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SDU: Mit Seegras den Klimawandel bremsen

SDU: Mit Seegras den Klimawandel bremsen

SDU: Mit Seegras den Klimawandel bremsen

Meike Riewerts
Odense
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Die submarine Klima-Hoffnung: Seegras Foto: Troels Lange

Dänische Biologin: Seegras könnte helfen die Erderwärmung zu stoppen, den es speichert viel Kohlenstoff

Eine Wasserpflanze könnte die Schicksalsfrage des 21. Jahrhunderts lösen: Mit mehr Seegras könnte die Menschheit beträchtliche Mengen des Klimagases Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre holen und für lange Zeit wegsperren, meinen Forscher.

Eigentlich ist das Seegras kein Gras, sondern mit den Laichkräutern des Süßwassers verwandt. Trotzdem ist der Name sehr passend, denn bei Flut sind Seegraswiesen eine sonnendurchflutete Unterwasserwelt, die den Wiesen an Land in nichts nachstehen. Die Biologin Marianne Holmer von der Syddansk Universitet (SDU) berichtet dem Magazin „Der Spiegel“ gar, dass ein Hektar Seegras so viel CO2 binden könne wie zehn Hektar Wald. Wie viel so eine CO2-Deponie aus Seegras leisten kann, sei von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Zusammen mit Kollegen verglich die Wissenschaftlerin jeweils zehn Seegraswiesen in Dänemark und Finnland miteinander. Herausgekommen ist bei der Untersuchung, die dem Nordschleswiger vorliegt, dass die dänischen Seegraswiesen bis zu sechsmal so viel CO2 speichern wie die untersuchten finnischen.

Wie das Seegras CO2 speichert

Lebewesen, ob Tier, Bakterie oder Pflanze, speichern CO2. Wenn sie sterben und zersetzt werden, geben sie es wieder frei. Das Besondere beim Seegras: Pflanzen, die im Sediment versinken, nehmen den Kohlenstoff mit in den Meeresgrund – er wird dort laut Holmer für Hunderte von Jahren gebunkert.
Seegras allein werde den Planeten nicht vor der Erderwärmung bewahren können, sagt die Biologin dem „Spiegel“. Doch die 2.000 Quadratkilometer, auf denen Seegras derzeit in dänischen Küstengewässern wächst, würden allein ausreichen, die Menge an CO2 zu binden, die dem entspricht, was zehn Prozent der Haushalte im Lande beim Heizen freisetzen.

Vor etwa 100 Jahren war die dänische Seegrasfläche drei- bis fünfmal so groß wie heute. Der natürliche Bewuchs schrumpft schon seit Jahrzehnten, was auch an der Überdüngung in der Landwirtschaft und der massenhaften Einleitung ungeklärter Abwässer liegt. Forscher versuchen, Seegraswiesen künstlich zu erschaffen – bisher allerdings ohne großen Erfolg. Marianne Holmer ist sich aber sicher, dass die Forschung in fünf bis zehn Jahren viel weiter sein wird. Sie hofft, dass in Zukunft wenigstens überall dort Seegraswiesen gedeihen, wo es sie früher schon gab. Eine klügere Umweltpolitik in Teilen Europas hat unter anderem bewirkt, dass Wasch- und Spülmittel so gut wie keine Phosphate mehr enthalten. Dadurch kommt das Seegras im Wattenmeer vor Schleswig-Holstein jetzt sogar von ganz allein zurück.

 

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