Flensburger Förde

Entsetzen über Muschelfischerei in der Förde

Entsetzen über Muschelfischerei in der Förde

Entsetzen über Muschelfischerei in der Förde

Frederike Müller, Flensborg Avis/hm
Flensburg
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Miesmuscheln – Wirtschaftsgut und Lebensmittel einerseits, Wasserverbesserer und Wohnstätte andererseits. Foto: Lars Laursen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Wie die Zeitung „Flensborg Avis" berichtet, wird im dänischen Teil der Flensburger Förde offenbar wieder nach Muscheln gefischt, was Taucher, Biologen und Polirtker fassungslos macht.

Ein mutmaßlicher Muschelfischer auf der Förde sorgt laut „Flensborg Avis"  für Aufsehen: Politiker und Umweltschützer sind bestürzt, weil im dänischen Teil des Gewässers offenbar wieder mit Schleppkörben gefischt wird. Die Methode gilt als umweltschädlich, im deutschen Teil der Förde ist sie verboten.

Verräterisches Muster

Tobias Kaiser, Hobbytaucher und Umweltschützer, hat das Boot „Smilla" entdeckt, das am Dienstag ungefähr auf Höhe des Dorfs Munkemølle auf der Förde fuhr, und zwar immer hin und her. Selbst nicht vor Ort, verfolgte Kaiser die Strecke des Schiffs online, auf diversen Homepages erhält man Auskunft über Boote und Schiffe und ihren aktuellen Aufenthaltsort. „Das Muster ist ganz klar Muschelfischerei", sagt er über das wilde Zickzack, das sich abzeichnet.

Kaiser und ein weiterer Taucher, Stephan Thomsen, sind in den vergangenen Jahren als Unterwasserteam Flensburg (UTW) mehrfach in der Förde getaucht und haben Fotos und Videos gemacht. Auf dem Meeresboden zeigen die Schürf-Spuren der Schleppnetze: Bahnen, auf denen nur Sand, aber kaum eine Muschel zu sehen ist.

Nachhaltiger Schaden

»Ich bin entsetzt«, sagt Dr. Dennis Barnekow vom Ostseelabor der Europa-Universität Flensburg, der über den Boden der Flensburger Förde promoviert hat, über die aktuelle Sichtung der „Smilla". „Wenn eine Muschelbank weg ist, ist sie weg", betont er.

Ökosystem in Gefahr

Die Miesmuscheln, die auf dem Meeresboden lebten, seien „wichtig für das gesamte Ökosystem". Denn die Muscheln dienen nicht nur als Futter für die Eiderente, sondern bieten auch Lebensraum für Jungfische und wirbellose Tiere, die sich in den Muschelbänken ansiedeln. Außerdem filtere eine einzige Miesmuschel pro Stunde zwei Liter Wasser. Wenn die Muscheln verschwinden, könne die Förde noch weniger Sauerstoff halten als ohnehin schon, mahnt Barnekow: „Das ist, als ob man einem Patienten auf der Intensivstation einen Lungenflügel wegnähme."

Verbot auf der deutschen Seite

Auf deutscher Seite der Förde wurde die Fangmethode nach Protesten verboten, auch in Dänemark gab es schon Tendenzen in diese Richtung. Nach dem Sauerstoffmangel in der Flensburger Förde, der Apenrader Förde und weiteren Küstengewässern im Sommer 2019 hatten Politiker der Kommunen Sonderburg und Apenrade und der Stadt Flensburg sich zumindest geeinigt, dass jede Kommune den Muschelfang diskutieren solle.

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