Geschäftsgründung

Volker hat in Wollerup eine Segelmacherei eröffnet

Volker hat in Wollerup eine Segelmacherei eröffnet

Volker hat in Wollerup eine Segelmacherei eröffnet

Wollerup/Vollerup
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Volker Hinrichsen in seiner Werkstatt. Die Werkzeug-Gondel kann er über seinen Schnürboden ziehen, wo er Segel und Persenninge verarbeitet. Foto: Sara Eskildsen

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Mit 55 Jahren hat sich Volker Hinrichsen einen Traum erfüllt: Statt als Lehrer in Bargteheide arbeitet er nun in seiner eigenen Segelmacherei bei Sonderburg. Wie es dazu kam, verrät er im Gespräch.

In wenigen Wochen wird das 24 Meter lange Segelschiff Marevida aus Kappeln in See stechen und Kurs auf die Karibik nehmen. Bis dahin hat Segelmacher Volker Hinrichsen noch jede Menge zu tun: In seiner Segelmacherei Leeguan Boat Covers in Wollerup erstellt er Verdecke für das Boot. Maßgeschneiderte und hochwertige Schutzhauben, die in Seglerkreisen als Sprayhoods und Kuchenbuden bezeichnet werden.

Noch vor einem Jahr unterrichtete der 55-Jährige als verbeamteter Lehrer an einer Gesamtschule in Bargteheide, jetzt ist er in seiner Wolleruper Segelmacherei sein eigener Lehrmeister. Statt Schulstoff befasst er sich mit Segelstoff.

Von Bargteheide nach Wollerup

Der Auftrag für die Marevida ist einer der ersten großen in seinem Unternehmen, seine Kundinnen und Kunden kommen sowohl aus Deutschland als auch aus Dänemark.

Zusammen mit seiner Frau Steffi und den 16-jährigen Zwillingen des Paares ist Volker Hinrichsen im August von Bargteheide nach Wollerup bei Sonderburg (Sønderborg) gezogen. In der großen Garage am Lambjergskovvej hat er sich eine Segelmacherwerkstatt eingerichtet, ganz nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen.

Der leidenschaftliche Segler an seinem Arbeitsplatz. Hier entstehen sogenannte Sprayhoods und Kuchenbuden, Biminis und Lazybags. Foto: Sara Eskildsen

Seit Oktober bietet Volker Hinrichsen mit seinem Unternehmen Leeguan Boat Covers seine Dienste an. Repariert Segel und produziert vor allem maßangefertigte Spritzverdecke.

Wie kam er darauf, seine Segelmacherei in der Kommune Sonderburg zu eröffnen? „Wir sind selbst Segler und kannten das Segelrevier rund um Sonderburg und Höruphaff gut“, sagt der Segler. „Wir waren erstaunt darüber, dass es hier keine größere Segelmacherei gab. Es gibt einen älteren Unternehmer in Augustenburg, aber ansonsten gibt es hier klar einen Bedarf.“

Die Nähe zum Wasser, das Leben in Dänemark, die vergleichsweise günstigen Häuserpreise in Süddänemark und die offensichtliche Marktlücke – all das spielte bei der Entscheidung für Wollerup eine Rolle.

Volker und Steffi Hinrichsen vor ihrem neuen Zuhause. Der Leguan an der weißen Hauswand ist das Markenzeichen der Segelmacherei. Foto: Sara Eskildsen

Die Liebe zur Segelmacherei entdeckte Volker Hinrichsen früh in seinem Leben. „Als ich noch zur Schule ging, habe ich in der Segelmacherei meines Bruders in Süddeutschland gearbeitet, da wurde ich angelernt. Dann ging ich zum Studium nach Kiel, wo Sport und Segeln ein großer Teil meines Lebens waren“, so der Unternehmensgründer, der viele Jahre im Segelzentrum der Universität Kiel arbeitete – in der Segelmacherei und als Segellehrer.

Nach 20 Jahren als Lehrer stellte sich die Frage, wie das Leben weitergehen soll. Der alte Traum von einer eigenen Segelmacherei ließ nicht locker – und wurde mit dem Umzug nach Wollerup in die Tat umgesetzt.

Das Wohnzimmer wurde zur Werkstatt

Zuletzt arbeitete Volker Hinrichsen neben seinem Job als Lehrer auch an Aufträgen für Freunde und Bekannte – zu Hause im Haus der Familie. „In den vergangenen zwei Jahren glich unser Wohnzimmer einer Werkstatt“, erinnert sich Steffi Hinrichsen. „Es wurde Zeit, dass er eine eigene Werkstatt erhielt“, fügt sie lachend hinzu.

Die 49-Jährige arbeitet im Personalwesen für ein Unternehmen in Flensburg (Flensborg). Die 16-jährigen Zwillinge der Familie besuchen die Deutsche Schule Sonderburg.

Der Segelmacher und das Huhn – Henne Oui ist zusammen mit anderen Legehennen mit nach Dänemark umgezogen und leistet Volker Hinrichsen in der Werkstatt oft Gesellschaft. Foto: Sara Eskildsen

Wie lebt und arbeitet es sich in Süddänemark? Nach neun Monaten können die Hinrichsens ein erstes Fazit ziehen. „Es fühlt sich an, als sei man auf einer langen, schönen Reise unterwegs. Es ist ein schönes Leben – und abends können wir oft runter zum Boot und am Wasser sein. Die Kommune Sonderburg hat uns in unserem Vorhaben enorm gut unterstützt und begleitet, und wir sind froh, dass wir uns auf den Weg gemacht haben“, sagt Volker Hinrichsen.

Auf in den Schnürboden statt in die Schule

Statt ins Klassenzimmer geht er nun jeden Morgen in seine Werkstatt und setzt sich am Schnürboden mit Druckluftfunktion an seine Nähmaschine. Der deutsche Meister im Seesegeln ist mit Leeguan Boat Covers in seinem ganz eigenen Heimathafen angekommen. Er hilft nun anderen dabei, sicher und trocken in ihren jeweiligen Häfen anzukommen.

Zur Internetseite der Segelmacherei geht es hier.

Ein Zeitungsausschnitt zeugt von der Weltumsegelung, zu der die Familie 2011 aufgebrochen war. Foto: Sara Eskildsen
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