Digitalisierung

Ein historischer Tag für die Minderheit

Ein historischer Tag für die Minderheit

Ein historischer Tag für die Minderheit

Apenrade/Aabenraa
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Hinrich Jürgensen berichtet, wie es war, die letzte Papierzeitung in der Hand zu halten. Elin Marquardsen hat am Dienstagmorgen hingegen den „Nordschleswiger“ schon digital gelesen. Foto: Frank Peter

Beim Anblick der letzten Papierzeitung denkt Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, über Elektroautos nach, und Elin Marquardsen, Vorsitzende des Deutschen Pressevereins, macht sich Sorgen um einen leeren Küchentisch.

Als Hinrich Jürgensen am Dienstagmorgen die letzte Papierzeitung des „Nordschleswigers“ aus dem Briefkasten nimmt, ist ihm ganz nostalgisch zumute. Aber er sieht diesen „historischen Tag“ auch als Neuanfang, als ein Neuanfang in ein digitales Zeitalter.

„Die Entscheidung, die Papierzeitung abzuschaffen, ist die schwerste Entscheidung in meiner Zeit als Hauptvorsitzender gewesen. Ich habe auch manchmal meine Zweifel gehabt“, so der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Dänemark.

Gewohnheiten können sich ändern

Zeitunglesen hat für Hinrich Jürgensen viel mit Gewohnheiten zu tun, doch er weiß, dass sich Gewohnheiten auch ändern können. Nun ist es möglich, nicht nur morgens am Küchentisch Nachrichten zu lesen, sondern den ganzen Tag aktuelle Artikel über die App des „Nordschleswigers“ zu bekommen.
 

In einem Grußwort an den „Nordschleswiger“ zum 75. Geburtstag zieht Hinrich Jürgensen den Vergleich zu einem Elektroauto.

„In der vergangenen Woche habe ich mein neues Auto bekommen, das ich schon vor einem halben Jahr bestellt hatte. Eigentlich wollte ich ein Hybrid-Auto kaufen. Fortschritt kombiniert mit Altbewährtem. Bei näherer Betrachtung fand ich heraus, dass ich zwei Systeme instand halten sollte und doch nicht voll mit elektrischem Antrieb fahren konnte. Also warum nicht den vollen Schritt wagen? Bei den ganzen Überlegungen fiel mir ,Der Nordschleswiger’ ein. Die ganzen Bedenken, die wir hatten. Ist es der richtige Zeitpunkt? Was mit der Technik? Ist das System zu anfällig? Und wie kombinieren wir Fortschritt mit Altbewährtem. All diese Fragen kamen mir bekannt  vor. Ich habe mich schließlich für ein reines Elektroauto entschieden.“

Bei aller Wehmut ist heute trotzdem ein Festtag. Die Zukunft kann kommen. Wir sind bereit. Und hoffentlich sind auch die aller-, allermeisten Nordschleswiger bereit.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger

Der Hauptvorsitzende nimmt den 75. Geburtstag des „Nordschleswigers“ auch zum Anlass, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Namen des Bundes Deutscher Nordschleswiger zu danken und ist sich sicher: „Bei aller Wehmut ist heute trotzdem ein Festtag. Die Zukunft kann kommen. Wir sind bereit. Und hoffentlich sind auch die aller-, allermeisten Nordschleswiger bereit.“

Richtige Entscheidung

Im Gegensatz zu Hinrich Jürgensen hat Elin Marquardsen, Vorsitzende des Deutschen Pressevereins, die letzte Papierzeitung noch gar nicht in der Hand gehabt. „Ich hatte heute Morgen nicht viel Zeit, deswegen habe ich die Nachrichten nur kurz auf meinem Tablet überflogen.“ Sie habe aber zu ihrem Mann gesagt, er soll die letzte Papierzeitung ordentlich behandeln, damit sie diese aufheben kann.

Auch wenn ich die Papierzeitung heute Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen werde, bin ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Dieser Schritt ist gut für die Minderheit.

Elin Marquardsen, Vorsitzende des Deutschen Pressevereins

Ein bisschen wehmütig ist Elin Marquardsen dennoch zumute, aber sie ist sich sicher: „Auch wenn ich die Papierzeitung heute Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen werde, bin ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Dieser Schritt ist gut für die Minderheit.“

So sei es möglich, mit der Webseite mehr Menschen zu erreichen. „Die jungen Leute leisten sich einfach keine Zeitung mehr“, so Marquardsen und freut sich über das kostenlose Angebot, das der „Nordschleswiger“ der Minderheit bieten kann.

Normalweise hat die Papierzeitung bei ihr und ihrem Mann einen festen Platz auf dem Küchentisch, doch dort wird dann ab Mittwoch das Tablet liegen, denn „die Neuigkeiten des ,Nordschleswigers’ sind immer noch da.“

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Kirsten Bachmann