Umstieg auf Winterzeit

Zeitumstellung: Nicht nur die Kuh ist genervt

Zeitumstellung: Nicht nur die Kuh genervt

Zeitumstellung: Nicht nur die Kuh genervt

Max Hey
Max Hey
Brüssel/Apenrade
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Ab Sonntag gilt die Winterzeit. Foto: picture alliance/dpa

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Am Sonntag, 31. Oktober, ist wieder einmal Zeitumstellung, was Kühe und Menschen gleichermaßen zu nerven scheint und auch der Umwelt wenig nützt. Trotzdem wird das eigentlich bereits beschlossene Ende der Zeigerdreherei wohl noch weiter auf sich warten lassen.

In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag ist es mal wieder so weit: Wir drehen die Zeiger eine Stunde ZURÜCK. Obwohl das sogenannte „B-mennesker“ („Nachteulen“) vielleicht freuen mag, sollte die Zeitumstellung dieses Jahr jedoch eigentlich abgeschafft werden.

Ziel der auf EU-Ebene in den 1980er Jahren eingeführten Sommerzeit war es, Energie zu sparen. In der Folge wurde durch das längere Tageslicht abends zwar weniger Strom verbraucht, stattdessen jedoch im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden mehr geheizt. Heißt: Die Zeitumstellung spart de facto keine Energie.

Die Kuh guckt blöd

Nicht nur der Umwelt bringt die Zeitumstellung nichts, sondern auch der Kuh nicht, wie etwa Milchbauer und SP-Mitglied Kurt Andresen weiß: „Wir melken alle zwölf Stunden, wenn man dann eine Stunde später oder früher ankommt, gucken die Kühe blöd.“ Damit die Kühe in ihrem zwölfstündigen Rhythmus nicht zu sehr gestört werden und so bei Beginn der Winterzeit nicht lange ungeduldig warten müssen, „melken wir die ersten drei Tage täglich ungefähr eine Viertelstunde später, um sie Schritt für Schritt umzugewöhnen“, erläutert Andresen.

Klare Mehrheit für Abschaffung

Kühe können ihren Unmut über die Zeitumstellung nur gegenüber ihren Haltern äußern, aber ein anderes Gewohnheitstier spricht sich öffentlich klar gegen die Zeitumstellung aus: der Mensch.

So stimmten in einer EU-weiten Online-Umfrage 84 Prozent der Teilnehmenden 2018 für ein Ende der Zeitumstellung. Im Jahr darauf stimmte eine große Mehrheit im EU-Parlament für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab 2021. Warum gibt es sie also trotzdem noch?

Regierungen uneinig

Dies scheint einzig und allein den EU-Mitgliedsstaaten geschuldet zu sein, die sich darüber einig werden müssen, ob sie die dauerhafte Winterzeit oder Sommerzeit wollen. Bislang haben die Regierungen im Rat der EU jedoch keine gemeinsame Position gefunden oder laut Markus Feber gar nicht versucht, eine zu finden: „Die Diskussion unter den Mitgliedsstaaten wurde noch nicht einmal gestartet“, wird der CSU-Europa-Abgeordnete von der Deutschen Presse Agentur (dpa) zitiert.

Im Osten geht die Sonne auf

Grund dafür könnten, laut dpa, auch die Auswirkungen einer rigiden Sommer- oder Winterzeit auf die an den Rändern der mitteleuropäischen Zeitzone liegenden EU-Länder sein. So würde es zur ursprünglichen Winterzeit in Polen im Sommer bereits um 3 Uhr morgens hell werden, während es zur Sommerzeit in Spanien im Winter bis knapp 10 Uhr dunkel bleiben würde.

Die große Mehrheit der europäischen Milchkühe und Bürgerinnen und Bürger muss sich also aller Voraussicht nach noch eine ganze Weile alle sechs Monate in ihrem Rhythmus stören lassen.  

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