Geschlechter-Parität in Sicht

Nachrückerinnen krempeln Schleswig-Holsteins Landtag um

Nachrückerinnen krempeln Schleswig-Holsteins Landtag um

Nachrückerinnen krempeln Schleswig-Holsteins Landtag um

Henning Baethge
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Im Kieler Landtag sitzen 69 Abgeordnete. Foto: Axel Heimken/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Gleich sechs frisch gewählte Abgeordnete verlassen das Kieler Parlament schon wieder, weil sie Ministerinnen oder Staatssekretär werden. Durch die nachrückenden Ersatzleute steigt nicht nur der Frauenanteil im Landtag.

Dank gleich fünf Nachrückerinnen hat Schleswig-Holstein Landtag seit Mittwoch den zweithöchsten Frauenanteil aller Parlamente in Deutschland: 29 von 69 Abgeordneten sind nun in Kiel weiblich. Mit 42 Prozent nähert sich die Quote damit der Geschlechter-Parität – einem Ziel, das sich die neue schwarz-grüne Landesregierung auch in ihrem Koalitionsvertrag gesetzt hat.

Nur in Hamburg ist der Frauenanteil noch höher

Stärker als in Schleswig-Holsteins Landtag sind Frauen nur in der Hamburger Bürgerschaft vertreten, mit 46 Prozent. Schlusslicht unter den Parlamenten ist das bayerische mit 27 Prozent Frauenanteil. Nicht viel besser sieht es in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit 28 Prozent aus. Das ergibt eine Datenrecherche von shz.de.

Schon direkt nach der Landtagswahl am 8. Mai war der Anteil der Frauen im Kieler Landtag gestiegen – allerdings zunächst nur auf knapp 38 Prozent statt bisher fast 32. Damit lag Schleswig-Holstein auf Platz vier der Länder. Nun hat das Land aber auch noch Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland überholt.

Grund dafür ist, dass sowohl bei der CDU als auch bei deren grünem Koalitionspartner je drei Abgeordnete ihr Mandat abgeben, weil sie als Ministerin, Staatssekretär oder Bevollmächtigter in die Regierung wechseln – und dafür neue Abgeordnete von den Landeslisten beider Parteien nachrücken.

Die CDU ersetzt drei Männer durch drei Frauen

So wird bei der CDU Tobias von der Heide Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Otto Carstens im Justizressort und Johannes Callsen neuer Dänemark-Bevollmächtigter. Für alle drei Männer rücken Frauen ins Parlament nach: Anette Röttger aus Lübeck, Katja Rathje-Hoffmann, Chefin der Frauenunion im Land, und Cornelia Schmachtenberg, Vizechefin der Jungen Union. Allerdings bleibt der Frauenanteil in der CDU-Fraktion mit 35 Prozent der zweitniedrigste aller fünf Fraktionen, nach der FDP mit 20. SPD und SSW kommen jeweils auf 50 Prozent, die Grünen sogar auf 57 Prozent. 

Weiterlesen: Das sind die wichtigen Leute hinter den neuen Ministern

Bei den Grünen geben zwei Ministerinnen und ein Staatssekretär ihr gerade errungenes Landtagsmandat schon wieder ab. Monika Heinold bleibt Finanzministerin, Aminata Touré ist jetzt Sozialministerin, und Joschka Knuth wird Staatssekretär im Umweltministerium. Für die drei rücken wieder zwei Frauen und ein Mann nach: Ulrike Täck aus Boostedt bei Neumünster, Bettina Braun aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg sowie Oliver Brandt, der ebenfalls aus dem Lauenburgischen kommt. 

Das Durchschnittsalter liegt jetzt bei über 48 Jahren

Allerdings erhöhen die Nachrückerinnen nicht nur die Frauenquote im Landtag, sondern auch das Durchschnittsalter: Während die sechs jetzt ausscheidenden Landtagsmitglieder fast alle noch recht jung sind und einen Altersdurchschnitt von 42 Jahren aufweisen, sind die Nachrückerinnen plus Nachrücker im Schnitt 51 Jahre alt. Das Durchschnittsalter im Landtag, das nach der Wahl von 51 zu Beginn der vorigen Wahlperiode auf 47,5 Jahre zu Beginn der neuen gefallen war, steigt daher wieder um fast ein Jahr an – auf 48,3 Jahre.  

Mehr lesen