Geburtstag
Die Familie und gute Freunde sind für Ewers das Wichtigste
Die Familie und gute Freunde sind für Ewers das Wichtigste
Die Familie und gute Freunde sind für Ewers das Wichtigste
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Direktor Otto Ewers feiert am Sonnabend, 10. Dezember, seinen 90. Geburtstag mit vielen geladenen Gästen. Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ erzählt der erfolgreiche Geschäftsmann, was er sich einst wünschte.
Der Beruf ist laut dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche das Rückgrat des Lebens. Dieses Rückgrat wurde dem einstigen jungen Spross der Ewers-Familie nach seiner Geburt am 10. Dezember 1932 am Humletorvet in die Wiege gelegt. Otto Ewers sollte die gleichnamige Firma seines Vaters übernehmen.
Was mit drei Angestellten am Humletorvet begann, ist heute landesweit die größte private Getreidefima mit Abteilungen in ganz Dänemark und 170 Angestellten.
Wer in der gemütlichen, mit vielen Gemälden und Antiquitäten eingerichteten Stube im ersten Stock dem Geburtstagskind Otto Ewers die Hand schüttelt, ahnt es schon. Dort sitzt nicht nur ein Mann, der am Sonnabend, 10. Dezember, 90 Jahre alt wird und seinen großen Tag mit 106 geladenen Gästen feiert: Otto Ewers kann von einem spannenden Leben berichten – und unerfüllte Träume hatte er als junger Mann auch. Aber dazu später mehr.
„Uns geht es gut“
„Mir geht es gut. Ich habe viele Freunde. Uns geht es gut“, stellt er dankbar fest. Das Ehepaar, Birgitta Bachmann Ewers – sie wird immer nur Gitta genannt – und ihr Otto leben seit 28 Jahren zusammen. 2011 haben sie geheiratet.
Vor dem Besuch des „Nordschleswigers“ machten sie noch einen Ausflug auf der Strandpromenade. Otto, dem vor 14 Jahren nach einem Infarkt das eine Bein amputiert wurde, fuhr in seinem elektrischen dreirädrigen „Ellert“, und Gitta folgte ihm zu Fuß. Bis zur Sporthochschule.
In dem mehrstöckigen weißen Patrizierhaus am Humletorvet gelangt Otto Ewers in seinem Rollstuhl mithilfe eines Lifts in die anderen Stockwerke.
Immer auf Achse
Was ist für einen Mann mit 90 Jahren das Wichtigste? „Dass ich viele Freunde habe und mit dem neuen Auto auch hinauskommen kann“, so Otto Ewers. „Und deine Familie und die Enkelkinder. Das füllt am meisten bei dir“, so seine Frau Gitta, der er nickend recht gibt.
Otto Ewers war einst der einzige Mann in der Familie, der den Familiennamen weiterführen konnte. Seine Vettern waren alle im Krieg gestorben.
Er hält sich jede Woche mit zwei Besuchen im Sportzentrum fit, liest Zeitung und ist stets auf dem Laufenden.
„Früher habe ich ja auch immer den ,Nordschleswiger’ gelesen, als es noch eine Zeitung gab", meint er. Geistig hat er nie eine Pause eingelegt, und Neuigkeiten und die guten Geschichten von früher sprudeln auf Deutsch und auf Dänisch aus ihm heraus.
Ein sehr aktiver Mann
Otto Ewers war schon immer ein begeisterter Jäger, der sich in Afrika zahlreiche Jagdtrophäen holte. „Aber keine Elefanten, Giraffen und Zebras“, ergänzt er. In Norwegen und Schottland angelte er nach Lachsen, und 40 Jahre lang war er Rittmeister beim Sonderburger Ringreiten. Diese Aktivitäten hat er aus gesundheitlichen Gründen ad acta legen müssen.
„Wenn wir auf ,Lillemølle’ sind, nimmt er aber doch seinen Ellert und fährt hinunter auf die Badebrücke. Dann sitzt er dort und angelt“, erzählt Gitta Ewers. Lillemølle ist das idyllisch am Alsensund gelegene Freizeithaus der Familie Ewers bei Sandberg (Sandbjerg)
Führerschein wurde archiviert
„Ich hätte noch ein Jahr ein Auto fahren können. Aber da habe ich auf den Rat meiner Frau und Kinder gehört: Deshalb habe ich den Führerschein abgegeben und habe mir einen Wagen mit Chauffeur und Lift angeschafft. Dann sitze ich vorn neben Gitta“, so Otto Ewers.
Ich hätte noch ein Jahr ein Auto fahren können. Aber da habe ich auf den Rat meiner Frau und Kinder gehört: Deshalb habe ich den Führerschein abgegeben und habe mir einen Wagen mit Chauffeur und Lift angeschafft
Otto Ewers, ehem. Direktor „Brødr. Ewers"
Otto Ewers fährt in seinem Ellert unter anderem auch zu den für ihn etwas abgelegenen Sonderburger Abteilungen von „Brødr. Ewers“.
„Da komme ich allein hin. Wenn es mir passt“, so Ewers zufrieden lächelnd. „Aber ich habe den Kindern versprochen, dass ich nichts anspreche. Das darf ich nicht“, so das Geburtstagskind mit einem schelmischen Blick.
Otto Ewers hat 1998 im Zuge des Jubiläums zum 150-jährigen Bestehen des Unternehmens die Leitung von „Brødr. Ewers“ den beiden Söhnen Hans Otto und Claus Ewers übertragen.
Die Jugend steigt bei Ewers ein
„Brødr. Ewers“ hat vor Kurzem neue Abteilungen in Birkum auf Fünen und Venslev auf Seeland eingeweiht. Hinzu kommen Aktivitäten im Ausland, unter anderem auch in der Ukraine. Das Geschäft läuft vorzüglich.
Es gab aber auch für „Brødr. Ewers“ Herausforderungen. Das war in den 80er-Jahren. „Da gab es für die Bauern, bei denen wir Geld zugute hatten, Schuldensanierung. Da haben wir viel verloren. Aber so ist es ja immer. Man kann kein Geschäft machen, ohne zwischendurch Verluste verzeichnen zu müssen.“
Was ihn in Bezug auf „Brødr. Ewers“ an seinem 90. Geburtstag besonders freut: „Meine sechs Enkel haben nun die Firma.“
Otto Ewers und die beiden Söhne Hans Otto und Claus haben weiterhin die Stimmen-Mehrheit in der Firma. Aber finanziell hat das Unternehmen, das im kommenden Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiern kann, mit den fünf Enkeln und einer Enkelin weitere Besitzer erhalten. Hans Ottos Sohn Thomas beginnt in Kürze bei „Brødr. Ewers“. Alles bleibt also wie bisher in der Familie, was den Senior freut.
Ein Bunker unter dem Haus
Otto Ewers hat in seinem Leben viel probiert, aber es gibt immer noch Überraschungen. Eine davon kam vor einigen Monaten, als die Kommune wegen des Krieges in der Ukraine plötzlich an seiner Haustür klopfte.
„Sie wollten den Bunker unter diesem Haus besichtigen. Während des Krieges sollte hier auf dem Humletorv ein Bunker gebaut werden. Da hat mein Vater gesagt: Ich habe keinen Keller unter dem Haus – macht das doch einfach hier. Deshalb liegt bei uns unten ein Bunker“, so Otto Ewers.
Aber wovon träumte er damals als junger Mann?
„Ich war als Kind besessen von der Fischerei. Ich war frühmorgens bei den Fischkuttern, war mit ihnen unterwegs und fing Makrelen und Heringe. Sie fragten, ob ich ihnen helfen wollte. Ich musste damals Heringe sortieren. Am Wochenende war ich immer mit draußen – ich wollte damals Berufsfischer werden“, so der 90-Jährige.