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Willkommen im nagelneuen deutschen Kindergarten

Willkommen im nagelneuen deutschen Kindergarten

Willkommen im nagelneuen deutschen Kindergarten

Lügumkloster/Løgumkloster
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Gesamtleiterin Ute Zander im Eingangsbereich, zu dem auch ein Winkefenster gehört Foto: Monika Thomsen

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Am Standort ist nicht nur die Umgebung neu, sondern ein neues Konzept für den Kindergartenalltag zieht mit ein. Ein Blick hinter die Kulissen des modernen Neubaus in Lügumkloster, kurz bevor die Kinder ihn mit Leben füllen.

Hereinspaziert in den neuen Kindergarten hieß es am Mittwoch, 11. Januar, für 19 Kindergartenkinder und sechs Krippenkinder am Straßenzug Ringgade in Lügumkloster.

In direkter Nachbarschaft zur Deutschen Schule Lügumkloster öffnete sich dort um 6 Uhr die Tür im Neubau für den Kindergartenbetrieb.

Jetzt müssen die Eltern nicht mehr, wie über mehrere Generationen hinweg, morgens Kurs auf die Vindmøllegade nehmen, um ihre Kleinen abzuliefern.

Die Schule und der neue Kindergarten (hinten) liegen direkt nebeneinander. Foto: Monika Thomsen

Schluss mit zwei Stockwerken

„Das wird schon komisch sein, wenn man hier die Tür abschließt und sagt, das war es. Ich freue mich aber, und logistisch wird es leichter als in zwei Etagen“, sagte Wiebke Hamdorf Berg am Vortag am bisherigen Standort.

Sie teilt sich mit Ute Zander, der Gesamtleiterin der Deutschen Kindertagesstätten und Clubs in der Kommune Tondern (DKCT), die Abteilungsleitung im Kindergarten in Lügumkloster.

Mit dem Umzug in die 520 Quadratmeter große Kindertagesstätte lässt das Team die beengten Platzverhältnisse hinter sich, die mit ausschlaggebend für das Bauvorhaben des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig (DSSV) waren.

 

 

Reiner Schütz hatte am Dienstag alle Hände voll zu tun. Foto: Monika Thomsen

Während im Neubau die letzten Vorbereitungen für den Einzug von Klein und Groß getroffen werden, wurde am alten Standort an der Vindmøllegade am Montag und Dienstag ganz abenteuerlich auf dem Fußboden gepicknickt und es lief auch ohne Spielsachen.

Viele bekannte Elemente

In ihrem neuen Reich stoßen die Kinder auf viele Dinge aus ihrem bekannten Alltag.

„Sie haben mit dem Packen von Umzugskisten geholfen. Und wir sind oft zum neuen Kindergarten hinspaziert“, erläutert Ute Zander den vorbereitenden Prozess. Auch der Elternbeirat hat für den Umzug kräftig angepackt.

Vorbereitungen im Endspurt

„Heute ist es etwas stressig, und es wird der Feinputz gemacht. Wenn die Kinder morgen kommen, soll es keinen Lärm von Bohrern geben“, so Ute Zander, während Hausmeister Reiner Schütz in der Garderobe bohrt und schraubt.

Dort an der Wand gibt es mit einer Glasscheibe mit Märchenmotiven auch ein „Mitbringsel“ aus dem alten Kindergarten, das noch mit Schwarz hinterlegt werden soll.

Clubleiterin Sandra Rehse in der Höhle im Gemeinschaftsraum und Gesamtleiterin Ute Zander Foto: Monika Thomsen

Neues Ernährungskonzept

In der neuen Ära müssen die Mädchen und Jungen keine Brotdosen und Getränkeflaschen mehr mitbringen. Sie werden im Kindergarten verköstigt und können bei der Essenszubereitung helfen, wie es ihre Kolleginnen und Kollegen in Tondern (Tønder) bereits praktizieren.

„Für die Kinder wird es eine Umstellung sein“, so Ute Zander. In Teamarbeit haben die zehn Mitarbeiterinnen einen festen Tagesablauf und ein Ernährungskonzept nach den Richtlinien des DKCT erarbeitet.

Den Menüplan erstellt Wiebke Hamdorf Berg jeweils für eine Woche gemeinsam mit den Kindern.

Die Brotdosen und Trinkflaschen gehören in den neuen Räumen der Vergangenheit an. Foto: Monika Thomsen

Mit Tellern aus Porzellan

In gemeinsamer Runde werden die Kindergartenkinder im Gemeinschaftstraum mittags zusammen essen, während Frühstück und das nachmittägliche Obst in die Kategorie freies Essen fällt.

„Wir haben für drinnen ausschließlich Teller aus Porzellan und Gläser“, berichtet Ute Zander. Die Kinder holen selbst ihre Teller, Gläser und Besteck und wählen ihren Sitzplatz aus.

Die Krippenkinder sind in ihrem Revier unter sich. Für die größeren Kinder gibt es jedoch Besuchsmöglichkeiten.

Abteilungsleiterin Wiebke Hamdorf Berg (l.) und Helferin Dorit Schikorr im alten Kindergarten Foto: Monika Thomsen

Spielen in der Fensterbank erlaubt

Die Kindergartenkinder sind im neuen Gebäude nicht in altersdifferenzierte Stammgruppen eingeteilt.

Im Gemeinschaftsraum mit Küchentheke wird gegessen. Dort gibt es außer Höhlen auch breite Stufen, die zum Lesen einladen. Auf dieser „Sprachtreppe“, die zum Sprechen anregen soll, treffen sich Kinder und Betreuerinnen um 9 Uhr.

„Wir nennen es Temperaturmessen und reden unter anderem mit den Kindern darüber, wie es ihnen geht“, berichtet Ute Zander.

Die „Sprachtreppe" im Gemeinschaftsraum lädt zum Lesen und Sprechen ein. Foto: Monika Thomsen

Vier Bereiche

Außer dem Gemeinschaftsraum gibt es den blauen Funktionsraum für kreative Aktivitäten und den roten Raum für Rollenspiele. Jeder Raum hat einen Ausgang nach draußen, und es darf auch in den niedrigen Fensterbänken gespielt werden. Als vierter Bereich gesellt sich das Außengelände dazu.

Zum neuen Gebäude gehören eine Regengarderobe und eine beheizte Außentoilette.

Spielt das Wetter nicht mit, können sich die Krippenkinder im überdachten Außenbereich aufhalten. Die Kinderwagen werden in einer „Garage“ geparkt, und die Bettdecken liegen in einem beheizten Raum.

Neues Konzept eingeführt

Der DKCT hat ein neues Konzept, bei dem Lügumkloster die Vorreiterrolle einnimmt.

„Wir legen ganz viel Wert auf Mitbestimmung, damit die Kinder Demokratieverständnis lernen und entscheidungsfähig werden. Und dass wir Erwachsenen die Entscheidungen akzeptieren“, sagt Ute Zander. Als Beispiel erwähnt die Gesamtleiterin, dass die Kinder nicht aufessen müssen.

„Wir haben bereits geübt, damit sie merken, dass sie Einfluss auf ihr Leben im Kindergarten haben“, sagt sie.

In der Krippe werden sich die Kleinkinder tummeln. Foto: Monika Thomsen

Clubkinder in unmittelbarer Nähe

Für die Eltern gab es am Montag eine Führung durch die neuen Räume. Die Gesamtleiterin hat von einigen Müttern erfahren, dass sich deren Kinder wegen des Umzugs sorgen. „Das nehmen wir ernst und behalten es im Blick“, so die Gesamtleiterin.

Morgens vor Schulbeginn und nach 16 Uhr kommen die Clubkinder in den Kindergarten, da die Freizeitordnung in Regie des Kindergartens läuft. Das wird durch die Nachbarschaft auch viel einfacher.

„Uns ist wichtig, dass die Clubkinder noch mehr ein Teil von uns sind“, sagt Ute Zander. Nach Schulschluss bis 16 Uhr sind sie im Club im ersten Stock im alten Hauptgebäude der Schule.

Es ging auch ohne die Tische und Stühle, die in den neuen Kindergarten umgezogen sind. Foto: Monika Thomsen

Schön, dass es jetzt so weit ist

„Es ist einfach schön. Ich freue mich immer wieder und kann es noch gar nicht glauben, dass es jetzt so weit ist und es mit dem Bau geklappt hat“, freut sich Ute Zander nach viel „Kopfarbeit“.

„Ich glaube, die Kinder werden es hier lieben“, sagt sie. Bei Besuchen haben sie mitverfolgt, wenn in der Parkbucht an der Umgehungsstraße ein Lastwagen hält oder ein Polizeiauto mit Blaulicht vorbeiflitzt.

Eine Einweihungsfeier soll im Frühjahr stattfinden, wie Ute Zander berichtet.

Anette Meyer holt Wilma zum letzten Mal an der Vindmøllegade ab. Foto: Monika Thomsen

Freude und Wehmut

Indes holt Anette Meyer zum letzten Mal ihre Tochter Wilma im Kindergarten an der Vindmøllegade ab. Die Frage, ob sie sich auf den neuen Kindergarten freut, beantwortet die Fünfjährige mit Ja.

„Es ist aber auch ein bisschen sentimental, da es auch mein Kindergarten gewesen ist“, sagt Anette Meyer.

Sie ist sicher nicht die Einzige, bei der sich auch ein wehmütiges Gefühl einschleicht. Heute ist das Kindergartenkind von damals Lehrerin an der Deutschen Schule Lügumkloster.

 

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