Sprachschulen leiden unter Gesetz

Sprachkurs kostet: Teilnehmerzahl bricht ein

Sprachkurs kostet: Teilnehmerzahl bricht ein

Sprachkurs kostet: Teilnehmerzahl bricht ein

Apenrade/Aabenraa
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Ein Teilnehmer aus Deutschland beim Sprachunterricht in Aalborg. Foto: Toke Hage / Ritzau Scanpix

Seit Juli müssen Studenten und Arbeitnehmer den Dänischkurs aus eigener Tasche zahlen. Die 2.000 Kronen pro Modul schrecken ganz offensichtlich ab, Sprachschulen im Land erleben eine teils drastische Entwicklung.

„50 Prozent bis zwei Drittel weniger Teilnehmer.“ Gerhard Korbo muss als Chef der Sprachschule Lærdansk einer harten Realität ins Auge blicken: Seitdem Sprachunterricht von Ausländern aus eigener Tasche bezahlt werden muss, brechen den Sprachschulen im Land die Teilnehmer weg. 2.000 Kronen pro Modul kostet der Unterricht seit dem 1. Juli.

Eine Gesetzesänderung der Regierung hat im Juli 2018 ein Jahrzehnt des kostenfreien Sprachunterrichts zu Ende gehen lassen. Zuvor wurden Sprachkurse für Zugezogene von den Kommunen bezahlt, die wiederum ihre Ausgaben vom Staat zurückerhielten. Heute ziehen die Sprachschulen die Gebühren von den Teilnehmern ein und leiten das Geld weiter an die Kommunen. Den Kommunen wird dieses Geld vom Staatszuschuss abgezogen.

„Einbruch wesentlich größer als befürchtet“

„Vor dem 1. Juli haben wir, wenig verwunderlich, eine große Motivation festgestellt, einen Dänischkursus zu beginnen. Doch seitdem es kostenpflichtig ist, fallen die Schülerzahlen rasant“, sagt Gerhard Korbo. Seit dem 1. Juli seien die Kursbesuche um rund die Hälfte bis zwei Drittel zurückgegangen.

„Dieser Einbruch war doch wesentlich größer, als zuvor befürchtet worden war“, sagt Gerhard Korbo. Er geht davon aus, dass sich die Zahlen nach dem ersten abschreckenden Effekt ein wenig stabilisieren werden. „Nach ein bis zwei Jahren werden die Leute es als normal betrachten, für den Unterricht zu bezahlen und dann werden die Zahlen wieder ein bisschen ansteigen. Aber nur ein bißchen. Diesen Einbruch jetzt werden wir nie wieder gutmachen können.“

Ein Drittel der Mitarbeiter entlassen

Für Lærdansk hat die Gesetzesänderung schwerwiegende Folgen: Ein Drittel der Mitarbeiter musste entlassen werden. „Als wir von den Änderungen erfuhren, haben wir unter unseren Kursteilnehmern eine Umfrage gemacht, wie viele den Unterricht besuchen würden, wenn sie selbst dafür bezahlen müssten.

Die Rückmeldungen waren beängstigend, und schon damals konnten wir absehen, dass wir uns von vielen Mitarbeitern würden trennen müssen. Die meisten sind schon gegangen, rund ein Drittel, die letzten werden uns im Laufe des Herbstes verlassen“, so der Leiter von Lærdansk.

Teilnehmer in einem Aalborger Sprachkurs Foto: Toke Hage / Ritzau Scanpix

Hinzu kommt: Die 2.000 Kronen reichen nicht aus, um kostendeckend zu wirtschaften, sagt Gerhard Korbo. „Es ist ein Minusgeschäft, das müssen wir leider sagen.“ Um über die Runden zu kommen, müssten die Kursgebühren pro Modul bei 2.300 bis 2.500 Kronen liegen, schätzt Korbo.

Lærdansk ist Teil von Dansk Flygtningehjælp. Die Institution ist das größte Sprachcenter für erwachsene Ausländer und hat 14 Sprachzentren im ganzen Land. Auch Online-Kurse gehören zum Sprachkonzept. Lærdansk arbeitet mit Kommunen und der Wirtschaft eng zusammen, außerdem mit der Universität Aarhus und der Universität für Süddänemark.

In den Kommunen Nordschleswigs ist das Bedauern über die Kostenpflicht der Sprachkurse und der damit einhergehende Rückgang der Dänischlernenden groß. So äußerte sich der Apenrader Arbeitsmarktausschuss auf seiner jüngsten Sitzung alarmiert über die Entwicklung, dass Arbeitnehmer im Land nun weniger gut integriert werden.

Der Ausschuss stellt fest, dass die Zahl der Teilnehmer in Dänischkursen vor Ort stark zurückgegangen ist. Und fürchtet, dass die lokale Wirtschaft auf Dauer zu wenig kompetente Arbeitskräfte findet. Bereits jetzt ist es in gewissen Branchen ein Problem, kompetente Mitarbeiter zu finden.

Problem: Mangelware Arbeitskraft

Im Sonderburger Ausschuss für Arbeitsmarkt und Integration ist das Thema ebenfalls ein Dauerbrenner. „Nehmen wir die Studenten, die sich an den Unis in Dänemark gut ausbilden lassen. Ihnen steht nach dem Abschluss kein Sprachunterricht zu – und wer hat als Student schon das Geld übrig, rund 12.000 Kronen in einen Sprachkursus zu investieren?“, fragt Ausschussmitglied Gerhard Bertelsen (SP). „Wir brauchen gut ausgebildete Arbeitskraft aus dem Ausland!“

Es fehle eine Differenzierung bei den Sprachkursteilnehmern. „Ein Grund der Regierung, die Gebühren einzuführen, war, dass es in den Kursen zu viele Fehlstunden gab. Damit trifft man nun die Mehrheit der Teilnehmer, die an einer Integration und an einem guten Dänisch interessiert sind!“

Damit trifft man nun die Mehrheit der Teilnehmer, die an einer Integration und an einem guten Dänisch interessiert sind!

Gerhard Bertelsen
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