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Wozniacki erklimmt den Thron

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Melbourne
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Foto: Scanpix

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Caroline Wozniacki hat dänische Sportgeschichte geschrieben. Der Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere im Tennis ist der größte Erfolg einer dänischen Sportlerin überhaupt. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.

Sechs Sportlerinnen sind bislang in die dänische Hall of Fame aufgenommen worden. Schwimmerin Ragnhild Hveger, Dressurreiterin Lis Hartel, die Badmintonspielerinnen Lene Køppen und Camilla Martin sowie die Handballerinnen Anja Andersen und Camilla Andersen. Alle haben herausragendes für den dänischen Sport geleistet, aber nicht in Sportarten, die weltweit den gleichen Stellenwert wie Tennis genießen. 

Zu der Freude über den größten Erfolg ihrer langen Karriere wird sich mit Sicherheit auch eine gehörige Portion Genugtuung gesellen, ihren Kritikern das Maul gestopft zu haben. 

Wozniacki ist nicht mehr die beste Tennisspielerin, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat. Im Tennis werden die Spieler in erster Linie an Grand-Slam-Titeln gemessen, und dementsprechend ist die Kritik ein Stück weit berechtigt gewesen, aber man hatte mitunter den Eindruck, dass man lieber von der ewigen Grand-Slam-Verliererin sprechen wollte als das Erreichte Anerkennung zu schenken.

Wozniacki war mit 27 WTA-Titeln die erfolgreichste Spielerin, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte. 67 Wochen lang stand sie von Oktober 2010 bis Januar 2012 an Position eins der Weltrangliste. Das muss man erst einmal schaffen.  Nur acht Spielerinnen standen in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Weltrangliste länger auf dem Platz an der Sonne – alles klangvolle Namen aus der Ruhmeshalle des Tennissports, alle mit zahlreichen Grnd-Slam-Siegen dekoriert: Steffi Graf, Martina Navratilova, Serena Williams, Chris Evert, Martina Hingis, Monica Seles, Justine Henin und Lindsay Davenport.

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Es folgen  weitere klangvolle Namen, die es nicht geschafft haben, die Weltrangliste so lange anzuführen wie Wozniacki: Maria Sharapova, Kim Clijsters, Jennifer Capriati, Arantxa Sanchez Vicario oder Venus Williams.

Der große Unterschied war aber, dass diese Spielerinnen mehrere Grand-Slam-Titel geholt haben. Es drohte ein Makel in der Karriere von Caroline Wozniacki haften zu bleiben, die nach eigenen Aussagen nicht mehr viele Jahre andauern wird, aber selbst eine Finalniederlage hätte nichts daran geändert, dass sie zu den absolut größten Sportlerinnen gehört, die Dänemark jemals hervorgebracht hat, vielleicht ist sie sogar die größte.

Wozniacki war in ihrer langen Zeit als Weltranglistenerste vielleicht nicht die beste Tennisspielerin der Welt, aber die stabilste, die über einen sehr langen Zeitraum auf einem sehr, sehr hohen Niveau gespielt hat. Sie hat über ein Jahrzehnt an der Weltspitze mitgemischt.

Oft hatte es den Anschein, dass sie sich hierzulande für den fehlenden Grand-Slam-Titel fast schon entschuldigen musste. Wozniacki genießt im Ausland weitaus größeres Ansehen als im eigenen Land und verdient für eine beeindruckende Karriere mehr Respekt. Vielleicht bekommt sie diesen Respekt jetzt – sie hätte es verdient.

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