Grenzschließung

Keine Aussicht auf baldige „Wiedervereinigung“ der Grenzdörfer Ruttebüll und Rosenkranz

Keine Aussicht auf „Wiedervereinigung“ der Grenzdörfer

Keine Aussicht auf „Wiedervereinigung“ der Grenzdörfer

Ruttebüll/Rudbøl
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Thomas Georg Nielsen und Clara Christensen wohnen in Ruttebüll/Rudbøl unmittelbar neben der deutsch-dänischen Grenze, die seit dem 14. März dieses Jahres als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie für den allgemeinen Verkehr gesperrt worden ist. Clara Christensen hat eine Sondererlaubnis zur Öffnung des Schlosses und Passage der Absperrung, denn ihr Haus ist nur über ein Stück zu Deutschland gehörendes Stück Straße zu erreichen. Foto: Karin Riggelsen

Politiker und Polizei schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die inzwischen mehr als dreimonatige Sperrung der kleinen Übergänge entlang der deutsch-dänischen Staatsgrenze zu. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen vertröstet die Grenznachbarn. Beherbergungsbetriebe zu beiden Seiten der Grenze erleben wirtschaftliche Einbußen.

„Wir haben jetzt gehört, dass unser Übergang erst am 1. September wieder geöffnet werden kann“, berichtet die Inhaberin des deutschen Grenzkrugs in Rosenkranz, Silvia Brodersen, bei einem Besuch des „Nordschleswigers“ an der Absperrung quer über die Straße, die das zu Deutschland gehörende Dorf mit dem dänischen Ruttebüll verbindet.

Grenze dicht seit 14. März

Seit dem 14. März sind das deutsche und das dänische Dorf im Rahmen der dänischen Anti-Corona-Maßnahmen durch Schlagbaum und Gitterzaun voneinander getrennt. Über die Abzäunung, die ohne Sondererlaubnis nicht überquert werden darf, unterhalten sich die Anwohner. Dort wo 1920 die neue deutsch-dänische Grenze als Konsequenz der beiden Volksabstimmungen in der nördlichen und südlichen gezogen wurde. Die Grenze verläuft teilweise im Zickzack direkt neben Häusern, die entweder zu Deutschland oder zu Dänemark gehören.

Dänische Anwohnerin muss Schlagbaum passieren

Die dänische Anwohnerin Clara Christensen muss als Bewohnerin des letzten dänischen Hauses sogar den Schlagbaum passieren, um nach Hause zu kommen. „Ich habe den Code für das Schloss bekommen“, so Clara Christensen, die gerade wieder einmal bei der Polizei nachgefragt hat, ob die Absperrung nicht bald verschwinden kann.

Polizei verweist auf Politiker

„Die Polizei verweist darauf, dass die Politiker die Entscheidung darüber treffen“, berichtet die Ruttebüllerin, die laufend von genervten Leuten hört, denen das Verständnis für die Sperrung der Grenze in Ruttebüll verloren gegangenen ist, wo inzwischen von Dänemark aus sogar Flugreisen ins Ausland wieder möglich sind.

Das Thema Sperrung der kleinen deutsch-dänischen Grenzübergänge war vor einer Woche auch Thema beim Besuch der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen (Sozialdemokraten) an der Grenze bei Krusau, am 100. Jahrestag der Eingliederung Nordschleswigs ins dänische Königreich. Mette Frederiksen hatte versprochen, dass alle deutsch-dänischen Grenzübergänge im Rahmen der Bestimmungen des Vertrags von Schengen wieder passierbar werden.

„Wann das möglich ist, liegt aber in Händen der Polizei“, so Frederiksen und verwies auf dort herrschende große Personalprobleme, um alle Einreisenden an den inzwischen fünf rund um die Uhr oder während des Tages passierbaren Grenzübergängen auf Einreiseberechtigung kontrollieren zu können.

Dänische Polizei kontrolliert

Während die deutsche Bundespolizei seit gut einer Woche ihren Kontrolleinsatz an der Grenze eingestellt hat, prüfen die dänischen Polizisten vor allem, ob Einreisende Voraussetzungen wie Familienbesuche, Urlaubsreisen mit mindestens sechs Übernachtungen oder einen Wohnsitz in Schleswig-Holstein erfüllen. Andernfalls werden sie zurückgewiesen.

Große wirtschaftliche Einbußen

In Rosenkranz und Ruttebüll trennt die andauernde Grenzschließung nicht nur Grenznachbarn und Familien. Sie stürzt vor allem die Gastronomischen Betriebe sowohl in Ruttebüll als auch in Rosenkranz in große wirtschaftliche Probleme. Der Fremdenverkehr und die Gaststätten sind dort wie in anderen Bereichen der Küstenregion wichtige Wirtschaftsfaktoren. Auf deutscher Seite der Grenze dominieren beispielsweise im Rosenkranzer Grenzkrug  dänische Gäste. In Ruttebüll sorgen beispielsweise deutsche Fahrradtouristen für Betrieb.

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