Eine Jury hat sie ausgesucht, und nun gehört Birthe Andresen aus Nolde selbst einer an.

Die Siebtklässlerin der Deutschen Schule Tingleff wird beim bundesweiten Festival für deutschsprachige Kindermedien mit dem Preis „Goldener Spatz“ im Juni nach Gera und Erfurt reisen und einem Bewertungskomitee angehören, das sich aus 25 Kindern im Alter von 9 bis 13 Jahren aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol, Belgien, Liechtenstein, Luxemburg und erstmals auch aus Nordschleswig zusammensetzt.

Premiere für die Volksgruppe

Birthe Andresen ist somit die allererste Nordschleswigerin, die bei dem Festival vom 6. bis 12. Juni dabei ist und zusammen mit den Jurykollegen deutschsprachige Filme und Fernsehprogramme für Kinder unter die Lupe nimmt, bewertet und sich für den Sieger der Auszeichnung „Goldener Spatz“ entscheidet.

Der Preis wird bei der großen Abschlussgala am 11. Juni in Erfurt verliehen.

Als die deutsche Medienstiftung sich an die Minderheit in Nordschleswig wandte und fragte, ob die Volksgruppe ein Kind in die Festival-Jury schicken würde, waren der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig und das Kulturressort des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) Feuer und Flamme.

Gern nahm man das Angebot an und reichte es an die deutschen Schulen weiter.

Sechs Kinder gaben sich einen Ruck und bewarben sich um den Jury-Platz. Birthe Andresen wurde schließlich auserkoren.

Dann kam der Brief

Anfang März sei der Brief eingetroffen, in dem die Wahl von Birthe und weitere Details zum Juryabenteuer mitgeteilt wurden.

„Ich habe mich sehr gefreut und meine Eltern auch“, erinnert sich die 13-Jährige an den Moment, als der ominöse Brief geöffnet wurde.

Kurz vor dem Festival wird sie sich nun ohne Eltern mit dem Zug auf den Weg nach Gera machen. Birthe und die Jurykollegen werden in Hotels untergebracht.

Ganz allein wird sie nicht reisen müssen.

„In Hamburg wird eine Betreuerin oder ein Betreuer dazukommen, und es werden dann weitere Jurymitglieder unter anderem aus Bremen, Hannover und Mecklenburg-Vorpommern dazustoßen“, erzählte die Siebtklässlerin am Mittwoch, als sie nach dem Shutdown das erste Mal wieder einen Tag an der Tingleffer Schule verbrachte.

Auf dem Hinweg zum Festival könne sie somit die ersten Kontakte knüpfen, so die Nolderin, die dem Event gespannt entgegenfiebert.

Filmkritik als Bewerbung

Bevor sie auserkoren wurde, musste auch sie eine Filmkritik verfassen und damit unter Beweis stellen, dass sie für die Juryfunktion geeignet ist. Diese Aufgabe meisterte sie.

Es traf sich dabei gut, dass im Online-Unterricht mit Deutschlehrer Henning Kracht das Thema Film- und Medienkritik auf den Stundenplan gesetzt worden war.

„Alle Schüler haben sich damit befasst. Mit Birthe bin ich dann noch einmal explizit ihren Bewerbungsauftrag durchgegangen. Sie hat es gut gemacht, und wir finden es natürlich alle toll, dass sie ausgesucht worden ist“, so Kracht.

Für ihre Filmkritik hatte Birthe Andresen das Musical „The Greatest Showman“ ausgesucht, das von einem Leben in einem Zirkus und von einem Zirkuspionier handelt, der Personen mit besonderen Merkmalen oder Eigenschaften anheuert.

„Ich habe den Film mit meiner Familie geschaut und fand ihn gut. Im Film wird gezeigt, dass jeder etwas werden kann und etwas wert ist, ob er zwergwüchsig oder transsexuell ist oder andere Besonderheiten hat. Ich finde, das ist eine tolle Botschaft“, so Birthe Andresen zu ihrer Einschätzung des Films.

Anfang Juni, wenn die Corona-Lage es zulässt, wird sie sich in Gera und Erfurt mit vielen anderen Filmbeiträgen auseinandersetzen.

Für einen Platz in der Jury hatten sich nach Angaben der „Deutschen Kindermedienstiftung Goldener Spatz“ 1.113 Kinder aus dem deutschsprachigen Raum beworben.

Vielleicht wird Birthe Andresen bei der Abschlussgala sogar die Sieger mit verkünden. Das wäre das i-Tüpfelchen, doch auch so verspricht die Jurymission ein spannendes Erlebnis zu werden.

Gute Reise!