Ansiedlungspolitik
Hadersleben „kapert“ junge Fortgezogene mit Bussen
Hadersleben „kapert“ junge Fortgezogene mit Bussen
Hadersleben „kapert“ junge Fortgezogene mit Bussen
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Hadersleben hat seit Kurzem eine Ansiedlungspolitik: Sie soll dem demografischen Trend Paroli bieten und mehr Menschen, auch aus Deutschland, motivieren, sich in der Domstadtkommune niederzulassen. Mit Blick auf junge Leute, die die Provinz verlassen haben, um zu studieren, hat sich Hadersleben zu Weihnachten etwas Besonderes einfallen lassen.
Mit zwei Bussen holt die Kommune Hadersleben junge „Abtrünnige“ zu Weihnachten nach Hause: „Es geht darum, einen heißen Draht zu den jungen Leuten zu bewahren“, kommentiert Melissa McCann Seeberg die Aktion, die sich Hadersleben von anderen Kommunen abgeguckt hat.
Heißer Draht nach Hadersleben
Sie ist als Koordinatorin in der Kommune für die Umsetzung der Strategie zuständig.
Was die Busaktion angeht, ist Hadersleben allerdings nicht frei von Hintergedanken. Die Kommune hofft, dass sich junge Fortgezogene nach dem Studium auf die alte Heimat besinnen und zurückkehren. Das ist der Plan.
Wanderungssaldo im Minus
Überhaupt hat sich die Kommune ein hehres Ziel gesteckt, um dem demografischen Trend Paroli zu bieten und vor allem die Abwanderung gut situierter Steuerzahlerfamilien zu stoppen. Laut einer Prognose zur Entwicklung der Bevölkerungszahl von 2016 bis 2024 fällt diese in Hadersleben um insgesamt 1,3 Prozent – oder in absoluter Zahl – um 702.
Børge Koch: „Hadersleben hat viel zu bieten“
„Bis 2030 wollen wir 500 Einwohner mehr haben“, sagt Børge Koch (Radikale Venstre) in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.
Koch ist Vorsitzender des kommunalen Wachstums- und Entwicklungsausschusses und davon überzeugt, dass die Domstadtkommune ihrer Bevölkerung in allen Phasen des Lebens viel zu bieten hat.“
Jetzt gilt es nur noch, diese Botschaft an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Børge Koch räumt ein, dass es – ungeachtet des Zuzugs aus Deutschland – nicht gut um den Wanderungssaldo und die Geburtenrate bestellt ist: „Beide sind zurzeit negativ. Es wird eine unserer schwersten Aufgaben sein, diesen Trend zu brechen.“
Tiny Houses im Fårehave
Dazu gehört, potenziellen Zuzüglerfamilien und damit qualifizierten Arbeitskräften die Augen für die Vorzüge der Großkommune zu öffnen „Wir sind auf dem Weg“, sagt der Politiker und verweist unter anderem auf neue Formen des Wohnens.
So ist die Kommunalverwaltung gegenwärtig damit befasst, für den Fårehave im Osten Haderslebens einen Flächennutzungsplan zu erarbeiten, der „Tiny Houses“ den Weg ebnet. Diese Initiative für eine neue Art des Wohnens hatte seinerzeit der frühere Kommunalratsabgeordnete für die Einheitsliste, Svend Brandt, auf den Weg gebracht.
Familien aus Deutschland als Botschafter
In Zuzüglerfamilien aus Deutschland sieht die Kommune ein großes Potenzial, um bis 2030 ans Ziel zu kommen. Regelmäßig organisiert Hadersleben Veranstaltungen, die sich direkt an Zugezogene aus Deutschland wenden und gut besucht sind.
Die Kommune plant zudem ein Netzwerk von „Botschaftern“ für Neuankömmlinge aus Deutschland: „Viele von ihnen lassen sich hier nieder. Deshalb haben wir einige von ihnen gebeten, dem Botschafter-Netzwerk beizutreten, um Landsleuten bei der Eingewöhnung zu helfen", erläutert Melissa McCann Seeberg.
Sie freut sich, dass es viele Neubürgerinnen und -bürger gibt, die Interesse bekundet haben, für Hadersleben die Werbetrommel zu rühren.
Konzertierte Aktion von SP und BDN
Auch die Schleswigsche Partei (SP) in Hadersleben war in Zusammenarbeit mit dem Ortsverein Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) im Herbst Gastgeber einer Zuzügler-Veranstaltung. Auf dieser gewährte sie gemeinsam mit Bürgermeister Mads Skau einen Einblick in den „Maschinenraum“ der Kommune im Rathaus.
184 Zugezogene aus Deutschland in der Kommune
In diesem Jahr hat die Kommune 125 Zuzüglerfamilien aus Deutschland begrüßen können (Stand November). Insgesamt haben in diesem Jahr 184 Menschen aus Deutschland in der Kommune eine neue Heimat gefunden. Ende November zählte die Kommune Hadersleben 345 Geflüchtete aus der Ukraine, die eine Aufenthaltsgenehmigung nach dem Sondergesetz erhalten haben.