60 Jahre DGN

Der Sommer von 69

Der Sommer von 69

Der Sommer von 69

Kollund
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Der DGN-Jahrgang 1969 (16 von 26 ehemaligen Schülern) im Haus Quickborn (v. l.): Jonna Lund, Dagmar Bödewatt, Margit Sievers Kümmel, Monika Asmussen, Carit Schmidt, Peter Matzen, Jens Iwer Petersen, Gisela Jepsen, Justus Jessen, Uwe Lorenzen (vorn), Jan Uwe Wolff, Annemarie Bachmann, Christian Hindrichsen, Frauke Werther, Doris Horst, Hanna Feddersen. Foto: Gwyn Nissen

Der Abiturienten-Jahrgang des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig traf sich nach 50 Jahren im Haus Quickborn wieder.

„Wir kamen aus allen Ecken Nordschleswigs und waren nur drei Jahre zusammen, aber es waren drei Jahre, die uns geprägt haben. Sonst wären wir nicht alle hier“, sagt Justus Jessen, umgeben von 15 früheren Klassenkameraden vom Deutschen Gymnasium für Nordschleswig.


Der Jahrgang 69 traf sich diese Woche im Haus Quickborn. Eine Zeitreise zurück an das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig, wo am Sonnabend für einige die Zeitreise weitergeht, wenn das DGN mit einem großen Ehemaligenfest sein 60-jähriges Bestehen feiert. Die meisten der 69’er haben im Alltag keinen Kontakt mehr zueinander. Einige wenige pflegen noch die Verbindungen, doch bei den Jubiläen kommen sie zusammen, fallen in ihre alten Rollen aus der Schulzeit zurück, lachen gemeinsam und freuen sich über die Erinnerungen an eine schöne Zeit.

Dass sie das deutsche Gymnasium besuchten,  stand damals gar nicht zur Diskussion in den Elternhäusern. Obwohl einige eigentlich gerne das dänische Gymnasium besucht hätten, wurden sie ans DGN geschickt.
„So war das damals, aber heute bin ich ganz froh darüber“, sagt Frauke Werther. Die Runde nickt.

Heute haben die Eltern nicht den gleichen Einfluss auf ihre Kinder. Dafür ist die Freude umso größer, wenn die Söhne wie bei Carit Schmidt selbst das DGN wählen – „und hoffentlich werden meine Enkelkinder dort auch einmal zur Schule gehen“, sagt die frühere Lehrerin.

Vor 25 Jahren hat sich der Jahrgang 69 sich erstmals wieder am DGN getroffen, das 40-jährige Bestehen haben sie dann auf dem Knivsberg gefeiert,  und diesmal fand das Wiedersehen im Haus Quickborn statt. 26 Schüler hätten sie sein können – 16 wurden es. Nach 50 Jahren ganz ordentlich, findet Justus Jessen, der gemeinsam mit Christian Hindrichsen das Ehemaligentreffen plant.

Die Themen ändern sich mit der Zeit

Mit der Zeit haben sich auch die Themen verändert. Ging es beim ersten Treffen noch um Kinder und Karriere, drehte es sich das 40 Jahren um Enkel und dem nahende Karriereende, und beim diesjährigen Wiedersehen sind eher Rente und Gesundheit die Gesprächsthemen.

Vor allem aber die „guten alten Zeiten“ am DGN und die dazugehörigen Anekdoten aus dem Schulalltag und von den tollen Klassenfahrten sorgen für fröhliche Gesichter. Die Lehrer von damals stehen auch 50 Jahre später noch in klarer Erinnerung. „Wir hatten damals sehr junge Lehrer, die nicht viel älter waren als wir“, erinnern sich die Ehemaligen. Es waren Lehrer, die ihre Schüler prägten. Hanna Feddersen studierte wegen Søgaard-Larsen Dänisch, und Peter Matzen, der als „dummer Bauernjunge“ die Landwirtschaft verließ und ans Gymnasium wechselte, blühte am DGN förmlich auf, machte das drittbeste Abitur seines Jahrgangs und stieg in die Medizin ein.

Und so hat jeder seine eigene Lebensgeschichte, geprägt  von drei gemeinsamen Jahren.
„Wir sind im Gymnasium zusammengeschmiedet worden“, sagt Justus Jessen. Einige sogar noch enger, weil sie im Internat lebten oder sich von vorher kannten. Für andere wiederum ging die gemeinsame Reise nach dem DGN sogar weiter. Carit Schmidt und Uwe Lorenzen studierten beide an der PH in Flensburg und waren anschließend sogar 20 Jahre lang Kollegen an der Deutschen Schule Sonderburg.

Ein Teil der Abiturienten von damals  reiste nach Kopenhagen. „Das Collegium der Minderheit in Kopenhagen war für uns am Anfang unserer Studienzeit sehr wichtig“, erinnert sich Jens Iwer Petersen, dem die Zweisprachigkeit die Türen zur dänischen Wirtschaftsspitze öffnete.

Hanna Feddersen hatte Zeitungsausschnitte mitgebracht, die von den früheren Klassenkammeraden studiert wurden. Foto: Gwyn Nissen

Weltoffen und tolerant

Mit ihren Sprachkenntnissen haben sich die ehemaligen DGN-Abiturienten in der ganzen Welt durchgeschlagen. „Wir haben dadurch auch gelernt, mit mehreren Kulturen umzugehen, und wir sind neugierig und aufgeschlossen durch die Welt gereist“, erzählen Hanna Feddersen und Peter Matzen.

Und noch was  haben die früheren DGN-Schüler damals gelernt – und zwar auf die harte Art und Weise: Toleranz. Die gab es nämlich nicht überall in Nordschleswig in den 60ern und 70ern. „Wir waren eben anders, und es gab viel Mobbing“, erinnert sich Dagmar Bödewatt. Deutschen-Pack, Hitlerschwein. Die Geschichten von Margit Sievers Kümmel über Schikane an der Grenze und von Uwe Lorenzen über das Spießrutenlaufen durchs Dorf sorgen heute immer noch für Staunen.

War es damals wirklich so? Ja, es war eine schwierige Zeit, Deutsch zu sein. Vor allem in Nordschleswig. „Aber später haben wir doch Fußball mit den Dänen gespielt, und wir wurden Freunde“, erinnert sich Lorenzen.
Und auch darüber sind sie sich einig – von Aalborg im Norden bis Oldenburg im Süden und die Handvoll, die noch in Nordschleswig lebt: Synnejysk verbindet – wenn der nordschleswigsche Dialekt gesprochen wird, dann ist es nicht entscheidend, ob man Deutscher oder Däne ist.

Treffen wollen sich die Ehemaligen auch wieder.  Aber vielleicht nicht erst in zehn Jahren, sondern schon in fünf. Weil zehn Jahre eine lange Zeit sind, vor allem aber, weil es Spaß macht, sich mit alten Schulfreunden zu treffen. Übrigens nicht nur, wenn man Abi-Jahrgang 69 ist. Aus dem gleichen Grund haben sich 400 ehemalige Schüler für das DGN-Ehemaligenfest am Sonnabend angemeldet.

 

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