Folkemøde

Der Hass im Netz gegen Politikerinnen

Der Hass im Netz gegen Politikerinnen

Der Hass im Netz gegen Politikerinnen

Allinge
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Jagueline Comer war aus Neuseeland zugeschaltet. Maia Lorentzen (r) ist Autorin des Buches „Kan troll tæmmes?“ Liesbeth Pilegaard von Dansk Institut for Partier og Demokrati moderierte. Foto: Walter Turnowsky

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Insbesondere wenn Frauen sich mit Themen wie Ausländerpolitik und Gleichstellung befassen, bekommen sie in den sozialen Medien Vergewaltigungs- und Morddrohungen. Ein freundliches Computerprogramm soll helfen, dem Problem entgegenzuwirken.

ParityBot ist ein netter Roboter (Bot), vielleicht ein wenig wie R2D2 aus Starwars. Nur das ParityBot keine physische Gestalt hat, sondern ausschließlich aus Computercode besteht.

Nett ist er (sie?), weil er auf hasserfüllte Bescheide an Politikerinnen auf Twitter mit einem positiven Tweet antwortet.

„Dort wo wir den Bot eingesetzt haben, haben die Kandidatinnen berichtet, dass sie sich unterstützt und sicherer gefühlt haben“, sagte Jacqueline Comer aus Neuseeland beim Folkemøde auf Bornholm. Sie ist sozusagen die Mutter des ParityBot.

Er ist bislang bei Wahlen in Canada, Neuseeland und den USA eingesetzt worden. Der Bot folgt sämtlichen weiblichen Kandidaten, registriert und analysiert drohende oder hasserfüllte Tweets und schickt einen positiven Tweet.

Androhung von Mord und Vergewaltigung

Neben der Unterstützung für die Frauen, ist auch Ziel, den Umfang und die Art des Problems zu analysieren.

Eine Erkenntnis: Vor allem Frauen, die Themen wie Ausländerfragen oder Gleichstellung aufgreifen, werden Drohungen ausgesetzt.

Dies ist auch die dänische Erfahrung, berichtete die Cyberexpertin Maia Lorentzen.

Die Folketingspolitikerin Rosa Lund von der Einheitsliste hat dies am eigenen Leib erfahren. Als sie ausländerpolitische Sprecherin wurde, explodierte ihr Facebook-Profil förmlich mit Drohungen. Die Empfehlung, sie solle öfter mal einen Blick nach hinten werfen, ist noch am milderen Ende der Skala. Direkte Morddrohungen oder der Wunsch, sie solle von 100 IS-Kriegern vergewaltigt werden, waren auch dabei.

Wie Lund auf die Drohungen reagiert hat, kannst du in dem Video hier unterhalb sehen:

Die Politikerin der Einheitsliste betont, dass Frauen, die in der Ausländerpolitik die gegenteilige Meinung von ihr vertreten, entsprechende Drohungen erhalten.

Heute liest Lund die Kommentare auf ihrem Facebook-Profil nicht mehr selbst. Ein Team von Moderatoren liest sie, und zeigt Drohungen bei der Polizei an. Diesen Weg hatte Maia Lorentzen ihr empfohlen, denn man solle mit dem Problem nicht alleine stehen.

Positive Kommentare posten

Alle drei Frauen sind sich einig, dass die sozialen Medien positiv zu öffentlichen Diskussionen beigetragen haben, der Hass jedoch bedeute, dass Menschen zum Teil nicht mehr an den Debatten teilnehmen möchten.

Jeder oder jede Einzelne könne dazu beitragen, Frauen (und Männer), die Hass im Netz erleben, den Rücken zu stärken, meinen sowohl Lorentzen als auch Comer.

Ihre Empfehlung: Es dem ParityBot gleichtun; sieht man einen hasserfüllten Bescheid, dann einen positiven Kommentar posten. Man müsse nicht unbedingt direkt auf den Hass antworten, sondern könne zum Beispiel auch schreiben: „Ich danke dir für deinen Beitrag, auch wenn ich deine Ansichten nicht teile“. Manchmal reicht auch schon ein Herzchen.

 

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