Arbeitsmarkt

Job-Messe im Datingformat: Auch für deutsche Arbeitssuchende

Job-Messe im Datingformat: Auch für deutsche Arbeitssuchende

Job-Messe im Datingformat: Auch für deutsche Arbeitssuchende

Apenrade/Aabenraa
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Im Gespräch lernen sich Arbeitsuchende und Unternehmen kennen (Beispielfoto). Foto: Tim Gouw/Unsplash

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer treffen beim „Jobdating“ ganz ungezwungen auf Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Beide Seiten nehmen das neue Angebot inzwischen gut an, freut sich die zuständige Mitarbeiterin von „Business Aabenraa“. Ein deutscher Arbeitsuchender berichtet von seinen Erfahrungen.

„Wir suchen Arbeitskraft!“ Dieser Ruf kommt von immer mehr Unternehmen im Land. Es gab selten Zeiten, in denen die Erwerbslosigkeit so niedrig war. Trotzdem gibt es Menschen, die Arbeit suchen. Gleichzeitig sind viele Stellen unbesetzt.

Das Apenrader Jobcenter und das kommunale Wirtschaftsberatungsunternehmen „Business Aabenraa“ helfen jetzt auf unkonventionelle Art, um Arbeitsuchende und Unternehmen zusammenzubringen: „Jobdating“ heißt das neue Konzept.

„Jobdating“

„Jobdating“ ist ein Angebot von „Business Aabenraa“ in Zusammenarbeit mit dem Apenrader Jobcenter. Dabei treffen Arbeitsuchende und Unternehmen unverbindlich aufeinander.

Jedes Unternehmen bekommt einen eigenen Tisch, an den sich die Bewerberinnen oder Bewerber setzen können. Im Gespräch können sie ihre Kompetenzen vortragen.

Die Unternehmen haben konkrete Jobangebote.

Das „Jobdating“ findet in der „Sønderjyllandshalle“ in Apenrade statt. Die Teilnahme ist gratis und ohne Anmeldung.

https://businessaabenraa.com/jobdating-aabenraa-deutsch/

Henning Schröder aus Iserlohn hat das Angebot angenommen und ist – obwohl er bisher keine Arbeit bekommen hat – angetan davon. „Es waren sehr freundliche Gespräche und wir haben uns sogar auf Deutsch unterhalten“, erzählt er von seinem „Date“ mit drei Unternehmen aus der Apenrader Kommune.

Aufmerksam auf das Angebot geworden ist der Deutsche über die „Business-Aabenraa“-Internetseite. Darüber hat er Kontakt aufgenommen, erst per E-Mail, dann auch im persönlichen Gespräch.

Er hat dabei sehr zielgerichtete Mitarbeitende erlebt, sagt der Iserlohner, der sich zudem über das einfache Konzept freut.

„Hereinkommen und kennenlernen“, sagt Lisbeth Strange Jensen dazu. Und das ist es, was auch Sophie Baagø, Koordinatorin beim Telemarketingunternehmen „Daica“ mit einer Filiale auch in Apenrade, überzeugt hat. „Nachdem die Firmen sich vorgestellt haben, ging es auch schon los. Die Arbeitsuchenden setzten sich bei uns an den Tisch, und wir kamen ganz einfach ins Gespräch“, erinnert sie sich an die jüngste Veranstaltung, bei der die Firma das erste Mal dabei war.

Persönlichkeit statt Bewerbungsunterlagen

Gut gefiel ihr dabei vor allem, dass „man direkten Kontakt mit den Bewerberinnen und Bewerbern hat. Es liegt keine Bewerbung vor mir, die ich mir durchlesen muss, sondern es sitzt eine Person vor mir, die eine Persönlichkeit mitbringt. Man schaut sich in die Augen, und man merkt, wer da vor einem sitzt“, findet Baagø. Drei neue Mitarbeiter hat sie für ihr Unternehmen ausfindig machen können. „Ein tolles Ergebnis“, freut sie sich.

Das war auch der Hintergedanke, mit dem das „Jobdating“ initiiert worden ist. „Das ermöglicht auch der Bewerberin und dem Bewerber, anonym und unverbindlich hereinzuschauen“, erklärt Lisbeth Strange Jensen.

Für alle offen und unkonventionell

„Business Aabenraa“ hatte überlegt, wie den Firmen in einer Situation geholfen werden kann, in der Arbeitskraft fehlt. Ein für alle offenes Konzept sollte es sein. Zusammen mit dem Apenrader Jobcenter entstand dann das unkonventionelle neue Angebot. „Es ist eine andere Art, miteinander in Kontakt zu kommen“, meint der Büroleiter des Jobcenters, Nikolaj Stage Jensen.

Wer beim „Jobdating“ teilnimmt, ist nicht ersichtlich. „Wir wissen nicht, wer beschäftigungslos ist und wer nicht. Es ist vollkommen anonym“, so Strange Jensen, die die Veranstaltung als Win-win-Situation für Unternehmen und Arbeitsuchende bezeichnet.

Beim jüngsten „Jobdating“ haben von den 20 teilnehmenden Firmen fast alle die benötigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden.

Froh über deutsche Bewerberinnen und Bewerber

Da die lokalen Unternehmern auch deutschsprachige Mitarbeitende benötigen, sei man bei „Business Aabenraa“ und beim Jobcenter froh, dass es auch Bewerberinnen und Bewerber aus dem Nachbarland gebe. „Schließlich sind 9 Prozent der Arbeitsplätze in der Kommune Apenrade von Deutschen besetzt“, weiß Stage Jensen. „Mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus Deutschland können unsere Unternehmen auf ein Mehr an guter Arbeitskraft zurückgreifen.“

Vor allem in der Transportbranche, die in und um Pattburg (Padborg) ansässig ist, werden Deutsche oder zumindest deutschsprachige Menschen benötigt, ergänzt der Büroleiter. Zudem beginnen immer mehr Firmen aus Deutschland, in der Apenrader Kommune zu arbeiten.

Beim „Jobdating“ sei auch klar geworden, dass in allen Bereichen nach neuen Angestellten gesucht werde, so die beiden Arbeitsmarktfachleute. „Es werden unter anderem gelernte oder ungelernte Facharbeiter, Handwerker oder Ingenieure gebraucht“, sagt Nikolaj Stage Jensen.

150 Arbeitsuchende konnte Lisbeth Strange Jensen übrigens jüngst in der Sønderjyllandshalle begrüßen. „Solange das Konzept so gut funktioniert, werden wir es weiterführen“, kündigt sie an.

„Business Aabenraa“

„Business Aabenraa“ ist eine eigenständige Institution, die 2011 aus „Erhvervenes Hus Aabenraa“ entstanden ist. 

Das erklärte Ziel ist es, die lokale Wirtschaft zu stärken, um die Konkurrenzfähigkeit der Kommune Apenrade zu verbessern. Übergeordnet sollen neue Arbeitsplätze geschaffen und neue Einwohnerinnen und Einwohner geworben werden.

„Business Aabenraa“ ist Koordinator und auch Initiator, damit alle, die die Entwicklung der Stadt fördern, miteinander ins Gespräch kommen. Dazu gehören die Kommune, der Gewerbeverband „Shop i City“ sowie die Ladeninhaberinnen und -inhaber.

Finanziert wird „Business Aabenraa“ von der Kommune. 

Der Vorstand besteht aus neun Mitgliedern: drei vom Stadtrat bestimmte Stadtratsmitglieder (darunter der Bürgermeister), drei aus dem Apenrader Gewerbeverein und drei von lokalen Akteuren gewählte Repräsentanten.

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