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Neuer Verein will Piratenschiff bauen

Neuer Verein will Piratenschiff bauen

Neuer Verein will Piratenschiff bauen

Jan Sternkopf
Jan Sternkopf Journalist
Apenrade/Aabenraa
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Originalzeichnungen des Kutters „Husum“ dienen dem Aabenraa Kaperlaug als Vorlage für den Bau eines Piratenschiffes, mit dem die Gilde die maritime Geschichte erzählen will. Foto: Jan Sternkopf

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In einigen Jahren könnte im Apenrader Hafen ein neues Seeräuberschiff anlegen. So möchte es auf jeden Fall die Gilde Aabenraa Kaperlaug. Mit dem Segelschiff soll die maritime Geschichte der Stadt Apenrade wieder lebendig werden. Nutzer des unter Apenrader Flagge segelndes Schiffes sind Schulen, Touristen und Firmen. Zeichnungen liegen bereits vor.

Geht es nach Gunnar Pedersen, liegt im Laufe der kommenden Jahre ein neues Segelschiff im Apenrader Hafen.

Gunnar Pedersen, mittlerweile 90 Jahre alt, ist Vorsitzender der Gilde Aabenraa Kaperlaug, die mit der Kopie eines sogenannten Freibeuterfahrzeugs die maritime Geschichte Apenrades aufarbeiten möchte.

„Ein Segelschiff, wie es an einer Apenrader Werft Anfang des 19. Jahrhunderts hätte gebaut werden können. Die Geschichte der Seefahrt in Apenrade ist einzigartig, ist jedoch in gewisser Weise im Verborgenen geblieben“, so Gunnar Pedersen, als die Gilde am vergangenen Dienstag mit ihrem Projekt zum ersten Mal an die Öffentlichkeit ging.

Wem jetzt Bilder von Käpt’n Jack Sparrow und der „Black Pearl“ in den Sinn kommen, der liegt damit gar nicht so verkehrt.

Denn Freibeuter waren Seeräuber, die mit Zulassung ihrer Regierungen, einem sogenannten Kaperbrief, feindliche Schiffe aufbrachten – d. h. kaperten, um die Ladung zu plündern.

Unter anderem der Schiffsreeder Jørgen Bruhn, Kalö (Kalvø), gelangte auf diese Weise zu Reichtum und Wohlstand. Vom Erlös seiner Seeräuberei kaufte er sich später ein Frachtschiff, mit dem er dann seine Seefahrt friedlich fortsetzte.

Das alles geht aus der Projektbeschreibung hervor, die die Gilde nach vielen Jahren Vorarbeit jetzt vorlegen konnte.

Die Pläne für den Neubau eines Segelschiffes liegen bereit. Und wenn es nach der Aabenraa Kaperlaug gehen sollte, dann liegt bereits Ende 2024 ein knapp 15 Meter langes Segelschiff am Kai im Apenrader Südhafen. Foto: Jan Sternkopf

Ein Segelschiff muss her

„Wir haben uns das im Laufe der vergangenen sechs Monate nicht einfach aus den Fingern gesaugt. Bereits vor zehn Jahren wurde im Rahmen eines Studienkreises angeregt, dass man die Apenrader Geschichte während der Kriege zwischen Dänemark und England in den Jahren von 1801 bis 1814 darstellen sollte. Damals wurde vorgeschlagen, eine Kanonenjolle zu bauen. Der damalige Touristikchef Michael Hansen winkte jedoch ab: Er könne mit einer Jolle nicht viel anfangen – da müsse schon ein größeres Schiff her, ein Kaperschiff zum Beispiel, damit eine größere Gruppe einen Nutzen von einem Segeltörn hat“, berichtet Gunnar Pedersen von den Anfängen.

In den Jahren danach traten die Pläne eines Freibeuterschiffes in den Hintergrund  – stattdessen bekam die Stadt eine Strandpromenade und eine Kanonenbatterie.

„Jetzt aber ist es an der Zeit, das Projekt um das Kaperschiff zu verwirklichen“, erklärt Gunnar Pedersen, der in der kleinen Gilde den Vorsitz hat. Ihm zur Seite stehen Poul Stenderup von Det Maritime Kalvø, Niels Gram als Kassierer, Vorsitzender des Aabenraa Sejl Club, Ejnar Callesen, Karl Lildholdt, Svend Mundeling und Noch-Stadtratsmitglied Povl Kylling Petersen.

Svend Mundeling, Vorstandsmitglied der Freibeutergilde in Apenrade, zeigt das Schiff, die „Husum“, nach der das neue Boot „De Tre Makreller“ gebaut werden soll. Foto: Jan Sternkopf

Erste Schritte

Erste Schritte in Richtung Verwirklichung der Pläne sind bereits getan.

„Unser Ziel ist es, ein historisches Segelschiff nach den originalen Zeichnungen zu bauen. Als Ausflugsboot und segelnde Schule soll es die Geschichte der Englandskriege vermitteln, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass Touristen, Gäste und Bürger Apenrade und Umgebung von der Wasserseite erleben können“, erzählt Gunnar Pedersen.

Einen Bootstyp hat man sich auch schon ausgewählt. Der Kutter „Husum“ dient als Vorlage, weil von diesem 1812 gebauten Schiff ausführliche Zeichnungen vorliegen.

„Die ,Husum’ ist ein kleinerer Bootstyp, ursprünglich als Fracht- und Passagierschiff für die dänische Marine gebaut – schnell und leicht zu handhaben und daher bestens dafür geeignet, andere Schiffe aufzubringen“, so Gunnar Pedersen weiter.

Mit zur Geschichte gehört nämlich die Tatsache, dass die „Husum“ genau die gleiche Größe hat wie die „Hyäne“. Und eben mit der „Hyäne“ war der später so ehrbare Jørgen Bruhn als staatlich zugelassener Pirat unterwegs.

Gründliches Projekt

So ganz billig ist ein neues Schiff nicht, weiß die Gilde.

Um die 7,3 Millionen Kronen würde der Bau kosten, meint Poul Stenderup. Hinzu kommen dann noch die Ausgaben für den täglichen Betrieb. Er sieht dennoch viele Möglichkeiten, mit einem solchen Schiff die maritime Geschichte der Stadt attraktiv zu machen.

„Apenrade war schon vor den Kaperschiffen eine große Seefahrernation, aber sie haben dennoch eine große Bedeutung gehabt für die Entwicklung der Stadt“, meint Poul Stenderup.

„Wir haben es hier mit einem gründlich erarbeiteten Projekt zu tun. Und wir haben einen realistischen Kostenvoranschlag gemacht auf der Grundlage von anderen, ähnlichen Projekten, unter anderem in Aarhus.“

Es ergebe Sinn, ein neues Schiff zu bauen, anstatt ein altes für den geplanten Zweck zu renovieren, fügt er hinzu.

„Ein neues Schiff hält die nächsten 30 Jahre, es muss nur laufend instand gehalten werden.“

Jüngere Generation muss ran

Das kann der Gildenvorstand natürlich nicht allein, zumal das Durchschnittsalter der Mitglieder dagegenspricht.

„Wir möchten deshalb auch jüngere Generationen ansprechen, die das Projekt nach uns weiterführen können“, sagt Gunnar Pedersen.

Er glaubt voll und fest an das Projekt. Und er ist überzeugt, in einigen Jahren bei der Einweihung des Schiffes – dann auf den Namen „De tre Makreller“ (die drei Makrelen) getauft – dabei zu sein. Im Sydhavn in Apenrade, am sogenannten „Skonnert“-Kai.

„Ich werde auch die Kanone zum Salut abfeuern“, gibt er sich zuversichtlich.

Schön wäre es natürlich auch, wenn „De Tre Makreller“ rechtzeitig zur Einweihung eines neuen Museums am Kilen fertig sein könnte, voraussichtlich Ende 2024. Zwar ist man im Zeitplan bereits etwas hinterher, aber mit einer zweieinhalbjährigen Bauzeit müsste es zu schaffen sein.

„Piraten“ anheuern

Um nun einen Kreis von Freiwilligen „anzuheuern“, will die Gilde Freibeuterbriefe erstellen. Nicht etwa um die Freiwilligen als Piraten einzusetzen, eher als eine besondere Mitgliedsbescheinigung, betont Gunnar Pedersen.

Das gut 15 Meter lange Schiff soll für zwölf Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder eingerichtet werden, wobei die Passagiere als Matrosen eingesetzt werden.

Das Piratenschiff soll bei C. J. Skibs- og Bådebyggeri ApS in Ekensund (Egernsund) angelegt werden – vorausgesetzt, dass die Gilde die nötigen Mittel sammeln kann.

„Wir haben bei verschiedenen Fonds und Organisationen bereits angefragt und auch Signal erhalten, dass wir unsere Arbeit fortsetzen können“, erklärt Poul Stenderup.

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