2020-Auftaktgala

Mette Frederiksen zu den Minderheiten: Ihr seid ein Vorbild für die ganze Welt

Mette Frederiksen zu den Minderheiten: Ihr seid ein Vorbild für die ganze Welt

Mette Frederiksen zu den Minderheiten: Ihr seid ein Vorbild

Kopenhagen/Nordschleswig
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Königin Margrethe und Staatsministerin Mette Frederiksen feierten gemeinsam mit Minderheiten und Mehrheiten den Auftakt zum Jubiläumsjahr 2020. Foto: Niels Christian Vilmann, RitzauScanpix

Die deutsche Minderheit hat bei der Auftaktgala zum Jubiläumsjahr 2020 im Königlichen Theater in Kopenhagen mitgefeiert. Ein Vertreter durfte in der Pause sogar ein Gespräch mit Königin Margrethe führen.

Das Jubiläumsjahr 2020, in dem Dänemark die Vereinigung Nordschleswigs 1920 mit Dänemark feiert („Genforeningen“) ist am Freitagabend offiziell bei einer Gala im Königlichen Theater in Kopenhagen eingeläutet worden. Im Beisein von Königin Margrethe, Prinzessin Benedikte, Staatsministerin Mette Frederiksen, Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther sowie weiteren Regierungsvertretern aus Dänemark sowie nordschleswigschen und deutschen Ehrengästen feierten auch Vertreter der deutschen Minderheit aus Nordschleswig sowie der dänischen Minderheit aus Südschleswig mit.

Dabei wurde dem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, eine besondere Ehre zuteil, als er gemeinsam mit der Vorsitzenden von Sydslesvigsk Forening, Gitte Hougaard Werner, in der Pause mit Königin Margrethe ein Gespräch führen durfte.

„Ich habe mich bei ihr im Namen der Minderheit für ihre Grußworte an die Minderheit in ihrer Neujahrsansprache bedankt. Der Gruß hat große Bedeutung für uns“, sagte Hinrich Jürgensen nach der Gala-Vorstellung.

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen und seine Frau Micky kamen gemeinsam mit der BDN-Kulturausschussvorsitzenden Marion Petersen und ihrem Mann Jörn beim Königlichen Theater in Kopenhagen an. Foto: Søren Gylling, JydskeVestkysten

Deutsch-dänische Symbolik

Diese begann mit der Ouvertüre von Håkon Børresen „Den kongelige gæst“ und Filmaufnahmen bei denen sich über der dänischen Landschaft zwei Hände tänzelnd näherten und schließlich zusammenfanden. Ein Symbol, das Nordschleswig und Dänemark vor 100 Jahren wieder zusammengefunden hatten – aber auch für die Freundschaft zwischen Dänen und Deutschen.

Diese Freundschaft sprach auch Staatsministerin Mette Frederiksen in ihrer Eröffnungsrede an. Kriege hätten früher Familien in Dänemark und Deutschland zerstört, doch 1920 sei die Grenze auf demokratische Weise und im gegenseitigen Respekt voreinander gezeichnet geworden. „Wer bist du? Bist du Deutscher oder Däne? Nach der Abstimmung gab es Dänen auf der deutschen Seite und Deutsche auf der dänischen Seite. Das dürfen wir nicht vergessen“, sagte die Regierungschefin.

„Daher ist es wichtig, sich daran zu erinnern, das Grenzen nicht nur trennen, sondern auch verbinden“, sagte Frederiksen. Im Grenzland gebe es deutsche und dänische Kindergärten, Schulen, Büchereien nebeneinander und es sei Platz dafür,  sowohl dänisch als auch deutsch zu sein.

„Darüber freue ich mich.“

Mette Frederiksen: „Ihr könnt stolz sein"

„Den Minderheiten möchte ich sagen: Ihr könnt stolz sein. Die Mehrheit respektiert die Minderheit, und die Minderheit respektiert die Mehrheit. Ihr zeigt, dass man an seiner Kultur festhalten, gleichzeitig aber die Mehrheit respektieren kann. Man kann sein Herz an zwei Stellen haben – sowohl in Dänemark als auch in Deutschland. Ihr seid eine Inspiration und ein Vorbild, nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt“, sagte Mette Frederiksen.

Bei der anschließenden Weltpremiere tanzten die dänische Balletttänzerin Ida Praetorius und der deutsche Tänzer Alexandre Trusch ein einfühlsames Pas de Deux zur Musik von Ludwig van Beethoven.

Vielseitiges Programm

Überhaupt war es ein kultureller Abend mit viel deutsch-dänischer Symbolik, auch wenn es vornehmlich eine dänische Feier im Zeichen des „Genforeningen" war. So sangen in den Chören, Sønderjysk Pigekor und Drengekoret aus Hadersleben, auch Schüler aus den deutschen Schulen: Lauritz aus Hadersleben sowie Laura, Emma und Sarah von der deutschen Schule Sonderburg waren einige davon.

Die Chöre sangen neue Werke des Nordschleswigers Jens Rosendahl, der die Stücke „Afstemningsdagen 10. Februar“ und „Hatten af ved Kon geå“ bereits 1994 geschrieben hatte. Doch sie wurden erst jetzt aufgeführt. Auch der dänische Entertainer und Liedermacher Sigurd Barret sang neue Lieder, mit denen er 2020 auf Tour geht und bei über 100 Konzerten Schulkindern präsentieren wird. Dabei durfte das Publikum am Freitagabend bereits auf „Man må trække en grænse“ mitsingen.

Außerdem standen am Abend Musik von Carl Nielsen, Ballett von August Bournonville und natürlich Text von Hans Christian Andersen auf dem Programm, das das Königliche Theater für die deutschen und dänischen Gäste zusammengestellt hatte.

Über 1.000 Veranstaltungen

Das „Genforeningsjahr“ kann beginnen. Über 1.000 Veranstaltungen sind in ganz Dänemark geplant. Außerdem ist 2020 ein deutsch-dänisches Freundschaftsjahr, während die deutsche Minderheit 2020 – unter anderem beim Knivsbergfest im Juni – auch ihr 100-jähriges Bestehen feiert. 2020 kann kommen.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und seine Frau Anke nahmen am Freitagabend an der 2020-Auftaktgala in Kopenhagen teil. Foto: Niels Christian Vilmann, RitzauScanpix
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“