Jugendpolitik

Nach Unruhen am Bahnhof: Eltern ergreifen die Initiative

Nach Unruhen am Bahnhof: Eltern ergreifen die Initiative

Nach Unruhen am Bahnhof: Eltern ergreifen die Initiative

Woyens/Vojens
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Wochenendtreff am Bahnhof Foto: Ute Levisen

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Es mutet an, wie die unendliche Geschichte: Jugendliche lungern am Woyenser Bahnhof herum, weil alternative Freizeitangebote fehlen. Die Anrainer sind verunsichert und fühlen sich belästigt. Die Polizei ist ein häufig gesehener „Gast“. Ein Treffen mit Eltern und Jugendlichen am Sonnabend am „Tatort“ offenbarte das Ausmaß des Dilemmas.

Seit Jahren gibt es Ärger am Bahnhof von Woyens. Nach ruhigen Monaten ist es wieder so weit. Die Polizei rückte in der Vorwoche nach Anrufen aus der Bevölkerung wiederholt zum Bahnhof aus, um mit den jungen Leuten vor Ort ein ernstes Wort zu sprechen.

Polizei vor Ort

Zur Vorgeschichte: Die Jugendlichen verschiedener Altersgruppen haben sich den Bahnhof als „Wärmestube“ auserkoren. Einige junge Leute brausen auf ihren frisierten Mofas durch die Gegend und verunsichern Bürgerinnen und Bürger, die in regelmäßigen Abständen die Polizei verständigen.

Der Bahnhof gilt unter Jugendlichen als beliebter Aufenthaltsort. Für Mittwoch ist ein Treffen zwischen BaneDanmark, Kommune und Polizei anberaumt worden. Foto: Ute Levisen

Der Schein trügt

Am Wochenende trafen sich Eltern und Jugendliche am Bahnhof. Die Initiative zum Treff hatte Karsten Petersen ergriffen. „Es ist nicht immer so, wie es laut Polizeiprotokoll scheint“, sagt der Woyenser.

Keine Alternative für Volljährige

Die Geschichte der jungen Leute, die sich seit Jahren am Bahnhof herumtreiben, ist komplex. Für Minderjährige gibt es ein Aktivitätsangebot in Regie der Jugendschule am Tingvejen.

„Doch was ist, wenn die Kinder volljährig werden?“, fragt Helle Nielsen aus Woyens. Sie habe drei Kinder, minderjährige und volljährige, und kenne das Problem daher aus eigenem Erleben: „Was sollen sie denn sonst machen?“, fragt sie.

Für all jene, die keinen Sport treiben, gebe es kein Angebot. Helle Nielsen wehrt sich zudem dagegen, dass alle Jugendlichen als Rowdys und Krachmacher abgestempelt werden.

Lange haben Jugendliche über 18 auf ein Angebot zur Freizeitgestaltung gewartet - die Wartezeit ist nicht vorüber. Foto: Ute Levisen

Jenseits pädagogischer Reichweite

„Es gibt in jeder Generation einige wenige Leute, die jenseits pädagogischer Reichweite sind“, sagt Karsten Petersen.

In Woyens sind damit ein paar Jugendliche am Bahnhof gemeint, die nicht Teil der Gruppe sind – und die andere Jugendliche durch ihr lärmendes Gebaren in Verruf bringen und unter Generalverdacht stellen.

Versandete Initiativen

Petersen, selbst begeisterter Motorsport-Enthusiast und Feuerwehrmann, hat im Laufe der Jahre Initiativen, unter anderem im Bereich Motorsport, ins Leben gerufen, um jungen Leuten Freizeitalternativen zum Herumlungern am Bahnhof zu bieten: Die eingeladenen Politiker von Venstre und Sozialdemokratie seien anfangs begeistert gewesen. Venstre habe sogar Versprechungen gemacht: „Dann ist das Ganze in der Kommunalverwaltung versandet“, sagt der Woyenser frustriert und fügt hinzu: „Erst bittet man die Bevölkerung um Ideen – und dann will keiner was damit anfangen.“

Karsten H. Petersen (links) hatte die Initiative für den Treff ergriffen. Es war nicht seine erste für junge Leute. Foto: Ute Levisen

Treffen mit Jugendausschuss

Seit Beginn der neuen Legislaturperiode hat die Kommune Hadersleben einen Jugendausschuss. Ende September soll es ein Treffen mit den jungen Leuten in Woyens geben.

Darauf wollen Petersen, Jugendliche und Eltern an diesem Sonnabend nicht warten. Konsens herrscht unter den Anwesenden in zwei Dingen: „Es liegt in der Verantwortung der Eltern, dass sich ihr Nachwuchs benimmt“, betont Sebastian Nielsen.

Er selbst fahre des Öfteren am Bahnhof vorbei und schaue nach dem Rechten: „Aber ich kann nicht die ganze Zeit dort sein.“

Zugleich sind sich die Eltern darin einig, dass sich ohne eigenes Engagement nichts bewegen wird.

Informelle Gruppe mit Verhaltenskodex

An diesem Tag einigten sich die Anwesenden zunächst darauf, eine informelle Gruppe zu gründen – mit eigenem Logo.

„In dieser Gruppe soll ein Verhaltenskodex gelten“, sagt Initiator Petersen: „Wer sich nicht daran hält, ist draußen.“

Die Vorsitzende des Jugendausschusses, Marie Skødt (Sozialdemokratie), war bislang für einen Kommentar nicht erreichbar.

Fortsetzung folgt.

 

 

 

 

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