Stadtentwicklung

Nicht nur für Ghettos: Entwicklungsplan für Stadtteile

Nicht nur für Ghettos: Entwicklungsplan für Stadtteile

Nicht nur für Ghettos: Entwicklungsplan für Stadtteile

Sonderburg/Sønderborg
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Ein Wohnblock im Stadtteil Nørager. Hir müssen in den kommenden Jahren Wohnblöcke abgerissen werden. Wo und wie viele, steht noch nicht fest. Foto: Sara Wasmund

Die Kommune arbeitet an einem Plan, der eine umfassende Aufwertung von Stadtteilen vorsieht. Nicht nur die beiden Ghettobereiche Nørager und Søstjernevej sollen davon profitieren.

Zu hohe Arbeitslosigkeit und ein hoher Anteil an Zuwanderern: Die Kommune Sonderburg steht seit Dezember auf der sogenannten harten Ghettoliste des Landes. Damit ist die Kommune gezwungen, in den betreffenden Stadtteilen Nørager und Søstjernevej Maßnahmen vorzunehmen, um die Wohnstruktur zu verbessern. Gefordert ist der Abriss von rund 60 Prozent der Baumasse vor Ort.

Nun hat die Kommune in Zusammenarbeit mit der Wohnungsgenossenschaft „Sønderborg Andelsboligforening“ beschlossen, einen gesamtheitlichen Entwicklungsplan für 2021 bis 2025 zu erarbeiten und zu beantragen, der auch andere Wohngebiete mit vielen sozial schwachen Bürgern einbezieht.

Umsiedlung von Anwohnern

Grund ist, dass Bürger aus den Ghetto-Bereichen Nørager und Søstjernevej umgesiedelt werden müssen, um die Wohnstruktur vor Ort aufzubrechen. Ganze Wohnblöcke müssen abgerissen und erneuert werden. Doch wohin mit den Anwohnern, die dadurch ihren Wohnort verlieren? Die Kommune will mit einem Gesamtplan verhindern, dass es durch die Umstrukturierung in anderen, vorab ebenfalls belasteten Stadtteilen, zu Problemen kommt und so neue Ghetto-Stadtteile entstehen.

Im Wohngebiet Nørager wird bereits seit 2008 gezielt an einer Verbesserung des Wohnklimas gearbeitet. Foto: Sara Eskildsen

Alle Wohngenossenschaften der Kommune sollen mit einbezogen werden, um einen Gesamtplan zu entwickeln. „Es ist wichtig darauf zu achten, dass andere Wohngebiete nicht weiter belastet werden, wenn wir in einigen Jahren damit beginnen, Nørager und Søstjernevej zu verändern“, sagt Vivian Engelbredt, Vorsitzende von „Sønderborg Andelsboligforening“ (SAB).

„Ich finde es sehr positiv, dass die Kommune die Initiative übernimmt, Absprachen mit anderen Wohnvereinen einzugehen. Es ist wichtig, dass wir die Verantwortung gemeinsam tragen, wenn wir die Herausforderung meistern und gut funktionierende Wohngebiete schaffen wollen.“

Sozialarbeiter und Spielplätze

In den Stadtteilen Nørager und Søstjernevej wird seit 2008 gezielt mit einem Sozialplan daran gearbeitet, die Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu verringern. Spielplätze sind entstanden, Sozialarbeiter sind vor Ort aktiv und das Jobcenter ist dort mit Personal vertreten, um Ausbildungs- und Anstellungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die Arbeit trägt Früchte – aber nur langsam. Und auch andere Stadtteile benötigen Aufmerksamkeit. So gibt es im Ulkebüller Stenbjergparken 241 Wohnungen und rund 700 Bewohner, von denen 75,7 Prozent ihre Wurzeln in nicht-westlichen Ländern haben, und wo 48,3 Prozent der Anwohner sich außerhalb des Arbeitsmarktes befinden.

Der Ulkebüller Stadtteil Stenbjergparken im Osten der Stadt Sonderburg Foto: Kommune Sønderborg

Die Entwicklung des Stenbjergparken steht im politischen Fokus, der Stadtrat hat im Haushalt 2020 festgeschrieben, dass ein Gesamtentwicklungsplan für die Gegend entwickelt wird. Gemeinsam mit SAB hat die Kommune die Arbeit nun aufgenommen.

„Die Kommune Sonderburg und SAB sind sich einig darüber, dass wir eine positive Entwicklung in allen unseren betroffenen Wohngebieten schaffen müssen“, sagt Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.). „Wir müssen gemeinsam ein besseres Wohngebiet schaffen – für die jetzigen und die kommenden Bewohner. Zum Glück können Kommune und SAB gute Resultate vorweisen, wenn es darum geht, ein Wohngebiet zu verändern.“

Er rechne damit, dass die ausgewiesenen Ghettogebiete innerhalb weniger Jahre von der sogenannten Ghettoliste verschwinden werden.

Der genaue Prozess, wie und wann die Ghettos an Nørager und Søstjernevej umgewandelt werden, wird noch erarbeitet. Die Bewohner der Stadtteile sollen in den Prozess miteinbezogen werden.

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