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Hadersleben bangt um Campus: Führungskrise am UC Syd

Hadersleben bangt um Campus: Führungskrise am UC Syd

Hadersleben bangt um Campus: Führungskrise am UC Syd

Hadersleben/Haderslev
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Kommunalpolitikerin Tina Rosenkilde reagiert besorgt auf die Führungskrise im UC Syd und bangt um den Standort Hadersleben. UC Syd hat in den vergangenen beiden Jahren 20 Prozent seiner Kapazität eingebüßt. Vier Ausbildungen in Hadersleben und Esbjerg sind kürzlich aufgrund weiterer Sparmaßnahmen in das Fadenkreuz geraten und könnten 2025 geschlossen werden. Foto: Ute Levisen

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Mitarbeitende vom UC Syd, darunter vornehmlich Lehrkräfte der Lehrerausbildung in Hadersleben, erheben gegenüber ihrer Gewerkschaft Vorwürfe gegen die Leitung der größten Ausbildungseinrichtung Südjütlands. Der Standort Hadersleben könnte auf dem Spiel stehen, sagt die Kommunalpolitikerin Tina Rosenkilde.

Fast jedes fünfte Mitglied der Gewerkschaft „Danmarks Magisterforening“ (DM) hat in den vergangenen sechs Monaten über Missstände an der größten Bildungseinrichtung Südjütlands, UC Syd, berichtet. 
30 bis 40 der rund 200 Mitglieder beklagen steigenden Druck und ein zunehmend harsches Arbeitsklima, wie die Gewerkschaftszeitung „Akademikerbladet“ berichtet. 

Zunehmender Druck durch Sparmaßnahmen

Vor allem die Lehrerausbildung in Hadersleben und in Esbjerg seien von Sparmaßnahmen betroffen, sagt Gewerkschafterin Christina Vandborg. Trotz staatlicher Unterstützung habe die Lehrerausbildung Kürzungen hinnehmen müssen, was die Arbeitsbedingungen verschlechtert habe.

„Immer weniger Menschen müssen immer mehr Aufgaben übernehmen“, so Vandborg gegenüber dem Gewerkschaftsblatt. 
Seit dem Frühjahr häufen sich bei DM die Anrufe von Lehrkräften und Verwaltungsangestellten.

„Viele stehen kurz vor einer stressbedingten Krankschreibung. Einige weinen am Telefon. Gemein ist den meisten, dass sie einen erhöhten Arbeitsdruck, ein hartes Arbeitsumfeld und eine Führung erleben, der sie nicht vertrauen“, fasst die Gewerkschafterin zusammen.

Der Rektor des UC Syd, Alexander von Oettingen (links), konnte sich vor einigen Jahren über eine neue Ausbildung für seinen Campus in Hadersleben freuen. Inzwischen sieht die Lage anders aus (Archivbild). Foto: Ute Levisen

Studienleiter unerwartet freigestellt

In Hadersleben erreichte die Situation im Juli einen Höhepunkt, als Studienleiter Jacob Buris Andersen unerwartet freigestellt wurde, was für die übrigen Lehrkräfte bedeutet habe, dass sie mit einer extrem kurzfristigen Planung in das neue Studienjahr starten mussten. 

Von Oettingen verteidigt seine Position

Rektor Alexander von Oettingen und Co-Autor des Buches „Pissedårlig Ledelse“ (Grottenschlechter Führungsstil), reagierte in dieser Woche mit einem Schreiben an seine Mitarbeitenden auf die Kritik.

Darin betont er, dass es nicht seine Absicht sei, eine „Kultur der Angst“ zu schaffen. Zugleich entschuldigt sich von Oettingen, sollte dies so aufgefasst worden sein und ermutigt Betroffene, interne Kanäle wie die Whistleblower-Plattform zu nutzen. 

Externe Untersuchung

Zugleich betont er, dass die Direktion die schweren Vorwürfe ernst nehme und gemeinsam mit dem Vorstand beschlossen habe, eine externe Untersuchung einzuleiten, um die Stimmung unter Mitarbeitenden und Führungskräften auszuloten.

Bangen um den Campus in Hadersleben

In den Augen der konservativen Kommunalratsabgeordneten Tina Rosenkilde zählt jeder Tag: „Ich habe vor einem halben Jahr erste Hinweise auf die Missstände erhalten“, sagt sie in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“: „Wenn der Vorstand jetzt nicht eingreift, könnte das Ganze damit enden, dass Hadersleben seine Lehrerausbildung verliert.“

Sie habe den UC Syd-Vorstand bereits im April über die Lage informiert, so die Lokalpolitikerin. Bislang ergebnisoffen. 

Unmut bei Studierenden

Im Vorstand vom „University College Syd“ ist die Domstadtkommune mit ihrem Bürgermeister Mads Skau (Venstre) repräsentiert. Dieser war für einen Kommentar bislang nicht erreichbar. 

Unterdessen macht sich unter den Studierenden zusehends Unmut breit. 

UC Syd: Erste Adresse für viele Studierende aus Deutschland

UC Syd ist die größte Bildungseinrichtung in Südjütland. An den fünf Standorten, Esbjerg, Tondern (Tønder), Kolding, Hadersleben und Apenrade (Aabenraa) studieren rund 5.000 Personen, darunter 600 internationale Studierende, unter anderem aus Deutschland. Die Gewerkschaftszeitung „Akademikerbladet“ hatte zuerst über die Führungskrise am University College Syd berichtet. (Quelle: UC Syd)

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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