Teure Hinterlassenschaft
Giftdepot in den Küstendünen: Entsorgung in Schlussetappe
Giftdepot in den Küstendünen: Entsorgung in Schlussetappe
Giftdepot in den Küstendünen: Entsorgung in Schlussetappe
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Die Region Süddänemark nimmt am Montag im Beisein von Umweltministerin Lea Wermelin (Soz.) und der Regionsvorsitzenden Stephanie Lose eine neuartige Entsorgungstechnik in Betrieb. 7.000 Tonnen Giftabfälle wurden bereits entfernt: Das Badeverbot südlich von Henne Strand wird aber voraussichtlich erst 2042 aufgehoben.
Die für die Entsorgung industrieller Altlasten zuständige Region Süddänemark „feiert“ am Montag den Beginn der Schlussetappe der Beseitigung der Folgen eines der größten dänischen Umweltskandale.
Umweltministerin besucht Giftdeponie
Im Beisein von Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) findet der symbolische erste Spatenstich zum hoffentlich erfolgreichen Ende der Beseitigung der zwischen 1956 und 1973 in die Küstendünen westlich von Varde abgekippten giftigen Industrieabfälle statt.
Nachdem angesichts der Vergiftung der Dünenlandschaft südlich von Henne Strand mit unter anderem schwermetall- und cyanidhaltigem Schlamm bereits 1964 ein Badeverbot auf einem 800 Meter breiten Strandabschnitt verhängt worden war, tat sich viele Jahre nichts in Sachen Entsorgung der industriellen Altlast, die im Industriebetrieb Grindstedværket in Grindsted angefallen war.
Dort waren viele Chemikalien und Arzneimittel hergestellt worden, was sich im breiten Spektrum an Schadstoffen niederschlägt, die die Umweltbehörden in der Deponie vorfanden. In diese waren vor allem Abwässer gepumpt worden, die per Tanklaster aus Grindsted an die Küste gefahren worden waren.
Neben schwermetall- und cyanidhaltigen Abwässern sind in der Deponie ölige Substanzen und chlorierte Kohlenwasserstoffe enthalten sowie Reste von Vitaminprodukten, Antibiotika, Schlafmitteln und neurologisch wirksamen Medikamenten. Insgesamt sind laut Region 286.000 Kubikmeter Abwässer in die Deponie gelangt.
Region seit 2007 zuständig
Mit der Kommunalreform 2007 ging die Zuständigkeit für die Altlastenentsorgung vom früheren Amt Ripen (Ribe) in die Hände der neuen Region Süddänemark über, die trotz unzureichender finanzieller Ausstattung im Bereich Altlastenentsorgung bis 2026 wohl mehr als 100 Millionen Kronen in das Entsorgungsprojekt steckt. Laut Region Süddänemark kann das Badeverbot auf dem kontaminierten Strandabschnitt auch bei erfolgreichem Verlauf der Entsorgung erst 2042 abgehoben werden.
Die Schadstoffe sickern weiter aus den Dünen mit dem Grundwasser in Richtung Meeresstrand. Aufgrund der hohen Kosten der Entgiftung der als „Generationsverunreinigung“ eingestuften Deponie Kærgård Klitplantage wurden viele „kleinere" Schadstofflagerstätten noch nicht saniert. Meist gibt es nur Einsätze bei akuter Bedrohung von Trinkwasservorkommen.
Neue Verfahren auch für Deponie auf Alsen brauchbar
Für die Schlussetappe waren 2020 weitere 33 Millionen Kronen vom Regionsrat bewilligt worden. In den Jahren 2014 bis 2019 wurden rund 30 Tonnen chlorierte Kohlenwasserstoffe entfernt. Das Material wurde größtenteils in Deutschland und in den Niederlanden in Spezialunternehmen entgiftet. Im Zuge der langjährigen Entsorgungsarbeiten ist viel technologisches Neuland betreten worden. Es konnten zahlreiche neue technische Verfahren zur Giftbeseitigung entwickelt werden. Davon dürften weitere Großprojekte wie die anstehende Entgiftung der Schadstoffe der Deponie Himmark an der Küste der Insel Alsen profitieren.
Dort waren gefährliche Substanzen aus der Produktion des Unternehmens Danfoss aus zurückliegenden Jahrzehnten gelandet. Außerdem wurde mit behördlicher Genehmigung lange Abwasser samt bedenklichem Inhalt per Rohrleitung direkt in den Kleinen Belt abgelassen. Beim Fall Himmark unterstützt das Unternehmen Danfoss auch finanziell und technisch die Entsorgung.
Kein Verursacherprinzip
Prinzipiell haften die Verursacher nicht für die von ihnen angerichteten Umweltschäden und deren Beseitigung, weil die giftigen Substanzen im Rahmen seinerzeit geltender Gesetze in die Umwelt gelangt sind.
Das Grindstedwerk hat mehrfach die Eigentümer gewechselt, der jetzige Betreiber Dupont arbeitet auch mit einer ganz anderen Produktionspalette als die einstige „Giftküche“ Grindstedværket, die auch für zahlreiche Giftdeponien im Ort Grindsted verantwortlich war.