Nachhaltig Bauen

Dieser Sonderburger Kindergarten erhält ein neues Dach aus alten Ziegeln

Dieser Sonderburger Kindergarten erhält ein neues Dach aus alten Ziegeln

Dieser Kindergarten erhält neues Dach aus alten Ziegeln

Sonderburg/Sonderborg
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Für Firmendirektor Arne Frederiksen und seine Handwerker ist das Eindecken des Kindergartendachs mit recycelten Ziegeln eine neue Erfahrung. Foto: Sara Eskildsen

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Nachhaltigkeit hat in der Kommune Sonderburg bei Bau- und Renovierungsprojekten Priorität. Ein einzigartiges Beispiel dafür ist die Dachrenovierung des Kindergartens „Dybbølsten Børnehave“. Dieses Projekt zeigt, wie innovative Ansätze im Alltag umgesetzt werden können und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.

Das Dach des Kindergartens „Dybbølsten Børnehave“ bei Sonderburg ist etwas ganz Besonderes. Es ist frisch renoviert und besteht doch aus den gleichen Dachziegeln wie zuvor. 

Ein neuer Ansatz bei der Dachrenovierung

In einem bislang einmaligen Projekt hat sich die Kommune Sonderburg dazu entschieden, die alten, noch voll funktionstüchtigen Dachziegel nicht einfach abzudecken und wegzuschmeißen. 

Statt sie in einen Container zu werfen, trugen die Handwerker sie vom Dach, um sie nach dem Bau eines neuen Unterdachs wieder aufzudecken. 

Das Eindecken mit den alten Ziegeln war für alle Beteiligten eine neue Erfahrung: Handwerksunternehmer Arne Frederiksen mit Dorte Radik von der kommunalen Abteilung für Gebäudebetrieb halten einen alten Dachziegel, der wiederverwertet wird. Foto: Sara Eskildsen

Dorte Radik, kommunale Abteilungsleiterin für den Gebäudebetrieb, betont: „Mit diesem Projekt werden wir viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln.“ Die innovative Vorgehensweise bringt neue Herausforderungen mit sich. Die Handwerker mussten ihre Arbeitsweisen anpassen, was mehr Zeit in Anspruch nahm und so höhere Kosten verursachte. 

Herausforderungen und Lernprozesse

Auch Fragen zur Garantie bei der Verwendung recycelter Materialien müssen geklärt werden. Dorte Radik sieht dies als Chance: „Es ist sowohl für uns als auch für die Handwerker ein neuer Prozess. Wir sammeln alle Erfahrungen.“

Nicht nur im Gebäude spielt Nachhaltigkeit eine Rolle: Die Kinder der Institution haben sich auch thematisch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Am Freitag hat die Institution die Fertigstellung des ersten Dachabschnitts gefeiert. Foto: Sara Eskildsen

Es wird nicht überall Sinn ergeben, bereits bestehende Materialien wiederzuverwenden.

John Knudsen

Trotz des Fokus auf Nachhaltigkeit betont John Knudsen, Leiter der kommunalen Abteilung für Energie und Bauen, die Notwendigkeit, jedes Projekt individuell zu bewerten. „Es wird nicht überall Sinn ergeben, bereits bestehende Materialien wiederzuverwenden. Wenn etwa der Energieaufwand für Abbruch, Reinigung und Aufbereitung zu hoch ist, gibt es Grenzen, wann es sinnvoll ist, recycelte Materialien einzusetzen.“ 

Abwägung und Zukunftsperspektiven

Abteilungsleiterin Dorte Radik zieht eine Zwischenbilanz: „Wir wollen mit dem Projekt nicht angeben, wir wollen Erfahrungen sammeln. Hätten wir diese Vorgehensweise bei der Renovierung einer großen Schule gewählt? Nein, das hätten wir nicht getan. Dieses Projekt war genau richtig, um erste Erfahrungen zu machen. In Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen haben wir richtig viel gelernt, und diese Erkenntnisse nehmen wir mit. Denn eines ist klar: Das ist die Zukunft.“

Der Eingangsbereich des Kindergartens ist bereits neu eingedeckt. In wenigen Wochen soll das Projekt abgeschlossen sein. Foto: Sara Eskildsen

Und wie haben die Handwerker die außergewöhnliche Dachrenovierung erlebt? Arne Frederiksen setzt das Projekt mit seiner Firma Frederiksen & Jepsen um. Das Sonderburger Unternehmen hat sich auf Dachstuhlarbeiten spezialisiert.

„Für uns war das eine neue Erfahrung. Wir hatten zu Beginn keine Prozessabläufe vorliegen. Diese mussten wir neu denken und entwickeln, weil wir das einfach noch nie vorher so gemacht haben“, sagt der Direktor. 

„Neue Dinge brauchen Zeit“

Unter anderem kam die Frage auf, wo und wie die Dachziegel gelagert werden. Bei einer Dachfläche von 500 Quadratmeter haben es die Handwerker mit etwa 7.000 Ziegel zu tun, die sie abtragen, zwischenlagern und wieder auflegen.

Unternehmer Frederiksen sagt: „Die Baubranche ist eher traditionell, neue Dinge brauchen Zeit. Dieses Projekt war größenmäßig genau richtig, um Erfahrungen zu sammeln.“

Das Unterdach des Kindergartens ist neu konstruiert – nun werden die alten Ziegel wieder aufgedeckt. Um für die kommenden Jahre ausreichend Ersatz-Dachziegel zu haben, hat die Kommune ein Ersatzlager mit Ziegeln eines alten Gebäudes in Havnbjerg (Hagenberg) angelegt. Foto: Sara Eskildsen

Nachhaltiges Bauen: Diesen Aktionsplan verfolgt die Kommune Sonderburg

Die Kommune Sonderburg verfolgt einen umfassenden und ambitionierten Aktionsplan für nachhaltiges Bauen als Teil ihrer übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie. Diese Strategie ist unter anderem in der Nachhaltigkeitspolitik 2021 bis 2024 verankert.

Umsetzung in der Praxis

Die Kommune arbeitet aktiv daran, Nachhaltigkeit im Bauwesen umzusetzen.

  • Bei kommunalen Einkäufen wird Wert auf energiesparende Lösungen und die bestmögliche Technologie gelegt.
  • Die Kommune geht bei den Bemühungen um CO₂-Neutralität in eigenen Gebäuden und Einrichtungen voran, sie deckt etwa Institutionen mit Solaranlagen ein. 
  • Die Kommune arbeitet daran, die Energieverschwendung zu minimieren und Energie in kommunalen Gebäuden intelligent zu nutzen.
  • In Zusammenarbeit mit privaten Investoren erarbeitet die Kommune bei Bau- und Renovierungsprojekten neue Wege bei der Nutzung von gebrauchten Materialien.

 

Diese Ziegel werden noch abgedeckt – auch hier wird ein neues Unterdach gezogen. Die genaue Position der einzelnen Ziegel ist nicht entscheidend, sie werden nicht an derselben Stelle wieder aufgelegt. Foto: Sara Eskildsen

Abteilungsleiter John Knudsen hebt in Sachen nachhaltiges Bauen auch noch die Bedeutung der Raumoptimierung hervor: „Ein Beispiel für nachhaltiges Bauen ist, dass wir nicht mehr Quadratmeter bauen als notwendig.“ Dieser Ansatz trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen und den Energieverbrauch zu minimieren. 

Energieeffiziente Lüftungssysteme: Ein weiterer Baustein

Ein wichtiger Aspekt nachhaltigen Bauens sind effiziente Lüftungssysteme. Knudsen erklärt: „Nachhaltige Systeme tauschen Luft wechselseitig aus und minimieren dadurch den Energieverlust.“ Moderne Steuerungssysteme passen die Lüftung an die tatsächlichen Bedürfnisse an, was zu erheblichen Energieeinsparungen führt. 

Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden

Die Kommune Sonderburg setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Bereits 15 Schulen, 10 Pflegeheime und etwa 15 Kindergärten sind mit Solaranlagen ausgestattet. Dies unterstreicht das Engagement der Kommune für eine nachhaltige Energieversorgung ihrer Gebäude. 

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