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Deutscher Segler: Die Saison ist gelaufen

Deutscher Segler: Die Saison ist gelaufen

Deutscher Segler: Die Saison ist gelaufen

dodo
Sonderburg/Wacken
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Das Segelboot von Bernd und Karen wird erstmals seit 30 Jahren kein Wasser unter dem Kiel haben. Foto: Privat

Bernd und Karen Möller haben seit 30 Jahren ihr Segelboot in Dänemark. Die Corona-Krise hat sie in diesem Jahr bisher davon abgehalten, zu diesem zu kommen. Egal, was am Freitag in Kopenhagen entschieden wird, sie werden diesen Sommer nicht auf ihrem Boot verbringen, sagen sie.

Die Enttäuschung ist Bernd Möller deutlich anzuhören. Seit nunmehr 30 Jahren haben der Wackener und seine Frau Karen ein Segelboot in Dänemark, auf dem sie im Sommer unterwegs sind.

 

In diesem Jahr wird dies erstmals in dieser Zeit nicht der Fall sein.

 

Der Grund ist die Corona-Krise mit der daraus folgenden Schließung der dänischen Grenzen, die bis heute anhält.

 

Normalerweise beginnt bereits im April die Vorbereitung für die Saison. Denn wer glaubt, man könne ein Segelboot einfach ins Wasser lassen und losfahren, der täuscht. „Es bedarf unglaublich viel Vorarbeit, bevor das Boot überhaupt ins Wasser gelassen werden kann. Es muss zum Beispiel geschliffen und neu gestrichen werden. Die Plane muss entfernt und die Holzständer müssen weggenommen werden“, erklärt Bernd Möller.

 

All das war in diesem Jahr nicht möglich. Am 2. Mai sollte das Boot zu Wasser gelassen werden. Der Termin musste gecancelt werden.

Plötzlich kein Durchkommen mehr

 

Er und seine Frau verfolgten die Corona-Krise genau. Mitte Mai hörten sie durch die Medien davon, dass Dänemark darüber nachdenkt, seine Grenz-Bestimmungen zu lockern. Von der Kommune Sonderburg hatten die beiden als Mitglieder im Sonderburger Segelverein ein Schreiben zugeschickt bekommen, dass sie die Hafenanlage betreten und benutzen dürfen.

 

„Wir haben also unser Auto mit Bootssachen vollgepackt und uns am 19. Mai auf den Weg nach Sonderburg gemacht. An der Grenze gab es keine Probleme. Wir haben das Schreiben vorgezeigt und durften passieren“, sagt Bernd.

 

Auch einen Tag später, am vergangenen Mittwoch, hatten die beiden keine Probleme, zu ihrem Boot zu kommen.

 

„Wir haben uns gefreut, dass es letztendlich doch noch alles klappt“, erzählt Bernd. Für den 3. Juni gab es bereits einen neuen Termin, um das Boot zu wassern.

Kurze Freude

Doch die Freude der beiden war verfrüht.

 

Wieder einen Tag später, am Himmelfahrts-Donnerstag, versperrten die Grenzbeamten den beiden plötzlich den Weg. „Wir konnten es nicht glauben und haben es nicht verstanden. Wir haben den Beamten gesagt, dass wir die vergangenen beiden Tage schon über die Grenze gefahren waren und haben wieder unser Schreiben vorgelegt. Stattdessen bekamen wir von dem Beamten ein Blatt Papier in die Hand, dass wir eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit sind und deshalb nicht ins Land dürfen“, so Bernd.

 

Er und seine Frau warteten einige Tage ab. Am Montag hörten sie davon, dass Sommerhausbesitzer wieder ins Land dürfen, deshalb versuchten sie es erneut. Wieder ohne Erfolg. „Unser Boot ist wie ein Sommerhaus für uns, wir leben und schlafen darauf. Wir sind diesmal zum anderen Grenzübergang in Ellund gefahren, doch auch dort war kein Durchkommen mehr für uns“, sagt Bernd.

 

Die Enttäuschung ist bei ihm und seiner Frau seitdem groß. „Wir wundern uns, dass wir den einen Tag reindürfen und den anderen wieder nicht. Es scheint da keine klare Linie zu geben. Wir sind schon so lange in Dänemark. Fühlen uns schon wie halbe Dänen, haben Freunde in Apenrade, Sonderburg und Fünenshaff, aber all das war den Beamten egal. Auf uns Segler wurde überhaupt keine Rücksicht genommen.“

Egal, was Freitag passiert

 

Dem widersprach Justizminister Nick Hækkerup (Sozialdemokraten) am Mittwoch. In einer Fragestunde im Folketing sagte er unter anderem: „Eines der Elemente, das Teil des Sommertourismus ist, sind Bootsurlauber. Ich kann nicht vorgreifen, was wir Freitag bekannt geben werden, kann aber versichern, dass der Bootstourismus nicht vergessen worden ist.“

 

 

Doch egal, was die Politiker am Freitag in Kopenhagen entscheiden – für Bernd und Karen ist die Segel-Saison 2020 gelaufen. „Es würde sich jetzt einfach nicht mehr lohnen. Selbst wenn wir das Boot bis zum Wassern am 3. Juni fertig bekommen sollten, gibt es danach noch so viel zu tun, bis wir wirklich segeln können. Der 16 Meter lange Mast muss noch angebracht und die ganzen Instrumente und der Motor eingerichtet werden. Wir könnten frühestens ab Juli segeln, und im September würde dann schon wieder das Abbauen beginnen. Das ist den Aufwand einfach nicht wert“, sagt der Segler mit großer Enttäuschung.

 

Somit werden sie in diesem Jahr das erste Mal seit 30 Jahren nicht mit ihrem Boot in dänischen Gewässern unterwegs sein. Daran, ihr Segelboot aus Dänemark abzuziehen, denken Bernd und Karen aber noch nicht. Dafür haben sie Dänemark in all den Jahren viel zu lieb gewonnen.

 

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