Digitale Wirtschaft
Chip-Industrie abhängig von Asien – Samaneh Sharbati und ihr Team versuchen das zu ändern
Europas Chip-Industrie ist abhängig von Asien – das ist zu tun
Chip-Industrie abhängig von Asien – das ist zu tun
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Europa ist in Sachen Chip-Industrie weit hinterher, sagt die Sonderburger Forscherin Samaneh Sharbati. Sie hat 550.000 Euro für ein Projekt erhalten, um die EU-Chip-Industrie weiterzuentwickeln. Wie geht sie diese Herausforderung an?
Ein Alltag ohne sie ist mittlerweile unmöglich. Ob beim Fernsehen, beim Aufladen des Mobiltelefons oder des Autos, beim Telefonieren oder Bezahlen an der Kasse: Mikrochips steuern den Alltag.
Europa als Entwicklungsland
Doch Europa hat ein Problem: Es ist ein Entwicklungsland in Sachen Produktion und Entwicklung von Halbleitern, sagt Samaneh Sharbati. Sie ist Expertin in der Weiterentwicklung von Chips, und leitet am Sonderburger „Center for Industriel Elektronic“ (CIE) ein Projekt. Es soll helfen, Europa in Sachen Mikrochips zukunftsfähig machen soll.
„Europa hat die vergangenen Jahre verschlafen. Es war möglicherweise zu einfach und zu billig, entsprechende Produkte aus Asien und den USA zu beziehen. Allzu lange hat sich niemand Gedanken über die Zukunftsfähigkeit gemacht“, sagt die 40-jährge Professorin, die am CIE an den Mikrochip-Komponenten der Zukunft forscht.
„Vor Augen geführt, wie abhängig wir von Asien sind“
„Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie abhängig wir von der Produktion in Asien sind. Europa versucht jetzt unter Hochdruck, eine Unabhängigkeit zu entwickeln – und das Projekt soll die eigene Entwicklung und Produktion von Halbleitern fördern“, sagt die gebürtige Iranerin, die das Projekt namens „Chips of Europe“ leitet.
Das Ziel: junge und talentierte Menschen für die Branche gewinnen, Europas Chip-Branche vernetzen, weiterentwickeln und auf selbstständige Beine stellen.
„Wir wollen Nachwuchs ausbilden. 2030 werden uns nach aktuellen Berechnungen 30.000 Expertinnen und Experten in der Branche fehlen. Es ist also höchste Zeit, den Nachwuchs zu aktivieren, damit Europa zukunftsfähig ist, was Mikrochips angeht.“
Personalnot: Unternehmen wenden sich an die Uni
Studium und Forschung müssten dringend den Bedürfnissen von Industrie und Forschung angepasst werden. „Was braucht die Industrie? Danach müssen wir unsere Ausbildungsangebote ausrichten. Aktuell habe ich beispielsweise viele Anfragen von Unternehmen aus Norddeutschland, die fragen: Habt ihr gute Studenten, wir brauchen dringend Personal!“, schildert Samaneh Sharbati die Situation.
In ganz Europa stünden Firmen vor dem Problem, dass es zu wenig Fachkräfte gibt. „Die Nachfrage ist wirklich immens; die Studierenden werden sofort nach dem Studium angestellt, manche sogar schon während des Studiums. Das Projekt soll die Mobilität und den Austausch zwischen Unternehmen, Forschung und Studierenden fördern.“
Binationale Uni-Abschlüsse sind hilfreich
Auch Doppel-Abschlüsse zwischen verschiedenen Ländern sollen vermehrt zum Einsatz kommen. Funktionierende Modelle gebe es bereits zwischen der Universität von München und der von Kanada. „Sowas brauchen wir auch in Europa“, unterstreicht Sharbati.
Das Projekt „Chips of Europe“ vereint auch das Wissen, über welches technische Equipment die jeweiligen Universitäten und Forschungszentren in Europa verfügen.
Europa investiere aktuell viel Geld, um in die Chip-Industrie zu investieren – aber es fehlen die menschlichen Ressourcen, um forschen, entwickeln und produzieren zu können, sagt die Projektleiterin. „Europa sollte in diesem Feld unabhängig sein“, sagt sie.
Bislang wurde alles Notwendige zu großen Teilen aus anderen Ländern außerhalb Europas importiert, anstatt die eigene Chip-Industrie zu entwickeln und zu fördern.
„Höchste Zeit, eine Selbstständigkeit zu entwickeln“
Wann wird Europa unabhängig sein? „Es ist schwer zu sagen, wann Europa in diesem Bereich eine Unabhängigkeit erreicht haben wird. Ich tue, was ich kann, um die Ausbildung für die Nachwuchskräfte zu optimieren, um möglichst viele Fachkräfte zu entwickeln. Es ist ohne Frage höchste Zeit, eine Selbstständigkeit zu entwickeln.“