Blaue Bänder

Kontrollen: Aktion fordert Grenzöffnung

Kontrollen: Aktion fordert Grenzöffnung

Kontrollen: Aktion fordert Grenzöffnung

Kim Malin Bethke, Denise Dörries
Krusau/Kruså
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Die Jugendorganisationen der Minderheitsparteien Schleswigsche Partei und Südschleswigscher Wählerverband verteilen an den Grenzübergängen Flyer und blaue Bänder. Foto: Denise Dörries

Das Leben an der deutsch-dänischen Grenze ist seit Mitte März stark eingeschränkt. Durch die geschlossenen Grenzen, die mit dem Coronavirus einhergehen, werden der normale Alltag, das Einkaufen oder das Freundetreffen beeinträchtigt.

Für die Grenzlandbewohner und Pendler gehört das Warten an der deutsch-dänischen Grenze mittlerweile schon fast zum Alltag – leider. Da die großen Grenzübergänge wie Pattburg/Padborg,  Krusau/Kruså und Fröslee/Froslev nicht alle zur Verfügung stehenden Spuren öffnen, kommt es an den Grenzen immer wieder zu langen Wartezeiten.

Des Weiteren sind kleinere Grenzübergänge immer noch geschlossen. Diese Faktoren erschweren das Leben an der deutsch-dänischen Grenze für Pendler und Grenzlandbewohner.

Die Jugendorganisationen der Minderheitsparteien SP und SSW, die jungen SPitzen und der SSW-Ungdom, haben die „Aktion Nabospor – Nachbarspur“ ins Leben gerufen, um auf die, aus ihrer Sicht, problematische Situation an den Grenzübergängen hinzuweisen.

Mir geht es nicht um den Stau an der Grenze, sondern um den maximal schädlichen Schnitt, der zwischen Dänemark und Deutschland entsteht.

Ruth Candussi, Parteisekretärin der SP

Die Kontrollen und Wartezeiten sind aber nicht das einzige Problem, vielmehr fühlen sich die Grenzlandbewohner in ihrem natürlichen Alltag gestört. Freunde treffen, die Fahrt zur Arbeit oder einkaufen – das alles ist durch die Grenzschließung stark eingeschränkt. „Mir geht es nicht um den Stau an der Grenze, sondern um den maximal schädlichen Schnitt, der zwischen Dänemark und Deutschland entsteht“, erklärt Ruth Candussi, Parteisekretärin der SP. 

Mit blauen Bändern ein Zeichen setzen 

Mit der Aktion fordern beide Jugendparteien eine „Nachbarspur“, eine Fahrbahn, die eine reibungslose und dauerhafte Grenzpassage ermöglicht. 

Mit blauen Bändern, die als Symbol für die enge grenzüberschreitende Beziehung stehen sollen, wollen sie ein Zeichen setzen. Die blauen Bänder, die beispielsweise am Seitenspiegel befestigt werden können, und Flyer werden an den Grenzübergängen verteilt.

„Die Aktion soll den Politikern zeigen, dass es ein Problem ist und dass sie sich darüber bewusst werden sollen, dass sich etwas ändern muss“, erzählt Ruth Candussi.

Thore Naujeck beim Anbringen eines blauen Bändchens. Foto: Denise Dörries

Am Mittwoch startete die Aktion am Grenzübergang Krusau/Kruså. Ab 11.30 Uhr hieß es hier für die Mitglieder der jungen SPitzen und des SSW-Ungdom, mit den Autofahrern in Kontakt treten und blaue Bänder sowie Flyer verteilen. 

Viele Autofahrer kannten das Problem und blieben verständnisvoll stehen. Auch die Teilnehmer der „Aktion Nabospor – Nachbarspur“ haben in den vergangenen Monaten viele Erfahrungen an der Grenze sammeln können. 

Flemming Meyer, Vorsitzender des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) und ehemaliges Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein, hatte erst kürzlich eine ärgerliche Begegnung mit dem Grenzstau. „Ich sollte zur Geburtstagsfeier meines Enkelkindes nach Harrislee“, erzählt er. „Doch der Weg war blockiert, die Straßen waren dicht – und viele Gäste konnten deshalb nicht erscheinen.“

Auch Maylis Rossberg, zweite Landesvorsitzende des SSW-Ungdom, musste eine ähnliche Erfahrung machen. „Ich bin auf das Gymnasium in Apenrade gegangen und jeden Tag aus Flensburg gependelt. Neulich wollte ich mich mit meinen Freunden vom Abitur treffen. Das Treffen habe ich leider verpasst, weil ich im Stau stand und nicht über die Grenze kam“, erzählt Maylis verärgert.

Auch Maylis Rossberg, zweite Landesvorsitzende des SSW-Ungdom, klärt die Menschen an der Grenze auf und verteilt Flyer und Bändchen. Foto: Denise Dörries

Nils Sjøbjerg, Radikale Venstre und bis vor Kurzem Folketingsabgeordneter, unterstützt die Aktion der jungen SPitzen und des SSW-Ungdom gern, auch wenn er selbst nicht so viel an der Grenze unterwegs ist.

Er versucht, mit dem dänischen Justizminister ins Gespräch zu kommen, um diesem die Idee einer speziellen Grenznachbarspur vorzuschlagen. Die Spur soll nur von Grenzpendlern und Grenzlandbewohnern befahren werden. Diese erhalten dann eine Karte, die sie als Grenzpendler ausweist, sodass sie ohne Kontrollen,  nur mit gelegentlichen Stichproben, über die Grenze kommen.

Auch Rainer Naujeck, stellvertretender Vorsitzender der Schleswigschen Partei, ist selbst nicht so stark von den Staus an der Grenze betroffen, dennoch unterstützt er den Vorschlag einer Nachbarspur. „Ich fahre nur gelegentlich über die Grenze, für Familienbesuche oder zum Einkaufen, aber ich finde es einfach unvernünftig, dass es hier Stau geben muss. In Krusau gibt es zwei Spuren, wieso werden die nicht einfach genutzt?“

Rainer Naujeck (links) und Nils Sjøbjerg unterstützen die Aktion. Foto: Denise Dörries

Nicht nur Grenzpendler machen ihrem Unmut Luft, auch aus der Wirtschaft kommen Klagen, wie Martin Lorenzen, Geschäftsführer des SSW, berichtet: „Es gibt Betriebe, zum Beispiel Handwerker, die auf beiden Seiten der Grenze arbeiten, und täglich Probleme haben. Da muss was passieren, und eine zweite Spur für diese Menschen wäre gut.“

Die nächsten Aktionen finden am Donnerstag, 20. August, ab 7 Uhr, am Grenzübergang Pattburg/Padborg statt und am Sonnabend am Grenzübergang Seth/Sœd. Auf der Facebookseite der „Initiative Nachbarspur/Nabospor“ können alle aktuellen Entwicklungen verfolgt werden. 

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