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Mythos entzaubert: Rauchstopp mit 30 eleminiert das Krebsrisiko nicht

Mythos entzaubert: Rauchstopp mit 30 eleminiert das Krebsrisiko nicht

Forscherin: Rauchstopp mit 30 eleminiert Krebsrisiko nicht

cvt
Kopenhagen
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Zigarette Rauchen
Der Großteil der Raucher in Dänemark hat im Alter unter 18 Jahren begonnen. Foto: Cameron Kirby/Unsplash

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Nein, wer in der Jugend raucht und dann bis zum 30. Geburtstag damit aufhört, erhält keinen Freifahrtschein: Eine dänische Studie zeigt auf, dass das Krebsrisiko bei Ex-Raucherinnen und -Rauchern nie wieder „normal“ wird. Und ein Lungenarzt unterstreicht, dass sich das Aufhören dennoch immer lohnt.

Wer raucht, verkürzt seine Lebenserwartung und steigert das Risiko, im Laufe des Lebens an einer ganzen Reihe von Krankheiten zu leiden. Und das schon während der Jugend, berichtet das Online-Wissenschaftsmagazin „videnskab.dk“.

Wie vier dänische Forscherinnen und Forscher kürzlich in einem Statusbericht in der Ärztezeitschrift „Ugeskrift for Læger“ schrieben, haben diejenigen, die mit 30 Jahren mit dem Rauchen aufhören, ein doppelt so hohes Risiko, an Lungenkrebs zu sterben wie diejenigen, die nie geraucht haben.  

Bei Frauen besteht dem Bericht zufolge zusätzlich ein um 5 Prozent erhöhtes Risiko, innerhalb der ersten 12 Jahre nach dem Rauchstopp zu sterben – also im Vergleich zu den Nichtraucherinnen jung zu sterben.

Der Mythos, dass alles irgendwann wieder normal wird, wenn man nur rechtzeitig aufhört, ist damit entzaubert.

Charlotta Pisinger, Professorin für Tabakvorsorge und eine der Mitverfasserinnen der Studie am Zentrum für Klinische Forschung und Vorsorge am Bispebjerg-Frederiksberg Hospital, fasst den Forschungsstand gegenüber „videnskab.dk“ so zusammen: „Rauchen und Tabak enthalten sehr viele krebserregende und giftige Stoffe, die bereits in der Jugend akute Schäden verursachen, aber auch dauerhafte Folgen haben, die der Körper nie wieder reparieren kann. Das gilt besonders für Lungenkrebs.“

Charlotta Pisinger
Charlotta Pisinger (Archivfoto) Foto: Rode Joachim/Ritzau Scanpix

„Ein sicherer Zusammenhang“

Dass das Rauchen schädlich ist, ist heute nicht nur in der Wissenschaft Konsens. Dennoch ist es Pisinger wichtig, auf die dramatischen Folgen, die Zigaretten haben können, hinzuweisen.

Die Forschung zeige, dass die Lungenfunktion bei Rauchern und Menschen, die einmal geraucht haben, dauerhaft deutlich geschwächt ist – auch dann, wenn in Vergleichsstudien andere Faktoren, die das Ergebnis beeinträchtigen können, berücksichtigt werden.  

„Die gesammelte Evidenz zeigt uns anhand der Zahlen, dass es einen sicheren Zusammenhang gibt“, so Pisinger.

Oberarzt überrascht von der Studie

Der lungenmedizinische Oberarzt am Krankenhaus Næstved, Uffe Bødtger, zeigt sich überrascht vom Fazit der Studie seiner Kolleginnen und Kollegen. „Das ist besorgniserregend“, sagt er. „Es galt als Wahrheit, dass, wenn man 20 Jahre lang rauchfrei war, man wieder ein Krebsrisiko wie die Vergleichsbevölkerung hat, aber dem wird hier widersprochen“, so Bødtger.

Er hofft nun, dass der Artikel nicht zu einer „Dann-ist-ja-alles-egal-Haltung“ führen wird und Raucher nicht aufhören, weil der Schaden ja bereits angerichtet sei. Er meint, dass es nie zu spät ist, aufzuhören: „Ich hoffe, dass man das dazu nutzt, zu sagen, dass es verdammt noch mal wichtig ist, so früh wie möglich mit dem Rauchen aufzuhören.“

 

 

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