Umwelt

Dänemark hat schon am Dienstag alle natürlichen Ressourcen für 2023 verbraucht

Dänemark erreicht „Country Overshoot Day“ schon am Dienstag

Dänemark erreicht „Country Overshoot Day“ schon am Dienstag

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Dänemark aus dem All
Dänemark aus dem All: Das Land hat seinen Überlastungstag schon kurz nach Jahresbeginn. Foto: Nasa

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Wenn alle so leben würden, wie die Bürgerinnen und Bürger in Dänemark, wäre nur 87 Tage nach Jahresbeginn der Erdüberlastungstag (World Overshoot Day) erreicht. Dänemark lebt für den Rest des Jahres auf Kosten anderer Länder. Der dänische Industrieverband DI fordert einen ressourcenschonenden Kreislauf von Produkten und Materialien.  

Schon am Dienstag (28. März) wären die Ressourcen der Erde für das Jahr 2023 erschöpft, wenn alle so leben würden, wie die Bürgerinnen und Bürger in Dänemark. Das sind lediglich 87 Tage seit Jahresbeginn und entspricht der Nutzung von vier Erden, um den Verbrauch für ein Jahr zu decken. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbandes der Dänischen Industrie (DI) hervor. 

Der „Country Overshoot Day“ in Dänemark zeige, dass die Situation sehr ernst sei, so der Verband. Er fordert einen stärkeren Fokus der Zivilgesellschaft, der Unternehmen und der Politikerinnen und Politiker auf den Konsum und Lösungen für einen ressourcenschonenden Kreislauf von Produkten und Materialien.  

Dänischer Konsum hinterlässt „riesigen Fußabdruck“

Etwa die Hälfte der gesamten globalen Treibhausgasemissionen und mehr als 90 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt werden durch die Gewinnung und Verarbeitung natürlicher Ressourcen verursacht. „Unser Konsum und unsere Produktion in Dänemark hinterlassen einen riesigen Fußabdruck in der ganzen Welt. Wir müssen daher besser in Kreislauflösungen denken“, sagt Karin Klitgaard, Leiterin der Umweltpolitik von DI.

„Unser hoher Ressourcenverbrauch fordert einen hohen Tribut von unserer Natur und Umwelt. Es sollte einfach eine grundlegende Aufgabe sein, Wege zu finden, unsere Ressourcen intelligenter zu nutzen. Wir haben nicht vier Erden zu verbrauchen. Zum Glück können wir etwas dagegen tun. Jeder von uns. Schon heute“, so Klitgaard. „Wenn Produkte und Materialien länger im Umlauf bleiben, müssen weniger neue Ressourcen abgebaut werden. Und das ist der richtige Weg“, sagt sie.

In Schweden und Norwegen liegt der Country Overshoot Day nur knapp nach Dänemark. Deutschland hat ihn am 4. Mai erreicht, Jamaika erst am 20. Dezember. Negative Spitzenreiter sind Katar (10. Februar) und Luxemburg (14. Februar).

Der Erdüberlastungstag

  • Der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) zeigt in einer jährlichen Kampagne der Organisation Global Footprint Network den Tag an, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zu Reproduktion dieser Ressourcen im laufenden Jahr übersteigt.

 

  • Wir stoßen beispielsweise mehr Kohlendioxid aus, als Wälder und Ozeane absorbieren können, fischen intensiver, als sich die Bestände erholen und fällen mehr Bäume, als nachwachsen. 

 

  • Dies wird dann auf eine entsprechende Anzahl Erden hochgerechnet. Die Kampagne soll den Menschen die Begrenztheit und Endlichkeit natürlicher Ressourcen ins Bewusstsein rufen. 

 

  • Je früher der Erdüberlastungstag stattfindet, desto schneller wurden die natürlichen Ressourcen verbraucht. 2021 lag dieser Tag am 29. Juli, im Jahr 2022 war er bereits am 28. Juli. 

 

  • Der Trend der vergangenen 25 Jahre zeigt dabei eine deutliche Vorverlegung zu einem früheren Datum. Noch 2003 wurde der Tag für den 22. September berechnet. 1993 war er am 21. Oktober. 

Quelle: Footprintnetwork und Umweltbundesamt

 

Karin Klitgaard von Dansk Industri
Karin Klitgaard, Umweltexpertin beim Verband Dansk Industri (DI). Foto: DI

Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft stärken

So könnten etwa Ressourcen besser genutzt werden, indem Design, Produktion und Vertrieb mit dem Ziel überdacht werden, dass Produkte eine längere Lebensdauer haben, indem sie wiederverwendet, weitergegeben oder repariert werden können, und dass Abfälle wieder zu Materialien werden und in neuen Produkten verwendet werden können, so Klitgaard. Dies seien die Eckpfeiler einer Kreislaufwirtschaft.

„Es gibt viele Unternehmen in vielen verschiedenen Sektoren, die dabei sind, Kreislaufwirtschaftsmodelle anzupassen oder neu einzuführen. Aber wir müssen noch mehr Menschen ins Boot holen und sicherstellen, dass die Unternehmen, die bereits dabei sind, ihre Lösungen in die Praxis umsetzen können“, sagt Karin Klitgaard.

Wir haben nicht vier Erden zu verbrauchen. Zum Glück können wir etwas dagegen tun. Jeder von uns. Schon heute.

Karin Klitgaard, Leiterin der Umweltpolitik von DI

Sie weist auch darauf hin, dass es einen großen Bedarf an politischen Lösungen gibt. DI rührt seit Jahren die Werbetrommel für eine nationale Strategie für die Kreislaufwirtschaft. Klare Rahmenbedingungen und Ziele in diesem Bereich seien wichtiger denn je, so Klitgaard.

„Wir brauchen eine ambitionierte Kreislaufwirtschaftsstrategie. Wir haben gesehen, welche Aktionen und Initiativen ein ambitioniertes nationales Klimaziel ausgelöst hat. Dies ist auch sehr notwendig, wenn es um unsere Ressourcennutzung und unsere Fähigkeit geht, Materialien und Produkte im Kreislauf zu halten“, so die Umweltexpertin.

Sie fordert, dass der öffentliche Sektor die Führung übernehmen sollte. „Konkret sollte die Regierung das CO₂-Reduktionsziel für das öffentliche Beschaffungswesen festlegen, auf das wir seit 2021 warten. Wir müssen über den Einkaufspreis hinausgehen und stattdessen die Kosten während der gesamten Lebensdauer des Produkts betrachten“, sagt Klitgaard. Und weiter: „Wenn wir die Kreislaufwirtschaft in Dänemark ankurbeln wollen, ist es entscheidend, dass wir sie messen und dort handeln können, wo die Natur am stärksten belastet wird.“

Allianz soll Grundlage für Kreislaufwirtschaft entwickeln

Aus diesem Grund ist DI eine Allianz eingegangen, um eine Grundlage für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in Dänemark zu entwickeln, einen sogenannten Circularity Gap Report. Dies wird bereits in Norwegen, Schweden, Polen und den Niederlanden durchgeführt, mit denen wir uns vergleichen können.

Daran beteiligen sich die Danish Industry Foundation, der Ingenieursverband IDA, das Danish Design Centre (DDC), Transparency International (TI), die dänische Technische Universität DTU sowie das „Lifestyle und Design Cluster“ (LDC).

„In einem breiten Bündnis von Interessenvertreterinnen und -vertretern untersuchen wir nun die dänische Produktion und den Verbrauch von Ressourcen – und nicht zuletzt, wo Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit Dänemark eine führende Rolle bei der Wiederverwendung, dem Recycling, der Abfallverringerung und der Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten übernehmen kann. Bemühungen, die sicherstellen, dass wir unsere Ressourcen intelligenter nutzen“, so Klitgaard.

Der dänische Bericht wird im August fertiggestellt sein. Mehr über das Projekt gibt es hier.

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