E-Mobilität

Sechs Mythen über Elektroautos

Sechs Mythen über Elektroautos

Sechs Mythen über Elektroautos

Apenrade/Aabenraa
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Ein Elektroauto lädt in einem Parkhaus
Immer mehr Menschen in Dänemark setzen auf Elektromobilität. Foto: Michael Fousert/Unsplash.com

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E-Autos sind nicht umweltfreundlich, viel zu teuer und die Reichweite ist zu gering. Vorurteile gegenüber dem Elektroauto halten sich hartnäckig. Im dritten Teil unserer Serie zur E-Mobilität geht es um Mythen zur E-Mobilität.

Auf Dänemarks Straßen fahren immer mehr Elektroautos. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge hatte im September den Bestand an Plug-in-Hybriden überholt. Damals waren 97.121 Elektroautos und 97.071 Plug-in-Hybride zugelassen. Doch noch immer halten sich hartnäckige Vorurteile und Falschinformationen über die Elektroflitzer. Im dritten Teil unserer kleinen Serie zur E-Mobilität geht es um sechs Mythen zum Thema E-Auto.

1. E-Autos sind viel teurer als Verbrenner... 

Ja und Nein. Elektroautos sind teurer in der Anschaffung als Diesel- oder Benzinfahrzeuge. Doch gerade durch die derzeit laufende staatliche Förderung von E-Autos in Dänemark können Interessierte richtig viele Kronen bei der Anmeldung sparen. Hinzu kommen niedrigere Betriebskosten, etwa eine günstigere KfZ-Steuer und auch das Aufladen ist günstiger als Tanken.

„Unsere Berechnungen zeigen, dass Elektroautos in der Anschaffung billiger sind, und wenn man sich beispielsweise ein Elektroauto für 400.000 Kronen ansieht, kostet es in der Anschaffung kaum mehr als ein Benzinauto für 300.000 Kronen“, sagt Ilyas Dogru, Chefkonsulent beim dänischen Automobilclub FDM. Die Differenz sei bereits nach fünf Jahren amortisiert.

Ein Vorteil: Die Wartungskosten fallen entgegen landläufiger Meinung um ein Drittel niedriger aus als bei Verbrennern. Regelmäßige Ölwechsel entfallen, und auch der Verschleiß ist bei E-Autos geringer ­− etwa bei den Bremsen.

„Es ist jedoch klar, dass es bei weniger Autos nicht so viele billigere Alternativen gibt, und der Vorteil von Elektroautos wird so kleiner“, so Dogru. Allerdings: Da auch die Preise für Batterien in den letzten Jahren immer weiter fallen, dürften sich auch die Preise für die Anschaffung eines Elektroflitzers nach unten orientieren.

Die günstigsten Fahrzeuge – etwa der Smart Fortwo, der Dacia Spring oder auch der Renault Twingo Electric, sind bereits für Preise zwischen 150.000 und 225.000 Kronen zu haben. Generell sei es zwischen 30.000 bis 100.000 Kronen teurer, ein Elektroauto zu kaufen, sagt der dänische Automobilclub FDM.

Teil 1 und 2 der Serie:

Unsere Berechnungen zeigen, dass Elektroautos in der Anschaffung billiger sind, und wenn man sich beispielsweise ein Elektroauto für 400.000 Kronen ansieht, kostet es in der Anschaffung fast genauso viel wie ein Benzinauto für 300.000 Kronen.

Ilyas Dogri, Chefkonsulent beim Automobilclub FDM

2. E-Autos sind nicht besser fürs Klima als Verbrenner ... 

„Viele Studien zeigen, dass Elektroautos besser für das Klima sind als Verbrennungsmotoren. Aber es ist klar, dass das Elektroauto zu Beginn seines Lebens bei den CO₂-Punkten im Rückstand ist, denn die Herstellung der Batterien belastet das CO₂-Konto“, sagt Dogru. Glücklicherweise werde die Batterieproduktion immer klimafreundlicher und die EU habe gute Ambitionen, die Produktion etwa aus China zu verlagern, sodass es auch hier besser wird.

„Ein Elektroauto ist schon nach 50.000 Kilometern besser für das Klima“, sagt Dogru. Metastudien zeigten, dass sich der Umstieg auf ein Elektroauto bereits lohnt, wenn man mehr als 3000 Kilometer im Jahr fährt.

Wer komplett emissionsfrei unterwegs sein will, müsste allerdings Radfahren oder zu Fuß gehen. Inwieweit das E-Auto im Betrieb die CO₂-Bilanz reparieren kann, darüber streiten sich Expertinnen und Experten. Denn es kommt hier darauf an, wie sauber etwa der Strom ist, den das Elektroauto tankt. 

Das Frauenhofer Institut hat in einer Studie klargestellt, dass E-Pkw über die Nutzungsdauer eine deutlich positivere Treibhausgasbilanz gegenüber konventionellen Autos aufweisen. „Eine energieeffiziente und auf erneuerbare Energiequellen fokussierte Batterieproduktion, mehr erneuerbarer Fahrstrom und ein geschlossener Ressourcenkreislauf verbessern die Klima- und Umweltbilanz von E-Pkw weiter“, heißt es.  

Verschiedene Analysen, beispielsweise vom dänischen Klimarat oder der EU-Kommission, auf die auch der dänische Automobilclub FDM hinweist, gehen von einer CO₂-Reduktion von 28 bis 55 Prozent gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen über die Lebensdauer von 200.000 bis 225.000 Kilometer aus. Die großen Unterschiede hängen unter anderem mit der Batteriegröße des Elektroautos zusammen. 

Das E-Auto wird laut FDM aber Jahr für Jahr ökologischer, da der Strom grüner wird, und die Herstellung der Batterien klimafreundlicher. Die Klimabilanz fällt also in jedem Fall besser aus als bei einem Verbrenner. Einzig um wie viel wird diskutiert. 

Abgesehen davon muss auch der Wirkungsgrad eines Elektromotors mit dem eines Verbrenners verglichen werden. Dieser liegt beim Ottomotor bei maximal 35 Prozent, beim Diesel bei 45 Prozent. Denn der Kraftstoff wird im Brennraum mit einem Gas-Luft-Gemisch zur Explosion gebracht. Anders beim Elektroauto. Hier fließt die elektrische Energie direkt in den Motor. Der Wirkungsgrad liegt bei 95 Prozent. 

Viele Studien zeigen, dass Elektroautos besser für das Klima sind als Verbrennungsmotoren. Aber es ist klar, dass das Elektroauto zu Beginn seines Lebens bei den CO₂-Punkten im Rückstand ist, denn die Herstellung der Batterien belastet das CO₂-Konto.

Ilyas Dogru, FDM

3. Die Akkus sind nach ein paar Jahren Elektroschrott...

Mittlerweile haben ausgediente Akkus aus Elektroautos noch ein zweites und gar drittes Leben. Autohersteller geben eine garantierte Lebensdauer an. Standard ist eine Akkukapazität von 70 Prozent nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern. Der deutsche Automobilclub ADAC hat E-Autos Langzeittests unterzogen und bestätigt die Garantie im Grunde.

Wird der Akku dann ausgetauscht, ist er keineswegs Elektroschrott. Die Akkus können auch mit einer Restkapazität von unter 85 Prozent weiter als Energiespeicher genutzt werden. Etwa in Privathaushalten, wo sie den Strom aus einer Fotovoltaikanlage speichern können.

Der Autohersteller BMW hat rund 700 ausgemusterte Akkus aus dem Modell i3 in einer Speicherfarm im Einsatz, um im Leipziger Werk Strom aus Windrädern und Fotovoltaik zu speichern. Dieser wird anschließend in der Produktion genutzt.

Nach diesem zweiten Leben lassen sich große Teile der in den Batterien enthaltenen Stoffe wie Lithium, Nickel, Kobalt oder Grafit dann auch noch recyclen.

 

Speicherfarm BMW-Werk Leipzig
Die Speicherfarm im BMW-Werk in Leipzig nutzt 700 Altbatterien aus dem Modell i3 zur Speicherung von Windenergie. Foto: BMW Group Werk Leipzig

4. E-Autos haben eine viel zu geringe Reichweite ...

Die Reichweite eines Elektroautos hängt in der Regel von zwei Faktoren ab: der Akkukapazität und der Fahrweise. Hinzu kommen Außentemperaturen und Beladung. Die meisten Elektroautos können heute zwischen 150 und 500 Kilometer zurücklegen. Das ist weniger als bei einem Benzin- oder Dieselfahrzeug.

Die Zahlen des dänischen Verkehrsministeriums zeigen, dass über 60 Prozent der Elektroautos eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern haben.

„Der durchschnittliche Däne pendelt 50 Kilometer pro Tag. Neuere E-Autos haben also – im Gegensatz zu den frühen E-Autos – keine geringe Reichweite“, sagt Dogru. Aber es sei klar, dass die angegebene Reichweite auf der Autobahn um 20 Prozent und im Winter um weitere 20 Prozent sinke. „Hier muss man das richtige Auto für die eigenen Bedürfnisse wählen.“

In den letzten zehn Jahren hat sich die Energiedichte der Akkus, die in E-Pkw eingesetzt werden, fast verdoppelt. Bis 2030 könnte das nochmals passieren. Für Elektroautos wird sich damit die Reichweite und vermutlich auch die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer vergrößern. Um Reichweiten jenseits von 600 Kilometern zu ermöglichen, seien zusätzlich raum- und gewichtseinsparende Innovationen nötig, schlussfolgert etwa das Frauenhofer Institut.

Das Laden dauert zudem weder ewig noch gibt es zu wenige Ladestationen. Durch die immer größere Verfügbarkeit von Schnellladern, lässt sich auch unterwegs binnen weniger Minuten die Reichweite steigern. Allein in Dänemark stehen mittlerweile mehr als 8500 Ladestationen. Somit steht auch einem längeren Trip nichts im Wege, allerdings muss etwas anders geplant werden als mit einem konventionellen Fahrzeug.

Ein Tesla-Supercharger
Schnellladestationen werden entlang von Autobahnen platziert, damit Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos in kurzer Zeit Reichweite nachtanken können. Foto: Karin Riggelsen

Der durchschnittliche Däne pendelt nur 50 Kilometer pro Tag. Neuere E-Autos haben also – im Gegensatz zu den frühen E-Autos – keine geringe Reichweite

Ilyas Dogru, FDM

5. E-Autos geraten häufiger in Brand als Verbrenner ...

Nein, das tun sie nicht. „Es gibt keine Beweise dafür, dass Elektroautos leichter entflammbar sind als Benziner, ganz im Gegenteil. Zahlen der dänischen Katastrophenschutzbehörde zeigen, dass Elektroautos nicht häufiger brennen als Autos, die mit anderen Kraftstoffen betrieben werden. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es schwierig sein kann, eine große Elektroauto-Batterie zu löschen, wenn sie einmal Feuer gefangen hat“, sagt Dogru. 

Die Feuerwehren in Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg) versenken brennende E-Autos daher in einem mit Wasser gefluteten Container. Die Feuerwehren sagen zwar, dass E-Autos anders brennen, aber letztlich spiele es keine Rolle, ob eine Batterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord seien. 

Und auch der „Nordschleswiger“ hat in der Vergangenheit bereits nachgefragt. Die dänische Feuerwehr sagt dazu: „Statistiken und Daten aus Norwegen, wo es schon viel mehr E-Autos gibt, zeigen, dass E-Autos anteilig weniger häufig brennen. Hier im Land gibt es aus Kopenhagen Zahlen, dass es rund 30 Brände mit E-Autos gab. Aber da lag die Ursache für das Feuer in den allermeisten Fällen nicht in der Batterie. Sie wurden beispielsweise angezündet, oder es gab andere Gründe, weshalb Feuer entstand. Generell gibt es also tendenziell weniger Brände, die aufgrund der Technik in E-Autos entstehen“, sagt Jan-Erik Rasmussen, Leiter der Sonderburger Rettungsbereitschaft (Sønderborg Brand og Redning). 

Unfalltests vom deutschen Automobilclub ADAC zeigen zudem, dass bei einem Unfall die Passagiere in einem Elektroauto gleichermaßen geschützt sind, wie in einem Verbrenner.

Brennende E-Autos werden in einen mit Wasser gefüllten Container gehievt, um die Akkus abzukühlen. Foto: Sønderborg Brand og Redning

6. Das Stromnetz kann so viele E-Autos gar nicht versorgen...


„Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um das Netz“, sagt Dogru. Allerdings: „Wenn wir das Netz überhaupt nicht ausbauen, wird es wahrscheinlich nicht in der Lage sein, so viele Elektroautos zu versorgen, aber glücklicherweise wird das Netz ausgebaut. Wir können das Netz auch auf intelligente Weise ausbauen, indem wir den Besitzern von Elektroautos erlauben, den Strom zu verschiedenen Zeiten des Tages zu nutzen“, sagt der Experte.

Dänemarks Technische Universität (DTU) ist ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass auf kurze Sicht keine Probleme drohen. Demnach müsse das Stromnetz bei einer Million E-Autos innerhalb von zehn Jahren verstärkt und „smarter“ gemacht werden. So können Belastungen besser verteilt werden.

 

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