Tønder Bank

Gläubigerkreis hält Forderungen des Kurators für völlig überzogen

Gläubigerkreis hält Forderungen des Kurators für völlig überzogen

Gläubigerkreis hält Forderungen des Kurators für überzogen

Tondern/Tønder
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An der abschließenden Versammlung der Tønder Bank im November 2012 nahmen sehr viele Kunden teil (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek

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Anwalt Boris Fredriksen erwartet ein Honorar von mehr als 30 Millionen Kronen. Am Freitag, 30. Juni, könnte im Konkursgericht in Sonderburg nach mehr als zehn Jahren der Schlussstrich einer langwierigen Geschichte gezogen werden.

Am Freitag, 2. November 2012, strandete für die Finanzwelt komplett überraschend die Tønder Bank mit Hauptsitz in Tondern. Das Geldinstitut konnte die Abschreibungsauflagen der Finanzaufsicht nicht erfüllen.

Am kommenden Freitag könnte für die geschädigten Anlegerinnen und Anleger das letzte Kapitel in Reichweite sein, wenn im Konkursgericht in Sonderburg (Sønderborg) die Endabrechnung erfolgt.
 

Im Kielwasser des Kollapses übernahm die Sydbank für 118 Millionen Kronen die Immobilien, Niederlassungen, die Kundschaft und 74-köpfige Mitarbeiterschaft. Das als solide geltende Unternehmen hatte 18.000 Kundinnen und Kunden und 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre.

Die Entwicklung

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
    Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Die Aktionäre haben einen Rechtsstreit aufgegeben.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønderinvestor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, wurden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernahm Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Anteilseigner, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt hat, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führen. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundschaft überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Der Vergleich ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht verknüpft.

Zehn Jahre und sieben Monate nach dem Konkurs löst die Forderung des Konkursverwalters Anwalt Boris Frederiksen bei dem Verein Tønderinvestor 2009 und dem Vorsitzenden Bjarne Laugesen sprachloses Erstaunen aus.

„Er fordert rund 31 Millionen Kronen. Damit schießt er völlig daneben. Wir haben gegen die Höhe des Honorars durch unseren Anwalt Einspruch erhoben“, so Laugensen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“. Er weist darauf hin, dass das Gericht bereits zu einem früheren Zeitpunkt (2017) das Honorar des Juristen um zwei Millionen Kronen herabgestuft habe.

Gegenüber „JydskeVestkysten" begründet Fredriksen die Höhe des Honorars von rund 31 Millionen Kronen einschließlich der Mehrwertsteuer damit, dass der Fall sehr viele Ressourcen gefordert hätte.

Bank aus Hamburg bekommt den Rest

Sollte Frederiksen mit seiner Forderung Erfolg haben, blieben unterm Strich noch etwa 85 Millionen Kronen. Als Empfängerin steht eine deutsche Bank aus Hamburg auf der Liste, bei der die Tønder Bank seinerzeit einen Kredit in Höhe von 138 Millionen Kronen aufgenommen hatte.

Im September 2022 ging der Zusammenschluss der 147 Anlegerinnen und Anleger, die ursprünglich aus der Konkursmasse 25 Millionen Kronen gefordert hatten, mit der Deutschen Bank einen Vergleich ein.

Die Geschädigten hatten seinerzeit zwischen 25.000 Kronen und Beträge in der Millionenklasse in Hybrides Kernkapital investiert.

Vernünftiger Abschluss auf der Wunschliste

„Wir hoffen auf einen vernünftigen Abschluss und kämpfen dafür, das Bestmögliche für unseren Verein herauszuholen. Je weniger die Bank bekommt, umso weniger springt für unsere Mitglieder heraus“, so Laugesen, der seit 2016 an der Vereinsspitze steht.

Die Gerichtsverfahren
2015:
Bankdirektor Mogens Mortensen wird zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Kronen verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er grob fahrlässig gehandelt hat. Ihm wird vorgeworfen, die brisante finanzielle Situation der Bank verschleiert zu haben, auch zu einem Zeitpunkt, als noch Investoren Geld in das Unternehmen steckten.
2016: Dem Revisor der Tønder Bank, Carsten Petersen aus Hadersleben (Haderslev), wird vom standesrechtlichen Gremium der dänischen Revisoren ein Bußgeld in Höhe von 200.000 Kronen auferlegt, da er bei der Revision zu unkritisch vorgegangen sein soll.
2020: Der Anlegerkreis Foreningen Tønderinvestor 2009 gewinnt in zwei Instanzen einen Sieg gegen den Nachlassverwalter, der bis Ende Januar 2021 sämtliche Papiere vorlegen muss, aus denen hervorgeht, warum es 2012 zum Zusammenbruch der Bank gekommen ist.
2022: März: Der Prozess des Anleger-Kreises ist für den 12., 13., 26. und 29. September sowie den 3. und 4. Oktober anberaumt.
2022: September: Der Prozess ist auf Wunsch des Anlegerkreises, der einen Vergleich anstrebt, vertagt worden.
2022: 20. September: Der Anlegerkreis, der mit der Hamburg Commercial Bank einen Kompromiss eingehen will, beschließt, dass der Gerichtsprozess abgesagt werden soll.
2023: 7.Juli:Das Gericht in Sonderburg unterstützt die Gehaltsforderungen des Vermögensverwalters Boris Frederiksen in Höhe von 31,5 Millionen Kronen.

 

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Kommentar

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