Kultur

Gute Nachbarschaft vielseitig interpretiert

Gute Nachbarschaft vielseitig interpretiert

Gute Nachbarschaft vielseitig interpretiert

Scherrebek/Skærbæk
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Anne Mette Daa Natorp aus Aarhus (r.) ist eine der 69 Künstler. Foto: Monika Thomsen

600 kleine Werke bilden im Künstlerhaus in Scherrebek eine große Ausstellung. 69 deutsche und dänische Künstler lassen dort bis zum 29. März ihre Kunst sprechen.

Mehr als 600 Beispiele der guten Nachbarschaft, aus der Hand von 69 Künstlern interpretiert, sind im Künstlerhaus in Scherrebek zu sehen. Eine besondere Herausforderung bildete das Format der Werke, da sich die deutschen und dänischen Künstler in ihrem Schaffensdrang in Anlehnung an 2020 auf das Format 20 x 20 Zentimeter begrenzen mussten.

Die sehenswerte Sonderschau „Det gode naboskab“ hat der Freundeskreis des Künstlerhauses in Zusammenarbeit mit den Zusammenschlüssen „Sønderjysk MalerSammenslutning af 1935“ (SMS 1935) und „Flensborg Fjord Kunst og Kultur“ (FFKK) eingefädelt.

Vielfalt und gegenseitiger Respekt

„Als Nachbarn teilen wir viele Sachen. Die Grenze, die Erinnerungen, die Gefühle und die Geschichte. Das spiegelt diese Ausstellung beeindruckend wider. Die Vielfalt und der gegenseitige Respekt machen unsere Nachbarschaft zu etwas ganz Besonderem“, sagte Bürgermeister Henrik Frandsen (Venstre) während der Eröffnung vor den zahlreichen Teilnehmern.

Die Ausstellung hat eine große Bandbreite Foto: Monika Thomsen

Der frühere Chefredakteur des Nordschleswigers, Siegfried Matlok, nahm die Eröffnung vor. Er erwähnte in Anlehnung an die Plakatkunst als Werbematerial für die Abstimmung 1920, dass es keine rein dänische oder rein deutsche Kunst gebe, da die Kunst in vielerlei Hinsicht grenzüberschreitend sei.

„Die Kunst als Salz in der Suppe"

„Ihr schafft buchstäblich neue Perspektiven mit eurer Kunst. Ihr schafft Kunst, die uns berührt und uns vielleicht sogar provoziert. Jeder Einzelne von uns, der die Kunstwerke betrachtet, wird beeinflusst und individuell herausgefordert. Die Kunst und die Kreativität entspringen nicht Nationalität. Kunst ist menschlich, und die Kunst als solche ist eure Sprache“, so Matlok, der die Kunst als Salz in der Suppe bezeichnete.  

„Kultureller Sauerstoff"

„Kunst schafft Neugierde und inspiriert zur Lust am anderen. Und unser Bedarf am gegenseitigen Kennenlernen nimmt in einer komplizierten Welt von Globalisierung und Glokalisierung dramatisch zu. Wir brauchen Künstler, Maler und Schriftsteller, die uns im Chaos eines Trump’schen Twitter-Gewitters und anderer oft leider asozialer Medien ihre Ideen, Meinungen und Perspektiven anbieten, uns sozusagen durch ihren kulturellen Sauerstoff frische Luft zum Atmen verschaffen“, so Matlok, der im stressigen Alltag auch Bedarf für Muse und Selbstreflexion sah.

Siegfried Matlok, der die Ausstellung eröffnete, fotografiert die Bilder der Künstlerin Karin Baum mit den zweisprachigen Ortsschildern. Foto: Monika Thomsen

Die Lust am Mitwirken wurde prompt bei der aus einer dänischen Familie stammenden Künstlerin Mette Daa Natorp aus Aarhus geweckt, als sie auf die Ankündigung der Ausstellung aufmerksam wurde.

„Meine Großmutter väterlicherseits ist vor Genforeningen in der deutschen Schule gewesen, darüber hat sie nicht gerne gesprochen. Ich bin in einer Zeit des Umbruchs aufgewachsen. Die gute Nachbarschaft ist mit den Jahren natürlicher geworden. In meiner Generation sind wir uns mehr und mehr der Zusammenarbeit mit Deutschland und was wir gemein haben, bewusst geworden“, sagt die gebürtige Sonderburgerin, die die Vernissage zu einem Familienausflug nach Scherrebek nutzte.

Sie wurde davon überrascht, dass sich auf Anhieb gleich ein Käufer für zwei ihrer Aquarelle meldete.  

Auf dem Foto sind die zehn Aquarelle Mette Daa Natorp zu sehen. Foto: Monika Thomsen

Zur jungen Garde der Aussteller zählte Ditte Marie Terp, Fünftklässerin der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern/Tønder. Mit von der Partie sind auch Schüler-Werke der Hermann-Tast-Schule aus Husum und der örtlichen „Skærbæk distriktsskole“.

Die Faszination der verschiedenen Techniken

„Es ist spannend, die verschiedenen Techniken zu sehen“, sagte die elfjährige Ditte, während sie die ausgestellten Werke genau in Augenschein nahm. Die Idee, eine deutsche und eine dänische Flagge zu malen, sei ihr gleich gekommen. Dann hat sie noch Begriffe dazugeschrieben, die für sie zur guten Nachbarschaft gehören. „Es ist schon ein bisschen merkwürdig, aber auch toll“, beschreibt sie ihr Gefühl bei der Ausstellungs-Premiere.

Die Ausstellung, die bis zum 29. März täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet ist, geht anschließend auf Wanderschaft.

Ditte Marie Terp neben ihrem Bild mit den zwei Fahnen Foto: Monika Thomsen
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