Ökonomieausschuss

Ghetto-Pläne: Venstre und DF springen überraschend ab

Ghetto-Pläne: Venstre und DF springen überraschend ab

Ghetto-Pläne: Venstre und DF springen überraschend ab

Sonderburg/Sønderborg
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Die Zukunft des Stadtteils Nørager hat im Ökonomieausschuss zu Unstimmigkeiten geführt. Foto: Sara Eskildsen

Die Umgestaltung der sozialen Brennpunkte Nørager und Søstjernevej in Sonderburg hat auf der Ökonomieausschuss-Sitzung eine politische Spaltung mit sich gebracht. Völlig überraschend für den Bürgermeister.

Seit September arbeiten die Stadtratspolitiker an einem Plan, wie die Stadtteile rund um Nørager und Søstjernevej umgestaltet werden können. Beide Bereiche sind von der Regierung als „hartes Ghetto“ klassifiziert worden, und somit müssen laut Gesetz 60 Prozent aller Gebäude abgerissen werden.

Bislang waren sich die Politiker in Sonderburg einig darüber, wie die Stadtteile bis 2030 umgestaltet werden sollen. Doch bei der Sitzung des Ökonomieausschusses am Mittwoch änderten Vertreter der Parteien Venstre und Dänische Volkspartei (DF) überraschend den Kurs. Sie stimmten dem bereits ausgearbeiteten Plan nicht zu.

Studentenwohnungen Stein des Anstoßes

Zwar sind sich die Parteien weiterhin einigermaßen einig darüber, nur rund 40 Prozent anstatt der geforderten 60 Prozent der Baumasse abreißen zu wollen. Ein entsprechender Antrag ans Ministerium ist ausgearbeitet – und lag am Mittwoch dem Ausschuss zur Verabschiedung vor. Doch im Detail gibt es einen Stein des Anstoßes: Venstre und DF wollen nicht, dass ein Teil der Baumasse in Studentenwohnungen umfunktioniert wird.

Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht und auch enttäuscht bin. Wir haben sehr lange und gemeinsam an diesem Plan gearbeitet, und wir waren uns einig über diesen Weg. Bis heute.

Erik Lauritzen, Bürgermeister

Für Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) kam der Rückzieher von Venstre und DF „völlig überraschend“. „Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht und auch enttäuscht bin. Wir haben sehr lange und zusammen an diesem Plan gearbeitet, und wir waren uns einig über diesen Weg. Bis heute.“

Man habe in vielen Themensitzungen gemeinsam erarbeitet, welchen Weg man einschlage. „Dass man dann in letzter Sekunde plötzlich sagt, man will dem erarbeiteten Plan nicht zustimmen, fand ich doch sehr überraschend. Gerade weil es wichtig ist, dass wir uns in diesen schweren Fragen einig sind.“

Die Ökonomieausschuss-Sitzung war die vorletzte politische Instanz. Ende Februar entscheidet schlussendlich der Stadtrat über den Antrag ans Ministerium.

Bis 2030 muss ein Großteil der Gebäude auf Nørager abgerissen werden. Foto: Sara Wasmund

Stadtratspolitiker Stefan Lydal (DF) begründet seine Kehrtwende im Ökonomieausschuss mit Zweifeln an der Wirksamkeit von Studentenwohnungen vor Ort. „Man kann diskutieren, ob das Problem mit dem Abriss von 60 oder 40 Prozent gelöst wird. Aber allgemeine Wohnungen zu Jugendwohnungen zu machen, um das Wohnmilieu zu verändern, das wird das Problem nicht lösen“, so Lydal.

„Lieber noch einmal darüber diskutieren“

„Wenn man Studierende im Alsion fragt, ob sie gerne auf Nørager leben wollen, würden die meisten bestimmt nicht sagen: Da möchte ich gerne wohnen. In diese Wohnungen würden dann nur sozial schwache junge Menschen einquartiert werden, und das löst das Problem eben nicht.“

Er und seine Parteimitglieder wollten „lieber noch einmal darüber diskutieren“, welcher Weg der richtige sei. „Wir werden uns jetzt zusammensetzen und überlegen, wie wir ans Ziel kommen.“

Es gibt da doch noch einige Dinge, die wir vor der Stadtratssitzung erörtern wollen. Vor allem die Wohnungen für junge Leute.

Peter Hansen, Stadtratspolitiker

Auch Peter Hansen (V) konnte dem vorliegenden Antragsentwurf seine Zustimmung am Mittwoch nicht geben. „Es gibt da doch noch einige Dinge, die wir vor der Stadtratssitzung erörtern wollen. Vor allem die Wohnungen für junge Leute.“

Möglicherweise sei auch ein Abriss von mehr Baumasse zugunsten von mehr Grünflächen vor Ort ein besserer Schritt in die Zukunft. „Wir wollen darüber noch einmal sprechen, bevor die Sache im Stadtrat zur Abstimmung kommt.“

Drei Stimmen dagegen – jetzt entscheidet der Stadtrat

Der Stadtrat tagt am Mittwoch, 24. Februar, ab 17 Uhr in Hagenberg (Havnbjerg).

Für den Vorschlag stimmten im Ökonomieausschuss Erik Lauritzen (Soz.), Jan Prokopek Jensen (Soz.), Jesper Smaling (Soz.) und Niels Ole Bennedsen (Soz.) sowie Stephan Kleinschmidt (SP) und Aase Nygaard (Fæl.). Dagegen stimmten die Stadtratspolitiker Stefan Lydal (DF), Tage Petersen (V) und Peter Hansen (V).

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