Kultur und Freizeit

Die Zeiten ändern sich: Ehrenamtliche Bücherei in der Krise

Die Zeiten ändern sich: Ehrenamtliche Bücherei in der Krise

Die Zeiten ändern sich: Ehrenamtliche Bücherei in der Krise

Bülderup-Bau/Bylderup-Bov
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Lars Bech ist Stammkunde in der Bülderup-Bauer Bibliothek, in der Anne Marie Diedrichsen und Margit Petersen (v. l.) ehrenamtlich aushelfen. Foto: kjt

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Immer weniger nutzen das Angebot, und die Kommune stellt die Bezuschussung ein: Der Ära des ehrenamtlich betriebenen kleinen Büchertreffs mit Ausleihe in Bülderup-Bau droht das Ende.

Man nehme es dem Kulturausschuss der Kommune Apenrade (Abenraa) nicht krumm, dass der Zuschuss von rund 30.000 Kronen für neue Bücher der kleinen, ortsinterne Bibliothek in Bülderup-Bau nicht mehr gewährt wird, sagt Margit Petersen von der Gruppe Freiwilliger, die sich um den Betrieb der örtlichen Bücherei kümmert.

Alle ehrenamtlichen Ausleihen in der Kommune sind von den Sparmaßnahmen des Ausschusses betroffen.

„Alles hat seine Zeit und wir müssen einfach erkennen,  dass die Ausleihe rückläufig ist und immer weniger Leute die Bücherei nutzen. Die Kommune hat uns alle Jahre sehr unterstützt. Sie stellt das Haus zur Verfügung und übernimmt die Kosten für Strom und Heizung“, so die Ruheständlerin, die sich mit zehn weiteren Freiwilligen um den Treffpunkt und die Ausleihe im kommunalen Gebäude in der Bylderup-Bov Bygade kümmert.

Die Leute sind gefordert

Auch wenn das Geld für neue Bücher nun fehle und man nach anderen Fördermöglichkeiten suchen muss, „das Fortbestehen hängt letztlich von der Unterstützung der Leute ab. Die Nutzer werden weniger und dieser Trend darf sich nicht fortsetzen“, so die Leiterin der Freiwilligengruppe.

Zweimal die Woche – montags und mittwochs – öffnet die Gruppe das Bücherhaus von 15 bis 17 Uhr für die Bürgerinnen und Bürger.

„Wir haben die Zeiten schon um eine Stunde verkürzt. Manchmal taucht überhaupt keiner auf, und das ist für uns Freiwillige dann schon frustrierend“.

Nach drei Jahrzehnten ehrenamtlichem Schmökertreff sei es mit viel Wehmut verbunden, wenn das sich abzeichnende Aus tatsächlich kommt, ergänzt Margit Petersen.

„Wir müssen sehen, ob es irgendwie vielleicht doch weitergehen kann. Die Entscheidung liegt bei der Generalversammlung“, so Margit Petersen mit einem Seufzer.

Fortbestehen auf wackeligen Beinen

Sie gehe davon aus, dass noch vor dem Jahreswechsel zu einer außerordentlichen Versammlung einberufen wird, bei der die Zukunft des Trägervereins und zugleich der Bücherei im Mittelpunkt steht.

Es liege am Willen der Bürgerinnen und Bürger, die Bücherei am Leben zu halten.

 

Anne Marie Diedrichsen (l.) ist als ehrenamtliche Helferin neu dabei. Margit Petersen engagiert sich schon mehr als zehn Jahre für die kleine Bibliothek. Beide hoffen, dass es mit der Bücherei auch ohne kommunalen Zuschuss weitergehen wird. Foto: kjt

 

Der Bedarf, sprich das Interesse, sei in der heutigen, digitalen Welt offenbar nicht mehr so ausgeprägt.

Gelegentlich schauen die örtlichen Kindergärten hinein, und man habe einen guten Draht zu den Stammkunden. Unter dem Strich fehlt es aber an Nutzern.

Das Haus in der Bygade ohne Minibibliothek als Treffpunkt weiterzuführen, sei keine Option, meint Petersen.

Geliehenes Material für die Ausleihe keine Option

„Wir haben ja ein Versammlungshaus und andere Einrichtungen. Eine weitere Versammlungsstätte wäre unnötige Konkurrenz. Außerdem müssten sich auch dafür Freiwillige finden“, so ihre Einschätzung.

Material von den Bibliotheken in Tingleff (Tinglev) oder auch Apenrade zu besorgen und dann in der Bylderup-Bauer Bygade neben den eigenen Werken auszuleihen, sei ebenfalls keine Option.

„Das würde ich den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern nicht zumuten wollen. Es wäre verwaltungstechnisch zudem aufwendiger, Bibliotheksmaterial mitzuverwalten“, so Petersen.

Sie und die Kolleginnen und Kollegen drücken die Daumen, dass ein Aus der Bibliothek abgewendet werden kann.

Familiäres Miteinander

Die Daumen drückt auch Lars Bech aus Buhrkall (Burkal). Er ist seit vielen Jahren emsiger Nutzer der Bücherei und deckte sich auch am Montag wieder mit Lesestoff ein.

Würde nur ungern auf die Bibliothek in Bülderup-Bau verzichten: Lars Bech. Foto: kjt

Sollte es die Bücherei vor Ort nicht mehr geben, „wäre das eine Katastrophe. Ich bin nicht mehr so mobil und täte mich schwer, zu den kommunalen Bibliotheken zu kommen", so der Rentner.

Er finde in Bülderup-Bau alles, was sein Leserherz wünscht. „Außerdem ist es hier sehr familiär", so Bech, dessen ausgeliehenen Bücher die freundlichen Damen ganz selbstverständlich zu seinem Mobil vor dem Haus brachten. 

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