Urteil

Tønder Bank: Gericht unterstützt die Forderungen des Vermögensverwalters

Tønder Bank: Gericht unterstützt die Forderungen des Vermögensverwalters

Gericht unterstützt die Forderungen des Vermögensverwalters

Tondern/Tønder
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Der Hauptsitz der Tønder Bank, die im November 2012 die Segel streichen musste (Archivfoto) Foto: Archiv

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Dem Einspruch der Geschädigten beim Konkurs ihrer Bank wurde nicht stattgegeben. Der Kurator Boris Frederiksen hat Anspruch auf 31 Millionen Kronen. Bis zum 1. August ist der Restbetrag in Höhe von 85 Millionen Kronen aus der Konkursmasse fällig.

Das Gericht hat gesprochen: Kurator Boris Frederiksen hat als Vermögensverwalter nach dem Konkurs der Tønder Bank Anspruch auf ein Honorar in Höhe von 31 Millionen Kronen. So lautete das am Freitag verkündete Urteil des Gerichts.

Gegen seine Forderung hatte der Verein der Geschädigten, Tønder Investor 2009, Einspruch erhoben und wurde unterstützt von der deutschen Bank Hamburg Commercial Bank. Sie hatte der Tønder Bank seinerzeit einen Kredit in Höhe von 138 Millionen Kronen gewährt und damit auch noch Geld zugute.

Absprache mit Hamburger Bank

Im September vergangenen Jahres einigten sich Tønder Investor 2009 mit dem Hamburger Geldinstitut, dass die Geschädigten einen Teil des Geldes bekommen würden, wenn die Bank ausgezahlt würde. Die früheren Bankkundinnen und -kunden wurden vom Konkursverwalter nicht als schadenersatzberechtigt eingestuft.

Sie hatten drei Jahre vor dem Konkurs der Bank, die im November 2012 Pleite machte, Geld in hybrides Kapital investiert. Sie meinen, dass sie unter Vortäuschung falscher Tatsachen zum wirklichen Finanzstand der Tønder Bank zur Kapitalanlage verleitet worden waren.

„Natürlich sind wir enttäuscht. Hätten wir aber gar nichts unternommen, wäre nichts für die geschädigten Bankkundinnen und -kunden übrig geblieben. Jetzt bekommen wir zumindest – vielleicht zwischen 6 und 7 Millionen Kronen nach Abzug unserer Ausgaben – zum Verteilen. Genau kann ich es noch nicht sagen. Das Geld wird anteilig an die Geschädigten ausbezahlt. Die Spanne ihrer Investitionen in hybrides Kapital lag zwischen ungefähr 20.000 Kronen und etwa einer Million Kronen“, berichtet Bjarne Laugesen, Vorsitzender des Vereins Tønder Investor 2009.

Wir meinen auch, dass er seine Arbeit nicht gut genug gemacht hat.

Bjarne Laugesen

Das Honorar für den Konkursverwalter sei nicht nur zu hoch. „Wir meinen auch, dass er seine Arbeit nicht gut genug gemacht hat. Erst von uns bekam die Hamburger Bank zu wissen, dass sie nach dem Konkurs der Tønder Bank Geld zugute hat. Diese Information hätte Frederiksen geben müssen“, erklärt Laugesen.

 

Bis zum 1. August muss Geld überwiesen werden

Kurator Boris Frederiksen muss bis zum 1. August 85 Millionen Kronen an die Hamburger Bank überweisen. Diese wiederum wird das Geld an den Verein in Tondern überweisen. „Er akzeptiert uns ja nicht als schadenersatzberechtigt, aber die Bank. Das Geld wird also von Hamburg kommen. Aber unsere Mitglieder sollen nicht glauben, dass das Geld unverzüglich auf ihren Bankkonten landet. Da wird noch einige Zeit vergehen“, so Bjarne Laugesen. Der Vorstand habe noch nicht entschieden, ob gegen die richterliche Entscheidung Einspruch eingelegt wird. Dazu bleiben 14 Tage Zeit.

Einsatz nicht für die Katz

„Unser Einsatz war nicht für die Katz. Wir hatten auf 25 Millionen Kronen gehofft, nun werden es wesentlich weniger nach Abzug unserer Ausgaben. Wir haben aber Gott sei Dank Geld auf unserem Konto. So haben Versicherungen der Mitglieder bezahlt, unsere Anwälte machten uns einen fairen Preis, und die Mitglieder haben auch freiwillig Beiträge einbezahlt.“

Boris Frederiksen erklärte am Freitag gegenüber „JydskeVestkysten“, dass die vielen Fragen und Einsprüche von Tønder Investor 2009 den fast elfjährigen Verlauf verursacht hätten. Schon 2018 hätte ein Schlussstrich gezogen werden können. Dieser Faktor hat bei der Urteilsfindung eine wichtige Rolle gespielt.

Die Entwicklung

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
    Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Die Aktionäre haben einen Rechtsstreit aufgegeben.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønderinvestor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, wurden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernahm Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Personen 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Anteilseigner, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt hat, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führen. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundenschar überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Der Vergleich ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht verknüpft.
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