Alkoholkonsum

Disco-Wallfahrt ohne Ende

Disco-Wallfahrt ohne Ende

Disco-Wallfahrt ohne Ende

Hadersleben/Haderslev
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An den Wochenenden ist immer einiges los in der Norderstraße, wo die Diskothek der Stadt liegt: das Crazy Daisy. Foto: Ute Levisen

Die dänische Jugend hält den Europa-Rekord, wenn es um Alkoholkonsum geht. Ungeachtet dessen hält eine politische Mehrheit an der Haderslebener Sonderreglung in der Ausschankpolitik fest, die Jugendlichen auch unter 16 Jahren den Weg in Diskotheken ebnet, in denen der Alkoholausschank „das tragende Element“ ist.

Die Domstadtkommune wird auch weiterhin an ihrer lockeren Ausschankpolitik festhalten. Darauf verständigte sich eine Mehrheit auf der jüngsten  Sitzung des Stadtrates, wo  dieser Tagesordnungspunkt für zahlreiche Wortmeldungen sorgte. 
Mit dieser Entscheidung  dürfen  sich beispielsweise Jugendliche unter 16 Jahren auch in Zukunft  im Beisein einer volljährigen Person bis Mitternacht in Restaurants bzw. Diskotheken aufhalten, in denen der Alkoholausschank das „tragende Element“ ist.

Disko-Tourismus in die Domstadt

 

Die Kommunalverwaltung hatte ihrerseits empfohlen, die Verabreichungs- und Ausschankregeln der Kommune an die Regelung in den anderen nordschleswigschen  Kommunen anzupassen.
Dort sorgt die  Haltung Haderslebens  seit Jahren für Frustration: Hat sich doch ein regelrechter Disko-Tourismus in die Domstadt entwickelt.

Die Venstre-Politikerin Inga Lykke  lieferte –  ebenso wie ihr Parteikollege Thomas  Fredsted – ein leidenschaftliches Plädoyer gegen einen Haderslebener Alleingang: Um das Alkohol-Debüt der Jugend zu verzögern, bedürfe es Grenzen und gemeinsamer Regeln, argumentierte Lykke.

Thomas Fredsted (stehend) kennt aus seiner Zeit als Polizist die (Trink-)Gewohnheiten der Jugend. Seine Argumente konnten die Mehrheit nicht überzeugen. Foto: Ute Levisen

„Weg aus den Diskotheken!“

 

Thomas Fredsted berichtete von seinen Erfahrungen als Polizist:

„Die jungen Leute trinken – so ist das nun mal! Aber sie sollten es mit Gleichaltrigen tun. Es gibt durchaus auch unvernünftige Leute in Diskotheken.“ Die Gastronomiebranche habe sogar „Botschafter“ in  andere Kommunen entsandt, die dort für das Haderslebener Gewerbe die Werbetrommel rühren. 
„Die jungen Leute müssen weg von den Diskotheken!“, so Fredsted, der betonte, wie schwer es für Polizei und Disko-Betreiber sei, für die Einhaltung von  Alkoholbeschränkungen Sorge zu tragen.

SP: Politiker, hört die Signale!

 

Ähnlich sieht dies Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei: „Wir brauchen einen gemeinsamen Ansatz mit den anderen Kommunen und sollte die Signale, die  sie  senden,  nicht überhören.“

„Moralapostel“

 

 Signe Knappe (Venstre) zufolge aber können andere Kommune in dieser Sache sogar von Hadersleben lernen! Sei es doch die   Verantwortung der Eltern, ihre Kinder zu einem angemessenen Umgang mit Alkohol anzuhalten. Malene Ravn Neumann (LA) warf den Befürwortern einer gemeinsamen Linie gar vor, sich als Moralapostel aufzuspielen:

„Ihr wart ja schließlich auch mal jung.“

 

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