Zuwanderung

Volles Haus: Aufnahmestopp an der deutschen Schule

Volles Haus: Aufnahmestopp an der deutschen Schule

Volles Haus: Aufnahmestopp an der deutschen Schule

Hadersleben/Haderslev
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Schulleiterin Heike Henn-Winkels muss die Reißleine ziehen: Derzeit können keinen neuen Kinder an der Deutschen Schule Hadersleben aufgenommen werden (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Nach dem Kindergarten platzt nun auch die Deutsche Schule Hadersleben aus allen Nähten. Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler wird die Bildungseinrichtung zum kommenden Schuljahr zählen. In den vergangenen drei Monaten hat Schulleiterin Heike Henn-Winkel zig Anmeldungen von deutschen Zugezogenen angenommen. Nun muss sie jedoch die Reißleine ziehen.

Etwa zwei Anrufe pro Tag und vier bis fünf schriftliche Anfragen pro Woche erhält die Deutsche Schule Hadersleben derzeit von Eltern, die ihre Kinder in der Schule am Ryes Møllevej anmelden wollen. „Bei den meisten handelt es sich um Zuzüglerfamilien aus Deutschland“, erklärt Schulleiterin Heike Henn-Winkels.

Im letzten Vierteljahr hat sie Anmeldungen von etwa 40 neuen Schülerinnen und Schülern angenommen. Doch nun sei die Maximalkapazität der Schule erreicht, so Henn-Winkels, die dem Interesse und Zuwachs an der Deutschen Schule Hadersleben jedoch nach eigener Aussage positiv gegenübersteht.

Bereits jetzt müssen sie die Stundenzahl des Fremdsprachenkurses „Dänisch als Zweitsprache“ drastisch erhöhen, erklärt die Schulleiterin: „Seit Sommer sind wir von zwei auf fünf Kurse gewachsen. Allein in der dritten Klasse hat es so viele Zuzüglerkinder gegeben, dass wir einen Sprachkurs nur für die Drittklässlerinnen und Drittklässler anbieten.“

Es wird eng

Doch nicht nur bei den Sprachkursen machen sich die hohen Schülerzahlen bemerkbar. Auch mit Blick auf die Räumlichkeiten wird es an der Deutschen Schule Hadersleben langsam aber sicher eng. „Allein für die 0. Klasse sind für das kommende Schuljahr 25 Kinder angemeldet. Wenn das so bleibt, müssen wir die Klasse teilen“, sagt Heike Henn-Winkels.

Eine ideale Klassengröße ist grundsätzlich schwer zu definieren. Der einen Klassengemeinschaft tut es gut, neue Mitschülerinnen und Mitschüler zu bekommen. Bei anderen Klassen sagen wir gleich, dass kein Platz für weitere Kinder ist. Wir entscheiden grundsätzlich sehr individuell.

Heike Henn-Winkels, Schulleiterin

Der Antrag für die Anschaffung eines neuen Pavillons sei daher beim Schulausschuss bereits eingereicht worden, verrät die Schulleiterin, die nach eigener Aussage eine Verfechterin pragmatischer Lösungen ist und hofft, für das Projekt grünes Licht zu bekommen.

Neben den Räumlichkeiten gelte es bei der Aufnahme neuer Kinder jedoch auch, die einzelnen Klassengemeinschaften nicht aus den Augen zu verlieren, erklärt Heike Henn-Winkels. „Eine ideale Klassengröße ist grundsätzlich schwer zu definieren. Der einen Klassengemeinschaft tut es gut, neue Mitschülerinnen und Mitschüler zu bekommen. Bei anderen Klassen sagen wir gleich, dass kein Platz für weitere Kinder ist. Wir entscheiden grundsätzlich sehr individuell.“

Unzumutbare Zustände

Großen Wert lege sie daher auch auf ein persönliches Gespräch vor der Schulanmeldung. „Einige Eltern schicken einfach ein ausgefülltes Anmeldeformular per Mail. Das verwundert mich manchmal. Denn das ist nicht die Art und Weise, wie man bei uns landet“, so Henn-Winkels. Ein persönliches Gespräch und ein Rundgang durch die Schule gehören für die Haderslebener Schulleiterin nicht nur dazu, sondern haben sich laut Henn-Winkels auch stets bezahlt gemacht: „Die Eltern, die bislang zu uns gekommen sind, sind toll.“

Der große Zulauf an der Deutschen Schule Hadersleben sei vielfach den nach Darstellungen der Eltern derzeit unzumutbaren Zuständen an den Schulen in Deutschland geschuldet, so die Einschätzung der Rektorin: „Das sind einfach Eltern, die sagen: Mein Kind soll Kind sein dürfen und nicht jeden Tag mit Bauchschmerzen aufwachen, weil es nicht in die Schule will.“

Dass einige Eltern mit ihren Kindern in Zeiten von Corona regelrecht vor dem deutschen Schulsystem „flüchten“, gebe ihr sehr zu denken, meint Heike Henn-Winkels. „Da wirst du fassungslos, wenn du hörst, dass ein Kind beispielsweise trotz ärztlicher Befreiung von der Maskenpflicht nicht ohne Maske in die Schule gelassen wird. Das berührt mich sehr.“

Dieser Artikel wurde zuletzt am Dienstag, 22. März, um 16.09 Uhr korrigiert.

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