Deutsche Minderheit

„Was hat das mit uns zu tun?“: Wie die Bildungsstätte Knivsberg den Volkstrauertag verjüngen will

Volkstrauertag: „Was hat das mit uns zu tun?“

Volkstrauertag: „Was hat das mit uns zu tun?“

Kilian Neugebauer
Kilian Neugebauer
Tingleff/Tinglev
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Gegen das Vergessen Projekt Knivsberg
Es wird diskutiert: Schülerinnen und Schüler definieren ihr Verständnis von Trauer und Gedenken. Foto: Kilian Neugebauer

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Gehen mit der Jugend die Erkenntnisse aus Krieg und Leid verloren? Das Projekt: „Gegen das Vergessen“ arbeitet mit Schülerinnen und Schülern an neuen Ideen, die den Volkstrauertag und die Geschichte von Krieg und ihren Opfern für eine jüngere Zielgruppe zugänglich machen sollen.

Lange Reden, Kranz niederlegen und das Gedenken: Der Ablauf des Volkstrauertages auf dem Knivsberg wirkt für viele Jüngere wie in Stein gemeißelt. Friederike Schmidt, Projektkoordinatorin der Bildungsstätte Knivsberg, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schülern der deutschen Minderheit das Gedenken an Opfer von Gewalt, Diskriminierung und Krieg näherzubringen.

Für einen Großteil ist der Kern eines Volkstrauertages bekannt – nur der Zugang zum Gedenken fehlt. Im Geschichtsunterricht der Deutschen Schule Tingleff brainstormen am Freitag die Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen, wie bestehende Gedenk- und Aufklärungselemente durch Modernes ergänzt werden können.

Volkstrauertag

  • Immer zwei Wochen vor dem ersten Advent, in diesem Jahr am 13. November.
  • In Deutschland ein staatlicher Gedenktag, jedoch kein Feiertag.
  • Besondere Verhaltensregeln: Der Volkstrauertag ist ein „stiller Tag“.
  • Der Tag erinnert an die Gefallenen und Opfer aller Nationen von Krieg, Gewalt und Leid.

„Brauchen wir einen Tag, um uns an Opfer von Kriegen zu erinnern?“

Das Ziel des Projektes „Gegen das Vergessen“ sei es zudem, sagt Schmidt, den Jugendlichen die eigene Geschichte und ihre Lehren näherzubringen – den Zugang zum Gedenken in Bezug auf die regionale Geschichte zu ermöglichen. Für viele Schülerinnen und Schüler ist ein Krieg in Nordschleswig unvorstellbar, so eine der Schlussfolgerungen der Jugendlichen. Erst die Geschichten ähnlicher Identitäten und Schicksale der Kriegsopfer machen ein Gedenken nahbarer.

Die Jugend wird aktiv: Theaterstück, Musical, Konzert oder ein Fußballspiel?

Friederike Schmidt wünscht sich, das Gedenken greifbarer zu machen – der Kreativität der Schülerinnen und Schüler werden bei der Ideenfindung für neue Projekte keine Grenzen gesetzt. Wichtig sei ihr, dass jede Generation einen respektvollen Zugang zum Thema findet. Anstatt einen Rahmen des Gedenkens vorzugeben, sollen die Jugendlichen gemeinsam neue Wege der Aufarbeitung von Krieg und Leid erschließen.

Die Vorschläge gehen von der Ausarbeitung eines Musical- oder Theaterstückes mit aufklärenden Elementen hin zu der Veranstaltung einer Kunstausstellung, eines Konzertes oder eines Fußballspiels. Die Unterrichtsstunde soll die Schülerinnen und Schüler motivieren, selbst aktiv zu werden. In Zukunft sollen die besten Projektideen mit den Jugendlichen gemeinsam umgesetzt werden, so Schmidt.

Eine Neuntklässlerin der Deutschen Schule Tingleff beim Brainstormen über neue Ideen für den Volkstrauertag Foto: Kilian Neugebauer
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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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