Tønder Bank

Schlussstrich nach Konkurs: Gläubigerkreis akzeptiert Entscheidung des Gerichts

Gläubigerkreis akzeptiert Entscheidung des Gerichts

Gläubigerkreis akzeptiert Entscheidung des Gerichts

Tondern/Tønder
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Der Hauptsitz der am 2. November 2012 gestrandeten Bank in der Fußgängerzone in Tondern Foto: Archiv Elise Rahbek

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Nach elfjährigem Kampf um die Kapitalanlage eines Investorenkreises, der 2009 sein Geld in hybrides Kapital angelegt hatte, wird jetzt der Schlussstrich gezogen. Der Vorstand will eine Verzögerung und Mehrkosten verhindern.

Nun steht es fest: Das letzte Kapitel nach dem im Jahr 2009 erlittenen Konkurs der Tønder Bank ist geschrieben. Nach fast elfjährigem Kampf akzeptiert der Kundenzusammenschluss Tønder Investor 2009 die Entscheidung des Gerichts. Dieses hatte vor 14 Tagen entschieden, dass dem Konkursverwalter ein Honorar in Höhe von 31 Millionen Kronen zusteht. 

Tønder Investor 2019 prozessierte vor zwei Wochen vor dem Sonderburger Gericht gegen die Höhe des Honorars, zog aber den Kürzeren. Am Freitag ist die 14-tägige Bedenkzeit verstrichen, falls der Verein in zweiter Instanz in die Berufung gehen wollte.

Investition in Hybridkapital

Tønder Investor 2019 vertrat die Interessen der Bankkundinnen und -kunden, die drei Jahre vor dem Konkurs des Geldinstituts ihr Geld in hybrides Kapital (Vermögenspapiere mit Kapitalgarantie) bei der Tønder Bank investiert hatten, aber nicht entschädigt wurden. Als Hybridkapital wird Kapital bezeichnet, das Charakteristika sowohl von Eigenkapital als auch von Fremdkapital aufweist.

„Der Vorstand von Tønder Investor 2009 nimmt die Entscheidung des Gerichts zur Kenntnis“, erklärt der Vorstand am Freitag.

 

Der Vorstand von Tønder Investor 2009 nimmt die Entscheidung des Gerichts zur Kenntnis.

Vorstand von Tønder Investor 2009

 Man wolle die Sache abgeklärt sehen und nicht weiter in die Länge ziehen, um so auch das Risiko weiterer Kosten zu verhindern. Dennoch seien sowohl die Anwälte als auch der Vorstand weiter überzeugt, dass das Honorar des Konkursverwalters, Kammeradvokat Boris Frederiksen, weiter völlig überzogen ist, schreibt der Vorstand in einer Pressemitteilung. 

Fast 25 Millionen Kronen gefordert

Frederiksen hatte die Forderungen auf Entschädigung der Tønder-Investor-2009-Mitglieder abgewiesen, die seiner Ansicht nicht berechtigt waren, ihr investiertes Geld zurückzubekommen. 147 Personen wollten mit fast 25 Millionen Kronen entschädigt werden und waren gewillt, dafür auch vor Gericht zu ziehen.

Deal mit Hamburger Bank

Dank einer Absprache mit der Hamburger Commercial Bank, bei der die Tønder Bank nach einem Kredit in Höhe von 130 Millionen Kronen in der Kreide stand, wird ihnen dennoch ein Anteil der Summe von 80 Millionen Kronen ausgezahlt. Diesen Betrag bekommt das deutsche Geldinstitut aus der Konkursmasse.

„Wir haben nicht vergeblich gekämpft. Wir warten jetzt darauf, dass wir unseren nicht unbedeutenden Anteil dieser Summe von der Hamburger Bank erhalten. Im Laufe des Herbstes sollten wir ungefähr 25 Prozent des investierten Geldes anteilig an unsere Mitglieder ausbezahlen können“, meint der Vorstand.

„Dieses wäre ohne Tønder Investor 2009, dem großen Einsatz seiner Anwälte, dem Dansk Aktionærforening und allen, die uns unterstützt haben, nicht möglich gewesen“, erklärt der Vorstand.

Kein Geld für Aktien

Die 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre der Tønder Bank gingen leer aus. Dafür entschädigte die Sydbank, die das in den Konkurs gegangene Geldinstitut für 118 Millionen Kronen übernahm, die Anlegerinnen und Anleger, die im Jahr des Konkurses (2012) in hybrides Kapital investiert hatten.

 

Das Ende der Tønder Bank kurz erzählt

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
  • Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Sie geben früh einen Rechtsstreit auf.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønder Investor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, werden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernimmt Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Personen, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt habe, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führten. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundenschar überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Die Absprache ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht für alle Beteiligten verknüpft.

Drei Jahre vorher hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in Hybridkapital investiert, um so der Tønder Bank einen größeren finanziellen Spielraum zu geben. 

Durch die Übernahme der Tønder Bank sicherte die Sydbank aber die Einlagen der Kundschaft.

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