Haftprüfungstermin

Sicherheitsfirma nach Sorgerechts-Drama: „Wie in einem schlechten Film“

Sicherheitsfirma nach Sorgerechts-Drama: „Wie in einem schlechten Film“

Chef der Sicherheitsfirma: „Wie in einem schlechten Film“

Gravenstein/Gråsten
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Die Polizei rückte am vergangenen Mittwoch mit einem Großaufgebot nach Gravenstein (auf dem Foto das örtliche Schloss) aus und sperrte Straßen im Ortskern ab. Foto: Karin Riggelsen

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Zwei Tage lang waren Mitarbeiter einer deutschen Sicherheitsfirma in Gewahrsam der dänischen Polizei. Der Chef der Firma erzählt, was sie erlebt haben – und wer die Männer waren.

Als Frank M.* und seine fünf Mitarbeiter in der vergangenen Woche nach Gravenstein fuhren, hatten sie einen Auftrag: Sie sollten bei einer Kontaktaufnahme zwischen zwei getrennten Partnern und deren Kindern für Sicherheit sorgen.

Der Auftrag der Sicherheitsfirma aus Ostdeutschland* endete nach kurzer Zeit mit einer Festnahme der Mitarbeiter. Nach zwei Tagen in Gewahrsam der dänischen Polizei entließ das Haftprüfungsgericht die Männer am Donnerstagabend wieder in Freiheit – und die Sicherheitsfirma fuhr noch in derselben Nacht mit ihren Angestellten zurück Deutschland.

*Der Name des Mannes und der Firma sind der Redaktion bekannt.

Im Interview erzählt der Betreiber der Sicherheitsfirma, wie die Männer die Festnahme erlebt haben – und warum die Sache noch nicht vorbei ist.

Was lief in Gravenstein ab, bevor Sie und Ihre Männer festgenommen wurden?
„Wir waren als Personenschützer beauftragt worden, eine Klientin zu begleiten, die Kontakt zu ihrem Ex-Partner und ihren Kindern aufnehmen wollte. Unser Auftrag war, dafür zu sorgen, dass es nicht eskaliert. Unsere Absicht war zu keinem Zeitpunkt, die Kinder mit Gewalt mitzunehmen. Es ging immer nur darum, das Gespräch zu suchen, zu vermitteln und einen Kontakt aufzubauen.“

Kam es zur Kontaktaufnahme?
„Nicht zu den Kindern. Ich habe mit dem Vater der Kinder und dessen Partnerin gesprochen. Wir haben klargestellt, dass es um den Willen der Kinder geht. Und wenn die Kinder sagen, dass sie beim Vater bleiben wollen, hätte unsere Klientin das auch akzeptiert. Uns ging es um das persönliche Gespräch. Ich bin seit Jahrzehnten in der Branche tätig, und unsere Firma kann es sich gar nicht leisten, etwas Illegales zu machen.“

Sie haben also nicht versucht, die Kinder aktiv mitzunehmen?
„Nein, wir hatten keinen Kontakt zu den Kindern. Ich habe am Ende im Gespräch mit dem Vater gesagt, dass wir das Gespräch hier nun abbrechen, und dass man eine neue Lösung suchen muss. Wir haben uns ganz vernünftig unterhalten und uns die Hand gegeben. Und da sagte er, er habe die Polizei gerufen. Ich hatte da immer noch die Hoffnung, dass man die Situation mit der Polizei in aller Ruhe klären könnte.“

An diesem Tag bestanden die Mitarbeiter aus Ex-Bundeswehrangehörigen und ehemaligen Angehörigen der Polizei.

Frank M., Chef der Sicherheitsfirma

 Was passierte, als die Polizei kam?
„Da gab es überhaupt keine Möglichkeit, etwas zu klären! Wir mussten uns hinknien, und sie haben uns Handschellen angelegt und uns festgenommen. Ich dachte: Das gibt es doch gar nicht! Uns wurde überhaupt nicht gesagt, warum sie uns mitnehmen. Wir wurden ohne Angabe von Gründen mitgenommen, und sie haben uns nicht gerade sanft behandelt. Wobei ich davon abgesehen sagen muss, dass sich die Polizei generell sehr ordentlich uns gegenüber verhalten hat, auch in unserer Zeit im Arrest. Sie waren höflich und zuvorkommend.“

In den dänischen Medien gab es, ausgehend von einem Zitat ihrer Mitarbeiterin, viele Überschriften, dass es Polizisten aus Deutschland waren, die in Gravenstein aktiv waren. Wer waren ihre Mitarbeiter?
„Wir arbeiten im Personenschutz mit Mitarbeitern zusammen, die eine entsprechende Ausbildung haben und die ohne Vorstrafen sind. An diesem Tag bestanden die Mitarbeiter aus Ex-Bundeswehrangehörigen und ehemaligen Angehörigen der Polizei.“

Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihre Freilassung Berufung beim Westlichen Landesgericht eingelegt. Wie geht es jetzt für Sie weiter?
„Generell war es schon eine sehr unschöne Erfahrung, in einem anderen Land zwei Tage lang in einem Arrest zu sitzen. Und als die Anklage von zehn Jahren Haft gesprochen hat, dachte ich: Das ist ja wie in einem schlechten Film! Wir sind sehr froh, dass keine Untersuchungshaft erlassen wurde – denn wir haben nichts Illegales gemacht. Wir warten ab, wie es mit der Berufung weitergeht. Wir werden wohl kaum zurück nach Dänemark fahren, wenn die Untersuchungshaftentlassung doch wieder rückgängig gemacht wird. Die Haftprüfungsrichterin hatte keine Gründe gefunden, um uns in U-Haft zu behalten, das spricht für sich. Und unsere Pflichtverteidiger haben übrigens hervorragende Arbeit geleistet und haben die Sachverhalte in aller Ruhe dargestellt. Wir warten jetzt ab, ob die Anzeige aufrechterhalten wird. Aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.“

Anmerkung der Redaktion: Damit keine Rückschlüsse auf den genauen Ort des Geschehens gezogen werden, haben wir das Titelfoto nachträglich ausgetauscht.

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