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Vogelgrippe hat auch dänische Jung-Seeadler getötet

Vogelgrippe hat auch dänische Jung-Seeadler getötet

Vogelgrippe hat auch dänische Jung-Seeadler getötet

Hoyer/Højer
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Das Foto zeigt einen jungen Seeadler. Ein Teil des Nachwuchses der erst seit 1995 wieder in Dänemark heimischen Art ist 2022 der Vogelgrippe zum Opfer gefallen. Foto: DOF / Jan Skriver

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Von den 2022 mindestens 180 in einheimischen Horsten aufgezogenen Jungtieren ist wahrscheinlich ein Dutzend der weltweit grassierenden Vogelseuche zum Opfer gefallen. Die auch als Geflügelpest bezeichnete Krankheit hat im vergangenen Frühjahr ebenfalls in Seeschwalbenkolonien gewütet.

In Dänemark zählt die Wiederansiedlung der Seeadler seit ihrem Wiedereinzug im Jahre 1995 südlich von Apenrade (Aabenraa) und am Bankelsee als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes.

160 Brutpaare in Dänemark

Im vergangenen Jahr wurden landesweit nicht weniger als 160 Brutpaare registriert. Mindestens 180 Jungvögel sind flügge geworden. Nachdem sich die größte heimische Greifvogelart nach anfänglicher Ansiedlung von Brutpaaren aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit einem stattlichen eigenständigen Bestand mit guter Nachwuchsquote etabliert hat, sind inzwischen sogar Bornholm und abgelegene Inseln im Kattegat für Seeadler als Brutplätze auserkoren worden.

Die Seeadler erreichen eine Flügelspannweite von über 2,50 Metern. Erwachsene Seeadler machen Beute unter größeren Vögeln wie Gänsen. Der Seeadler erreicht ein Gewicht von vier bis sieben Kilogramm. Die Weibchen sind größer als die Männchen. Foto: Jens Kirkeby / Ritzau Scanpix

 

Um 1900 waren die Seeadler nach jahrzehntelanger Verfolgung in Dänemark ausgestorben. Die Wiederansiedlung profitierte auch vom Verbot gefährlicher Pestizide wie dem berüchtigten DDT, die bei vielen Greifvögeln zu zerbrechlichen Eischalen geführt hatten.

Vogelgrippe bereitet Sorge

Doch trotz der Erfolgsbilanz gibt es beim dänischen Vogelschutzverband „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF), der seit Jahrzehnten das Projekt zur Wiederansiedlung der Seeadler, „Projekt Ørn“, durchführt, neue Sorgen um den Seeadlerbestand. Es hat sich gezeigt, dass rund ein Dutzend des dänischen Seeadlernachwuchses im vergangenen Jahr der Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, zum Opfer gefallen ist. Die Viruskrankheit, die für Menschen ungefährlich ist, hatte im Frühjahr Schlagzeilen gemacht, weil sie unter anderem im Wattenmeer zum Massensterben von Brand- und Küstenseeschwalben geführt hat. Ebenso verheerend wirkte sich das Virus in den Brutkolonien der Basstölpel aus, beispielsweise auf der Insel Helgoland, von denen viele verendete Exemplare auch auf der Insel Röm (Rømø) angetrieben worden sind.

Virus durch Beutetiere übertragen

„Die Seeadler jagen viele der Vogelarten, die von der Vogelgrippe befallen sind, unter anderem die Nonnengänse. Das erhöht das Risiko, dass die Erwachsenen Beute mit Virusbefall zu den Nestern bringen, was die Jungen erkranken lässt“, so Kim Skelmose, der das  „Projekt Ørn“ leitet. So erlag auch das Küken im nördlichsten dänischen Seeadlernest in Råbjerg südlich von Skagen der Virusseuche. Nach Angaben des DOF hat die Vogelgrippe besonders viele Jung-Seeadler auf der Insel Fünen (Fyn) das Leben gekostet. In Mecklenburg-Vorpommern hat die Seuche auf der Insel Rügen ebenfalls viele Jungadler getötet.

Viele Seeadler am Wattenmeer zu sehen

Die Seeadler fressen pro Tag rund 500 Gramm Fischfleisch, das bei Sturzflügen ins Wasser erbeutet wird, oder 300 Gramm Fleisch von Vögeln oder Säugern als Beutetieren. Gern wird auch Aas verspeist. Trotz der Rückschläge geht man beim DOF weiter von einer Bestandszunahme der Seeadler aus.

 

Die Seeadler sind heute weniger scheu als in früheren Jahren. Regelmäßig sind Exemplare auf den Buhnen bei der Wiedauschleuse am Seedeich bei Hoyer zu sehen. Foto: Volker Heesch

 

Es wird spekuliert, ob die Seeadler in nahrungsreichen Küstenbereichen auch wieder wie in früheren Jahrhunderten am Boden Nester bauen, weil es dort an hohen Bäumen mangelt, in denen derzeit die Seeadler ihre Horste bauen. In Nordschleswig herrscht aktuell im Bereich des Wattenmeeres ein Seeadlerboom. Dort sind Dutzende Seeadler zu sehen, die reichlich Nahrung in den Marschen und im Watt finden, wo Tausende Zugvögel aktuell rasten oder Nahrung finden. Gegen Abend fliegen die Seeadler beispielsweise vom Margrethenkoog (Margrethekog) bei Hoyer in benachbarte Gehölze, wo sie teilweise in Gruppen die Nacht verbringen. 

 

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