Polizeiermittlungen

Deutsche Firma bangt nach Festnahmen in Dänemark um Angestellte

Deutsche Firma bangt nach Festnahmen in Dänemark um Angestellte

Deutsche Firma bangt nach Festnahmen um Angestellte

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Im Sonderburger Gericht findet am Donnerstag ein Haftprüfungstermin statt, der sechs Männer aus Deutschland betrifft. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Derzeit befinden sich sechs Männer aus Deutschland in Gewahrsam der dänischen Polizei. Die Kollegen einer deutschen Sicherheitsfirma bangen um ihre Mitarbeiter – und stellen klar, dass die Männer lediglich die Mutter der Kinder hätten beschützen sollen.

War alles doch ganz anders? Diese Frage stellt sich, nachdem am Mittwochmorgen in Gravenstein sechs Männer festgenommen worden sind. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft im Rahmen eines Sorgerechtsstreits die Entführung von Kindern nach Deutschland geplant haben.

Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ zeichnet die Angestellte* einer Sicherheitsfirma* aus Gera ein ganz anderes Bild: Demnach sind die sechs Männer im Auftrag der Mutter als angeheuerte Personenschützer der Firma nach Gravenstein (Gråsten) gefahren. Den Informationen der Sicherheitsfirma zufolge hat die Mutter das Aufenthaltsbestimmungsrecht für zwei Kinder.

*Der Name der Angestellten und der Firma sind der Redaktion bekannt.

„Die Mutter hatte Angst, dass ihr oder den Kindern etwas geschieht, wenn sie in Dänemark sind. Daher hat sie unsere Sicherheitsfirma beauftragt“, sagt die Mitarbeiterin.

„Solche Aufträge sind ganz normal, unser Chef macht das seit 20 Jahren und wir sind dafür da, Menschen in schwierigen Situationen zu beschützen. Um die Mutter bei der Abholung der Kinder zu begleiten, ist unser Chef zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter von uns persönlich mit nach Dänemark gefahren. Vier weitere Männer haben wir vom Sondereinsatzkommando in Berlin rekrutiert, wir arbeiten oft mit operativen Kräften aus der deutschen Polizei zusammen“, so die Mitarbeiterin.

Die Pressestelle der Polizei in Berlin ist durch die Berichterstattung im „Nordschleswiger“ ebenfalls auf den Fall aufmerksam geworden. Sie teilt mit, dass unter den vier Einsatzkräften keine Polizisten der Polizei in Berlin sind. „Wir haben intern recherchiert, und es dreht sich weder um frühere noch jetzige Polizisten der Polizei Berlin“, heißt es in einer Stellungnahme der Pressestelle.

„Wir machen uns große Sorgen“

Die Mitarbeiterin der Sicherheitsfirma weiter: „Jetzt sitzen unser 66-jähriger Chef und unser Mitarbeiter in Gewahrsam. Wir machen uns große Sorgen. Unser junger Mitarbeiter ist Vater von zwei kleinen Kindern, die Familie ist in großer Sorge!“

Der Haftprüfungstermin hat am Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr im Gericht von Sonderburg begonnen. Noch steht nicht fest, ob die Richterin die Männer in Untersuchungshaft sendet, oder sie wieder in Freiheit entlassen werden. 

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs Männern vor, dass die Kinder trotz Sorgerecht des Vaters nach Deutschland gebracht werden sollten.

Laut Sicherheitsfirma habe man sich bereits verzweifelt an die deutsche Botschaft in Dänemark gewandt.

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel ist am Freitag, 11. November, um 16.40 Uhr um die Stellungsnahme der Polizei Berlin ergänzt worden.

Mehr lesen

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Die unaufgeregte Diskussion über den historischen Beschluss zur Abtreibung“

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Fußball-EM im Grenzland – warum Nordschleswigerinnen mitkicken

Apenrade/Aabenraa In Folge 16 von „Mojn Nordschleswig“ spricht Sara Eskildsen mit der Teamleiterin der Frauenmannschaft über die Fußball-EM Europeada, die im Sommer in Nordschleswig stattfindet. Walter Turnowsky beschäftigt sich mit der Frage, wann und wie die Wehrpflicht für Frauen beschlossen wird, und ein Jungunternehmer erläutert, wie man mit dem Prinzip Teilen statt Kaufen Geld sparen kann.

Kunsthandwerk

Die berühmten Wandbehänge wurden aus dem „Versteck“ geholt

Tondern/Tønder Im Kulturhistorischen Museum in Tondern erinnert eine Ausstellung mit Scherrebeker Wandteppichen an ein verloren gegangenes Kunsthandwerk. Die Gründung der früheren Webschule ist auf den umtriebigen Pastor Christian Johannes Jacobsen zurückzuführen, der mit seinem Imperium kurz nach dem Jahrhundertwechsel Pleite machte. Mit dem Weben verfolgte er auch ein nationales Ziel, um das Deutschtum in der überwiegend dänischen Region zu stärken.