-Dekan Henrik Bindslev, der den Minister für Ausbildung und Forschung am Montag im Alsion begrüßte.

Von 5 auf 100 Bewerbungen

Nicht zuletzt der internationalen Ausrichtung des Sonderburger Campus sei es geschuldet, dass immer mehr hoch qualifizierte Mitarbeitende in Süddänemark leben und arbeiten wollen. „Noch vor einigen Jahren bekamen wir für eine Stelle fünf Bewerbungen. Mittlerweile sind es 100“, gab der Dekan ein Beispiel.

Jesper Petersen ist seit August 2021 Minister für Ausbildung und Forschung. Foto: Karin Riggelsen

Steen Bo Frandsen, Leiter des Centers für Grenzforschung, stellte den neuen Studiengang vor. Zielgruppe sind Frandsen zufolge internationale Studierende, nicht zuletzt aus Norddeutschland. Außerdem Bachelor-Abgänger des in Sonderburg angesiedelten Studiengangs für Europäische Studien, der ebenfalls englischsprachig ist.

Doch warum sollte Dänemark in internationale Studierende investieren, die nach dem Studium in ihre Heimatländer zurückkehren?

Campus-Dekan Henrik Bindslev warb dafür, den internationalen Zusammenhang zu betrachten und stellte dem Minister eine Frage. „Wir tragen dazu bei, Menschen auszubilden, die politisch tonangebend werden und unsere europäische Gesellschaft der Zukunft prägen. Vieles davon wird im Ausland stattfinden. Die Absolventen und Absolventinnen aus Sonderburg reisen weiter in andere europäische Gesellschaften, nach Polen, Ungarn. Wie betrachtet ihr das politisch?“

Centerleiter Steen Bo Frandsen stellte den geplanten Studiengang vor. Foto: Karin Riggelsen

Dazu habe man konkret noch nicht Stellung genommen, so der Minister. „Natürlich gab es da die Problemstellung, dass man viele ausgebildet hat, für die man Studien-Unterstützung und Ausbildung bezahlt hat, die anschließend aber keine Beschäftigung in Dänemark angenommen haben. Auf Universitäts-Niveau sind das zwei Drittel der Absolventinnen und Absolventen, und da gab es ein Missverhältnis“, so Petersen.

„Natürlich sind wir daran interessiert, dass einige von den internationalen Absolventinnen und Absolventen nach der Ausbildung auch in Dänemark arbeiten. Dazu müssen wir uns verhalten. Gleichzeitig gibt es ja eben auch die regionale Perspektive für Kommunen und Unternehmen. Wenn ihr zeigen könnt, dass es da Erfolge zu vermelden gibt, bin ich sicher, dass man das berücksichtigen wird“, so Petersen.

Dekan Henrik Bindslev begrüßte den Minister in der roten Box im Alsion. Foto: Karin Riggelsen

In 15 Jahren wolle man gerne die Erfolgsgeschichte erzählen können, dass die Absolventinnen und Absolventen aus Sonderburg sowohl vor Ort in den Unternehmen arbeiten als auch für die EU-Kommission, so der Dekan der SDU. „Wir wollen, dass sie an ihren Einsatzorten für eine gesunde Prägung der Gesellschaft sorgen und dass einige von ihnen in Politik und EU-Ländern in Top-Positionen gelangen“, so der Dekan.

Nicht zuletzt die aktuelle Lage in Europa zeige, wie wichtig die Einflussnahme auf die politischen Entscheidungstragenden von Morgen sei. Die Ausbildung aufgeklärter Politologinnen und Politologen für Europa sei daher eine Investition, die am Ende große Auswirkungen für ganz Europa habe.

Nach dem Besuch fragte „Der Nordschleswiger“ den Minister: Wie viel Geld sollte Dänemark in die Ausbildung ausländischer Studierender investieren? „In der politischen Absprache haben wir beschlossen, 450 Millionen Kronen an SU für Studierende aus dem Ausland bereitzustellen. Das ist ein Niveau, das uns angebracht erscheint. Denn natürlich geben die ausländischen Studierenden Dänemark auch etwas zurück, zumindest teilweise. Aber es kann nicht Dänemarks Aufgabe sein, all die jungen Menschen auf Staatskosten auszubilden, wenn die meisten von ihnen Dänemark danach verlassen.“

„Regionalen Unterschiede werden wir entsprechend behandeln“

Es gebe aber Ausnahmen, die man berücksichtigen müsse. „Ich konnte mich bei meinem Besuch in Sonderburg persönlich davon überzeugen, welchen Wert ausländische Studierende für die Region haben. Ich war beispielsweise zu Besuch bei Danfoss, ein Unternehmen, das in hohem Maße von diesen Studienabgängerinnen und Studienabgängern profitiert. Auch bei Salt Power in Sonderburg trafen wir auf zwei Absolventen der SDU, die dort arbeiten. Solche regionalen Unterschiede werden wir entsprechend behandeln.“

Denn wir brauchen auch in der Bildung ein Land, das im Gleichgewicht ist! Hochklassige Ausbildung muss auch außerhalb der vier größten Städte Dänemarks möglich sein.

Jesper Petersen, Minister

Die SDU habe für die Kommune Sonderburg und Nordschleswig eine „unglaubliche Bedeutung. „Hier wird Ausbildung und Forschung auf einem enorm hohen Niveau betrieben. Und daher freue ich mich, dass wir in der aktuellen Absprache mehr Geld für die einzelnen Studierenden in den kleineren Universitäts-Städten bewilligen. Denn wir brauchen auch in der Bildung ein Land, das im Gleichgewicht ist! Hochklassige Ausbildung muss auch außerhalb der vier größten Städte Dänemarks möglich sein.“

Die SDU muss sich für das Masterstudium der Politikwissenschaft erst noch bewerben. Minister Petersen rechnet mit einer Entscheidung im Herbst. Die SDU will sich außerdem um die Studiengänge Psychologie und Technologie sowie Physik und Technologie am Standort Sonderburg bewerben.

 

 

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