Strategie

Minderheiten: Agieren statt reagieren

Minderheiten: Agieren statt reagieren

Minderheiten: Agieren statt reagieren

Bettina P. Oesten
Nordschleswig/Flensburg
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Hinrich Jürgensen: Die deutsche Minderheit stellt sich laufend die Frage, ob sie effizienter arbeiten kann. Foto: Karin Riggelsen

Eine so umfassende Strukturdebatte, wie sie derzeit in Südschleswig geführt wird, ist für die deutsche Minderheit nicht angesagt, meint der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen. Die deutsche Minderheit ist organisatorisch schon einige Schritte weiter.

Die dänische Minderheit in Südschleswig hat eine umfassende Strukturdebatte eingeleitet. Zu den Vorschlägen gehören eine bessere Zusammenarbeit innerhalb der Minderheit bis hin zu einer Zusammenlegung aller Verbände in einer gesammelten Minderheiten-Organisation mit einem eigenen, direkt gewählten Parlament. Aber auch eine Struktur ähnlich der der deutschen Minderheit in Nordschleswig gehört zu den vier Szenarien, die ein 53-Seitiger Bericht vorschlägt.

Eine ähnliche Strukturdebatte in der deutschen Minderheit hält der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Nordschleswig, Hinrich Jürgensen, daher nicht für wahrscheinlich.

„Vor neun Jahren, als wir massive Kürzungen vornehmen mussten, haben wir uns innerhalb der Minderheit auch die Frage gestellt: Was würden wir heute anders machen, wenn wir die Minderheit neu erfinden könnten? Seitdem schauen wir immer darauf, wo Verbesserungsbedarf besteht, und wo Anpassungen beziehungsweise Veränderungen vorgenommen werden können. Es ist ein laufender Prozess“, sagt Hinrich Jürgensen.

Verschiedene Voraussetzungen

Außerdem seien die Voraussetzungen der beiden Minderheiten verschieden. Im Gegensatz zur dänischen Minderheit, wo jede Organisation selbstständig handelt, sind die Verbände der deutschen Minderheit in Nordschleswig bereits in einer Dachorganisation, dem Bund Deutscher Nordschleswiger, zusammengeschlossen.

Als Beispiel für bereits vorgenommene Strukturveränderungen führt Jürgensen aktuell die Ernennung eines Gesamtleiters für den Jugendverband und den Knivsberg sowie die Zentralisierung verschiedener Buchhaltungen der Minderheiten-Verbände auf.

Am einschneidendsten sei aber laut Jürgensen der Entschluss gewesen, die eigene Tageszeitung „Der Nordschleswiger“ ab 2021 durch ein digitales Angebot zu ersetzen. Dieser Entschluss sei vor dem Hintergrund einer sich schnell digitalisierenden Welt als notwendig erachtet und in enger Abstimmung mit den Verbänden der Minderheit gefasst worden.

Jürgensen: „Finger am Puls der Zeit“

„Die Strukturen, die in Südschleswig angestrebt oder zumindest als sinnvoll erachtet werden, haben wir schon. Die Debatte haben wir also im Grunde schon hinter uns. Das heißt aber nicht, dass bei uns alles in Ordnung ist. Der BDN ist eine Dachorganisation mit allen Vor- und Nachteilen, und weil bei uns die Strukturfrage in einen laufenden Prozess eingebunden ist, stellen wir uns immer wieder den Anregungen, die von den Verbänden kommen, und schauen, wo wir die Arbeit vielleicht besser bündeln und schlankere Strukturen schaffen können. Die Welt verändert sich, und wir wollen uns mit verändern, statt auf der Stelle zu treten. Und das bedeutet: Den Finger am Puls der Zeit zu haben und zu agieren statt zu reagieren“, so der BDN-Hauptvorsitzende.

In der dänischen Minderheit hat die Strukturdebatte soeben erst begonnen. Nun sollen die einzelnen Minderheiten-Organisationen dazu Stellung nehmen, inwiefern sie bereit sind, weitere Schritte vorzunehmen.

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