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Fuglsang rüstet nach: Mit Pellets und weniger Gas
Fuglsang rüstet nach: Mit Pellets und weniger Gas
Fuglsang rüstet nach: Mit Pellets und weniger Gas
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Die geopolitische Lage hat dem Traditionsunternehmen Fuglsang mit Hauptsitz in Hadersleben arg zugesetzt. Der Überschuss der beiden Mälzereien in Hadersleben und Thisted hat im abgeschlossenen Geschäftsjahr einen Tiefstand erreicht. Die Unternehmensleitung arbeitet seit Kriegsbeginn in der Ukraine an alternativen Wegen aus der Energiekrise.
„Alles wird teurer. Da müssen wir jetzt durch!“ Kim Fuglsang, Direktor des Haderslebener Familienunternehmens „Sophus Fuglsang Export-Maltfabrik A/S“ mit Stammsitz an der Ripener Landstraße, nimmt kein Blatt vor den Mund.
Die globale Versorgungskrise hat seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine Dimension erreicht, die auch in dem alteingesessenen Familienunternehmen unübersehbar Spuren hinterlassen hat.
Deutlicher Gewinnrückgang
Der vor Kurzem veröffentlichte Geschäftsbericht für das Vorjahr spricht eine deutliche Sprache. Das Betriebsergebnis vor Steuer ist im Vergleich zum Jahr 2020 markant geschrumpft: von rund 37,7 auf nunmehr 1,4 Millionen Kronen.
Ursache ist vornehmlich die Energiekrise, die durch den Krieg in der Ukraine verschärft worden ist: „Wir sind ein energieintensives Unternehmen“, sagt Direktor Kim Fuglsang. Rasant steigende Preise auf dem Energiesektor schmälern daher das Unternehmensergebnis beträchtlich.
Verpflichtungen aus der „guten, alten Zeit“
„Hinzu kommen der Ertragsrückgang beim Malz und die im Geschäftsbericht berücksichtigten Rücklagen für Lieferverpflichtungen und Malz“, erläutert Fuglsang.
Die beiden Mälzereien sind aufgrund von Verträgen aus der „guten alten Zeit“ verpflichtet, Malz zu liefern – Malz, das Fuglsang nunmehr extrem kostenaufwendig produzieren muss.
Auf der „Abdreh-Liste“
Das Familienunternehmen ist eines von gut 50 Unternehmen in Dänemark, denen im Falle eines Notfalles das Gas abgedreht werden könnte.
Eine Situation wie diese habe wohl niemand vorhersehen können: „Eigentlich haben wir uns gut aufgestellt gewähnt“, sagt Fuglsang rückblickend. Das Unternehmen hätte sich seinerzeit durchaus mithilfe von Terminverträgen mit Erdgas eindecken – und somit gegen Preisschwankungen absichern können: „Haben wir aber nicht! Hinterher ist man immer schlauer, doch wir haben in Dänemark in einer Welt mit einer relativ stabilen Versorgungslage gelebt.“
Eigener kleiner Werkzeugkasten
Diese Zeiten sind vorbei. Täglich verfolgt die Direktion seither die Entwicklung des Europäischen Gaspreisindex. Die Produktionskosten der Mälzereien sind seit den Anfängen der Krise um etwa das Doppelte gestiegen.
Seit dem Krieg in der Ukraine sucht Fuglsang alternative Wege aus der Krise. Schon vor acht Jahren hat die Betriebsleitung in eine mit Strom betriebene Wärmepumpe und in ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Gasmotoren zur Stromerzeugung investiert, um dem hohen Energiebedarf entsprechen zu können: „Es ist unser eigener kleiner Werkzeugkasten für alternative Wärmequellen“, stellt Kim Fuglsang fest.
Großinvestition am Standort Thisted
Ganzheitlich betrachtet, ist dies der berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein. Weitere Maßnahmen sind erforderlich, um die Mälzereien für die Zukunft zu wappnen: „Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine haben wir beschlossen, in eine industrielle Pelletheizungsanlage am Standort Thisted zu investieren, um unser Malz auf einem vernünftigen Kostenniveau produzieren zu können.“
Ungewisse Zukunft
Obwohl die Leitung seinerzeit schnell auf die neue Lage reagiert hatte: Die Wartezeiten für derartige Industrieanlagen sind lang: „Es ist eine enorme Investition – und mit viel Glück können wir sie im November in Betrieb nehmen.“
In der Zwischenzeit – sprich im Sommerhalbjahr – profitiert die Mälzerei in Thisted vom dortigen Fernwärmenetz, an das sie seit geraumer Zeit bereits angeschlossen ist: „Im Winter allerdings braucht die Fernwärmegesellschaft diese Wärme für ihre Privatkunden“, sagt Kim Fuglsang: „Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Zu groß ist die geopolitische Unsicherheit. Doch wir hoffen auch in Zukunft auf einen stabilen Betrieb unserer Mälzereien.“