Nachruf

„In memoriam Andreas Greve“

In memoriam Andreas Greve

In memoriam Andreas Greve

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Augustenburg/Augustenborg
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Wir werden seine ganz speziellen Mails, in einem dreisprachigen Kauderwelsch, aber immer voll der Energie und Lebenslust, die Andreas Greve ausmachten, – wir werden ihn – vermissen, schreibt Büchereidirektorin Claudia Knauer in einem Nachruf an den Künstler.

Eigentlich kannte ich Andreas Greve gar nicht oder eben doch. Denn der studierte Kunstpädagoge, gelernte Zimmermann und geniale Wortkünstler hatte die Eigenschaft, Menschen unvermittelt das Gefühl zu geben, schon alte Bekannte zu sein. Man fühlte sich wohl und wahrgenommen in der Gegenwart des geborenen Hamburgers, der in Dänemark und Spanien und dann wieder in Dänemark gelebt hat. Jetzt ist Andreas Greve unerwartet in seiner Wahlheimat Faaborg in seiner Wohnung mit dem Blick auf Hafen und Meer gestorben.

Ein erstes Zusammentreffen hatten wir, als er, auf Vermittlung des „Nordschleswigers“, in der deutschen Zentralbücherei vergangenes Jahr seine „Wortbilder – Ordbilleder“ ausstellte, die im Zusammenhang mit den Fotografien von Lars Skaaning und in der dänischen Übersetzung von Karen Petersen einen scharfen, aber immer liebenswerten Blick auf Alltagssituationen warfen. Denn Andreas hatte irgendwann herausgefunden, dass Bretter und Hammer nicht sein wirkliches Werkzeug waren, sondern die – mitunter spitze – Feder.

Als Reisejournalist schrieb er für Geo, Mare oder das SZ-Magazin, er arbeitete fürs Fernsehen, wurde als Satiriker ausgezeichnet und sorgte mit seinen in viele Sprachen übersetzten Kinderbüchern für Schmunzeln und Erkenntnis bei jungen wie älteren Lesern.

Zuletzt traf ich ihn vor einem Monat in Augustenburg. Er hatte diesen Ort, der so schön per Fähre und seinem Lastenrad, aus dem heraus der radelnde Dichter auch seine Bücher verkaufte, zu erreichen war, mit Begeisterung für sich entdeckt.

Einfach „weil es an der Zeit war“ hatte er im Juni Menschen eingeladen, Tapas zu essen, Lesungen zu lauschen, den Park zu erwandern und sich kennenzulernen – den Lehrer aus Faaborg, den Pensionisten aus Odense, den Fahrradhändler aus Hamburg, den Karikaturisten vom Stern oder die Videokünstlerin aus Sonderburg. Dazu kam der dänische Dichter Laus Strandbjerg Nielsen, dessen jüngsten Gedichtband er zusammen mit einer Kollegin gerade ins Deutsche übersetzt hatte.

Wir saßen zusammen, redeten, hörten zu und genossen die Sonne. Andreas war glücklich, denn genau das hatte er gewollt: Menschen und Worte zusammenbringen.

Neben seinen Haikus hängen noch andere Werke derzeit im Roten Palais im Augustenburger Schlosspark. Er hatte sich schon so auf Finissage gefreut.

Wir werden seine ganz speziellen Mails, in einem dreisprachigen Kauderwelsch, aber immer voll der Energie und Lebenslust, die Andreas Greve ausmachten, – wir werden ihn – vermissen. Ehre seinem Andenken.

Mehr lesen

Leserbrief

Stephan Kleinschmidt
„Sonderburg als kinderfreundliche Stadt und Kommune“

Leserbrief

John Brandt
„Rechtspopulismus in Europa eine Gefahr für Vielfalt“

Leserbeitrag

Gerner Petersen
„Æret være Erwins minde“

Leserbrief

Herdis Thomsen Maaløe
„Ein häufiger Fehler: Auf Alsen ist es „e“ statt „æ““

Leserinnenbeitrag

Meinung
Kirsten Nørgård Christensen
„Genbrugspladser også i landdistrikter“

Leserbrief

Meinung
Baltser Andersen, Jan Sørensen, Kim A. Petersen
„Politikervælde eller åbent Borgerdemokrati i Tønder“