Deutsche Minderheit

DGN-Abschluss: Zwischen Corona und künstlicher Intelligenz

DGN-Abschluss: Zwischen Corona und künstlicher Intelligenz

DGN-Abschluss: Zwischen Corona und künstlicher Intelligenz

Nordschleswig
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Schools out for ever... für 58 Schülerinnen und Schüler endete am Freitag drei Jahre Schule am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

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Rektor Jens Mittag ließ sich bei einer Abschlussrede am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig von ChatGPT „helfen“. Schulrätin Anke Tästensen wünscht sich die Schülerinnen und Schüler zurück. Die Fotos des letzten Tages des Schuljahres 2023.

Zu den Takten von „Walking on Sunshine“ gingen 58 Abiturientinnen und Abiturienten am Freitagabend die letzten Schritte ihrer Schulzeit am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig.

Der traditionelle Festabend zum Schulabschluss war, wie immer, gespickt mit Ansprachen, guten Ratschlägen und viel Witz beim Rückblick auf drei Jahre DGN. Dazu gehörte auch der Blick zurück auf nicht so schöne Zeiten, nämlich die Coronapandemie, die die Schulzeit dieser Abgangsklassen prägte.

Begonnen hatte der letzte Schultag einige Stunden zuvor bei einem Empfang des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) im Haus Nordschleswig. Hier hatte der Hauptvorsitzende des BDN, Hinrich Jürgensen, die Abiturientinnen und Abiturienten dazu aufgefordert, die Welt zu entdecken – aber wieder nach Nordschleswig zurückzukehren.

DGN-Rektor Jens Mittag und BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen beim Abschlussempfang im Haus Nordschleswig Foto: Karin Riggelsen

Eigene Intelligenz

 

„Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, ihr habt in den letzten Jahren eine anspruchsvolle und vielseitige Ausbildung genossen. Ihr habt nicht nur Fächer wie Mathematik, Gesellschaftskunde und Physik studiert, sondern auch Sprachen wie Dänisch und Französisch erlernt. Ihr habt euch mit der Geschichte, Kultur und Literatur Europas auseinandergesetzt und so ein breites Wissen erworben, das euch im Leben von großem Nutzen sein wird. Doch das Abitur ist mehr als nur eine Bestätigung eures Wissens. Es ist ein Zeichen dafür, dass ihr bereit seid, in die Welt hinauszugehen und euch neuen Herausforderungen zu stellen.“

So hat der Rektor des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig, Jens Mittag, am Freitagabend seine Abiturientinnen und Abiturienten verabschiedet – beziehungsweise: er ließ ChatGPT, also künstliche Intelligenz, seine Rede schreiben. Zumindest den Anfang.

Rektor Jens Mittag beim Empfang der Abiturientinnen und Abiturienten im Haus Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Besser als künstliche Intelligenz

„Wenn ihr diese Rede bis zu diesem Punkt gut findet, habt ihr selber schuld. Ich finde sie leblos, aussagelos, schmalzig und vor allem humorlos“, konterte Mittag. Er fand das Ergebnis der ChatGPT-Rede ernüchternd und ohne Humor. Obwohl die Schulzeit sich dem Ende nahte, legte er daher eine kleine Unterrichtseinheit in Sachen „Leben mit künstlicher Intelligenz“ nach.

„Was ihr in meinen Augen niemals glauben solltet, dass die Texte der künstlichen Intelligenz besser sind als eure eignen. Da wünsche ich euch viel mehr Selbstvertrauen“ sagte Mittag und forderte die Abgangsklassen dazu auf, Texte mit Herz und Blut, Gedanken und Gefühlen und mit Witz zu schreiben.

Vorbereitungen auf den Einlass des Abgangsjahrgangs 2023. Foto: Gwyn Nissen

Argumente für die Zukunft

„Solltet ihr nun, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, nachdenklich da sitzen, bereuen, dass ihr ChatGPT eure Aufsätze habt schreiben lassen und selber finden, dass ich eigentlich recht habe, eure Schulzeit aber nun leider vorbei ist und ihr nichts mehr ändern könnt – vielleicht sitzt ihr irgendwann in ein paar Jahren mit eurem Nachwuchs beim Schulleiter im Büro und müsst euch vom Herrn Direktor den Verdacht anhören, dass euer Nachwuchs bei den Hausaufgaben geschummelt und ChatGPT angewendet hat. Dann habt ihr heute Abend wenigstens ein paar Argumente eurem Nachwuchs gegenüber gesammelt und ihr könnt dem Schulleiter gleich sagen, wie man anständige Aufgaben für euren Nachwuchs formuliert“, sagte Jens Mittag.

Der Schulabschluss der jungen Menschen ist auch ein wichtiger Tag für die Eltern. Foto: Karin Riggelsen

Mit Stolz und Witz

Für die Schülerinnen und Schüler hat er das E-Büchlein „Wirklich witzige Witze“ gekauft und dem Umschlag mit den Zeugnissen beigelegt: „Solltet ihr also mal traurig sein im Leben oder Frust haben, nehmt euch die Zeit, blättert in dem Buch und denkt an heute Abend, an dem ungefähr 250 Leute hinter euch sitzen und stolz darauf sind, dass ihr etwas hinbekommen habt und nicht ChatGPT.“

Vor 50 Jahren am DGN

Schulrätin Anke Tästensen vom Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig begann ihre Schulzeit vor 50 Jahren am DGN.

„Wir treffen uns heute noch alle drei Jahre. Ich wünsche für euch, dass eure Freundschaften am DGN weiterhin bestehen werden. Es macht Spaß, sich wiederzusehen, sagte die Schulrätin – mit einer Aufforderung an die jungen Leute, sich eine Karriere im Schulwesen zu überlegen und zurückzukommen:

„Der DSSV braucht euch – junge, aufgeschlossene, zweisprachige Menschen.“

Bei der Abschlussveranstaltung wurden außerdem acht junge Frauen für ihren Einsatz am DGN geehrt.

Die Fotos des gesamten Abgangsjahrgangs und der jeweiligen Abgangsklassen:

 

 

 

Der gesamte DGN-Jahrgang 2023. Foto: Karin Riggelsen
Die 3A des DGN-Abschlussjahrgangs 2023 Foto: Karin Riggelsen
Die 3B des DGN-Abschlussjahrgangs 2023 Foto: Karin Riggelsen
Die 3C des DGN-Abschlussjahrgangs 2023 Foto: Karin Riggelsen
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