Thema der Woche: Wildes Nordschleswig
Dänemark ist weit davon entfernt, wilde Natur zu schützen
Dänemark ist weit davon entfernt, wilde Natur zu schützen
Dänemark ist weit davon entfernt, wilde Natur zu schützen
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Eine neue Messmethode macht deutlich, wie schlecht es um den Naturschutz in Dänemark bestellt ist.
Der Schutz der wilden Natur Dänemarks ist stark im Rückstand. Dies geht aus einem neuen landesweiten Indikator der Universität Aarhus zum Zustand der Natur und ihrem Schutz hervor.
Mithilfe von Datenbanken und Fachleuten, Kontrollen der Gesetzgebung und des Naturmanagements hat eine Forschungsgruppe drei Jahre lang kartiert, wie wild die dänische Natur ist und wie viel Raum sie zum Entfalten hat. Aus diesen Faktoren ist der „Dänische Naturindikator“ entstanden.
„Unsere Karte zeigt, dass wir weit davon entfernt sind, uns mit einer wilden Natur in Dänemark rühmen zu können“, sagt der leitende Forscher Rasmus Ejrnæs vom Fachbereich Biowissenschaften der Universität Aarhus.
Auch in den fünf bestehenden Nationalparks des Landes sieht es nicht besonders gut aus. „Wir können in Nationalparks keinen zusätzlichen Schutz für die Natur im Vergleich zu anderen Orten finden. Das ist reines Marketing“, so Ejrnæs.
Er hofft auf einen besseren Erhalt der Natur in den neuen Naturnationalparks, über die in der jüngsten Zeit stark diskutiert wurde. Aber er macht sich Sorgen, ob dies wirklich der Fall sein wird.
„Wir haben das Folketing und die UN, die mehr wilde Natur wollen, und eine EU, die von 10 Prozent streng geschützten Gebieten spricht. Aber das kann leicht zu einem Spielball des Greenwashings werden, wenn man die Aufgabe nicht ernst nimmt“, so der Forscher.
Niemand sonst hat je eine so gründliche Bewertung des Naturschutzes in Dänemark vorgenommen. An der Arbeit sind auch Umweltexperten beteiligt, die die schwerwiegendsten Bedrohungen für die Biodiversität und die Stärke der Rechtsvorschriften zum Schutz der biologischen Vielfalt bewertet und eingestuft haben.
Lars Midtiby, Direktor der Dänischen Gesellschaft für Naturschutz (Danmarks Naturfredningsforening), ist mit dem neuen Index zufrieden.
„Er unterstreicht, dass die dänische Natur in einem ernsten Zustand ist und dass wir mehr tun müssen, um die empfindliche Natur zu schützen“, sagt er.
Er setzt große Erwartungen in die neuen Naturnationalparks und hofft auf ein zukünftiges Biodiversitätsgesetz.
Vielleicht noch bemerkenswerter ist, dass sowohl Danish Crown, der Schlachtkonzern, als auch Seges, das Wissenszentrum für Landwirtschaft und Ernährung, den Index der Forscherinnen und Forscher begrüßen.
„Landwirtinnen und Landwirte wissen, dass sie in Zukunft an ihrem Beitrag zu einer besseren Artenvielfalt gemessen werden. Aber uns fehlte eine Methode, um Kriterien am besten zu erfassen“, so Heidi Buur Holbech, Naturmanagerin bei Seges.
Der Nachhaltigkeitsleiter Gustav Bock von Danish Crown nennt den neuen Index „ein visionäres Instrument in der Biodiversitätsforschung und eines der fortschrittlichsten weltweit“.
„Die Gesellschaft wünscht sich Raum für mehr Natur und biologische Vielfalt. Unseren Zulieferern – den Landwirtinnen und Landwirten – gehört ein großer Teil des Landes, und sie tragen daher die Verantwortung dafür, dass wir die Natur und die biologische Vielfalt schützen. In der Debatte um die biologische Vielfalt wurde viel darüber gesprochen, was gut und was schlecht ist. Hier kommt der Naturindex ins Spiel, den wir einsetzen können, was wir sehr begrüßen.“
Wenig Naturflächen in Dänemark
Bereits 2017 stellte die Statistikbehörde Danmarks Statistik in einer Studie fest, dass Dänemark das naturärmste Land Europas ist. Die Behörde zählte Grünanlagen wie Parks, Golf- oder Campingplätze zu den Naturgebieten – private Gärten aber nicht – und kommt so auf 25 Prozent Naturfläche in Dänemark.
Dennoch ist Dänemark das europäische Land mit dem mit Abstand wenigsten Anteil an Naturflächen. Nur die karge Mittelmeerinsel Malta befindet sich noch in der statistischen Nähe. In Dänemark ist zum Beispiel nur rund ein Achtel der Landesfläche bewaldet – in Deutschland ist es fast ein Drittel.