Glaube und Religion
Nicolaikirche: Geistliche und Gemeinde kommen sich näher
Nicolaikirche: Geistliche und Gemeinde kommen sich näher
Nicolaikirche: Geistliche und Gemeinde kommen sich näher
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Die Zeiten mit den Sonntagsgottesdiensten in der Friedhofskapelle neigen sich dem Ende zu. Anfang Februar wird das größte Gotteshaus Apenrades nach über einjähriger Schließung wegen eines umfassenden Sanierungsprojekts feierlich wiedereingeweiht. Besonders freut sich der Organist.
Mit leichter Verspätung kann die Apenrader Nicolaikirche im Rahmen eines Festgottesdienstes am Sonntag, 4. Februar, nach mehr als einjähriger Schließung wiedereingeweiht werden. Das Gotteshaus wurde in den vergangenen Monaten umfassend renoviert. Verwaltungschef Morten Hansen freut sich bereits darauf, den Bürgerinnen und Bürgern das fertige Resultat schon bald präsentieren können. Die Handwerker legen momentan noch letzte Hand an.
Laut ursprünglichem Zeitplan hätten bereits die Weihnachtsgottesdienste wieder in Apenrades größtem Gotteshaus stattfinden sollen, doch die Arbeiten verzögerten sich. Angesichts dessen entschied sich die Kirchengemeinde dafür, statt mehrerer kleiner Weihnachtsgottesdienste in der Friedhofskapelle für eine große, zentrale Christmette in der Sønderjyllandshalle. Der deutsche Gottesdienst am Heiligen Abend fand indes im „Kirchensaal an der Forstallé“ statt, wie die Friedhofskapelle in den vergangenen Monaten genannt wurde. Das klang vor allem bei Hochzeiten und Kindstaufen freundlicher als „Friedhofskapelle“.
Feuchtes Mauerwerk
„Für die Verzögerung kann niemand verantwortlich gemacht werden. Es liegt weder ein Fehler des Architekten noch der beteiligten Handwerksunternehmen vor. Die Verzögerung war schlichtweg witterungsbedingt“, betont der Verwaltungschef der Apenrader Kirchengemeinde, Morten Hansen.
Wegen des feuchten Herbstes dauerte es einfach länger, bis die Wände gekalkt werden konnten. „Auf feuchtem Mauerwerk hätte der Kalk nicht gehalten und das Ergebnis wäre nicht gut geworden“, ist Morten Hansen überzeugt.
Die Orgel wird gestimmt
Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen. Die Nicolaikirche erstrahlt im frischen Weiß. Die Tatsache, dass die Orgelbaufirma Marcussen inzwischen in der Kirche die gereinigte Orgel stimmt, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich das große Projekt dem Ende zuneigt.
Auf das Ergebnis freut sich besonders der Organist der Nicolaikirche, Thomas Bach Madsen. Er wurde im Dezember 2022, also kurz vor der Kirchenschließung im Januar 2023, eingestellt und hatte deshalb nur kurz das Vergnügen, sich mit dem Instrument vertraut zu machen. Bei dem Festgottesdienst am 4. Februar wird sein Orgelspiel eine zentrale Rolle einnehmen. Auch die beiden Chöre „Højmessekoret“ und der Kantoreichor werden zu dem Festprogramm beitragen. „Ich hoffe, dass ich mich spätestens am Donnerstag vor dem Gottesdienst an die Orgel setzen darf, damit ich mich vorbereiten kann“, sagt Thomas Bach Madsen lachend.
Ein Drittel Heizkosten
Der eigentliche Anlass der umfassenden Kirchensanierung war die marode und noch dazu äußerst ineffiziente Heizungsanlage. Die Heizkosten lagen zuletzt bei 300.000 Kronen im Jahr. Durch den Anschluss an das Fernwärmenetz und der anderen Neuerungen wird dieser Posten um etwa zwei Drittel niedriger liegen, schätzt der Verwaltungschef.
In den beiden Seitenschiffen wurde unter den Bodenziegeln eine Bodenheizung verlegt, während man im Mittelschiff es bei den Heizungsschächten unter den Kirchenbänken belassen hat, die von den schönen Holzrosten bedeckt werden. Entworfen wurden diese Roste vom bekannten dänischen Architekten und Möbeldesigner Kaare Klint, unter dessen Leitung die jüngste Renovierung des Kirchenraums in den Jahren 1949 bis 1956 durchgeführt wurde.
Stühle statt Bänke
„Der Kirchengemeinderat hat zudem entschieden, die langen Kirchenbänke in den Seitenschiffen zu entfernen und diese beiden Kirchenräume mit Einzelstühlen von Klints Design zu bestuhlen. Dadurch wird der gesamte Kirchenraum flexibler nutzbar“, erläutert Morten Hansen diese Entscheidung. Im nördlichen Seitenschiff wird zudem eine Art Familienecke eingerichtet. Kinder sind nämlich in der Nicolaikirche willkommen. Das soll auf diese Weise auch deutlich zum Ausdruck kommen.
Einige der langen Bänke der Seitenschiffe werden momentan fachmännisch gekürzt, um im Mittelschiff zusätzlich Bankreihen aufstellen zu können. Dennoch reduziert sich die Anzahl der Sitzplätze von rund 400 auf nunmehr 350.
„Der Rest der Kirchenbänke wird übrigens auseinandermontiert und wandert ins Depot. Es kann ja sein, dass man später andere Ideen hat; in dem Fall gibt es noch originale Bänke“, sagt Hansen.
„Neuer“ Haupteingang
Künftig soll übrigens der mittlere Eingang an der Südseite als Haupteingang der Kirche dienen. Bei Hochzeiten und ähnlichen Anlässen kann weiterhin der Eingang am südwestlichen Ende genutzt werden, damit zum Beispiel das Brautpaar den ganzen Weg an der Gemeinde vorbei zum Altar schreiten kann.
Vor allem in den Wintermonaten wird es künftig von Vorteil sei, wenn die südwestliche Kirchentür vor und nach Gottesdiensten nicht für längere Zeit offensteht. An diesem Ende befindet sich schließlich die Orgel. „Dass sich die Orgel bei großen Temperaturschwankungen verstimmt, ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche“, stellt Morten Hansen augenzwinkernd fest.
„Verrückter“ Altar
Schon länger hat es den Wunsch gegeben, dass sich Gemeinde und Pastor beziehungsweise Pastorin näherkommen – und zwar im wahrsten Wortsinn. Bei einem Kirchenumbau Mitte des 18. Jahrhunderts war das Mittelschiff der Nicolaikirche verlängert worden. „Aus heutiger Sicht würde man wohl sagen, dass die Kreuzkirche dadurch asynchron wurde“, formuliert es der Verwaltungschef. Wenn der Pastor oder die Pastorin am Altar standen, waren sie physisch weit von der Gemeinde entfernt. Während die Entfernung vor 360 Jahren vielleicht so gewünscht und gewollt war, so entspricht das nicht dem heutigen Denken.
Neue Wand eingezogen
Dass der östliche „Arm“ um ein ganzes Gewölbe verkürzt wurde, fällt Menschen, die nicht regelmäßig in die Nicolaikirche kommen, nicht wirklich auf. Der Altar steht an der hinteren Ostwand – wie immer. Aber dem ist mitnichten so. Der Altar ist sogar um einige Meter nach vorn gerückt worden. Dahinter wurde jedoch eine neue Wand aufgezogen und dahinter wiederum befindet sich jetzt ein großer, lichtdurchfluteter Raum, der durch eine Tür zu erreichen ist. „Noch ist nicht ganz entschieden, wozu dieser eigentlich sehr schöne Raum genutzt werden soll. Er wird vorerst jedoch als Abstellraum dienen. Denn Abstellflächen benötigen wir auch“, sagt Morten Hansen.
Die Treppe vor dem Altarpodest erstreckt sich übrigens jetzt über die gesamte Breite. Das mindert die Stolpergefahr.
Platz für eine Toilette
Im Zuge der Kirchenrenovierung konnte auch ein weiterer langgehegter Wunsch von Kirchgängerinnen und -gängern erfüllt werden. „Der Architekt hat Platz für eine Toilette gefunden. Sie ist leider nicht rollstuhlgerecht. Dafür reichte der Platz dann doch nicht. Allerdings konnte auch eine Wickelgelegenheit eingearbeitet werden, welches auch häufig nachgefragt war“, betont der Verwaltungschef. Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sind allerdings weiterhin auf eine öffentliche Behindertentoilette angewiesen, die sich jedoch unweit der Nicolaikirche befindet.
Versteckte Haustechnik
Hinter den Türen von zwei vermeintlichen Einbauschränken ist die gesamte Haustechnik „versteckt“. Von dort aus lässt sich das gesamte Heizungssystem und die AV-Technik steuern.
In der Nicolaikirche sind die alten Nummerntafeln schon vor Jahren mit Bildschirmen ausgetauscht worden. „Manche finden das gut, andere nicht. Da sind die Geschmäcker verschieden“, sagt Morten Hansen. Er hält sich mit seiner eigenen Meinung zurück.
Die Gesamtkosten für diese erste Etappe der Kirchensanierung werden sich am Ende auf rund 8,5 Millionen Kronen belaufen. Diese Summe liegt geringfügig über dem einst veranschlagten Rahmen von 8 Millionen Kronen.
Nach einer ersten Etappe folgt folgerichtig mindestens auch eine zweite Etappe.
Die zweite Etappe
Im Fall der Nicolaikirche handelt es sich um den Kirchturm. Dabei ist „Turm“ gar nicht die architektonisch korrekte Bezeichnung. Es handelt sich vielmehr um einen Dachreiter über der Vierung. Das Bleidach bedarf zwar einer Erneuerung, viel dringlicher ist jedoch die Tatsache, dass das gemauerte Fundament, auf dem die Konstruktion ruht, auf Dauer dem Druck nicht standhalten wird, weil die eingemauerten Eisenbänder rosten.
Der Dachreiter soll deshalb künftig von einer Holzkonstruktion getragen werden. Die Gesamtkosten für dieses Projekt werden sich ungefähr auf 18,5 Millionen Kronen belaufen. „Die Ausschreibung beginnt noch in diesem Monat. Wir hoffen auf einen Baubeginn im März und die Fertigstellung im November dieses Jahres“, sagt Morten Hansen.
Gottesdienste können stattfinden
Das Gute: Die kirchlichen Handlungen sind von dieser zweiten Etappe nicht beeinträchtigt. Sie können stattfinden. Der Dachreiter kann nämlich im Stück vom Kirchdach gehoben werden. Das nicht ganz so Gute: Die Rasenfläche auf der Südseite wird zum Bauplatz erklärt und komplett abgesperrt. „Das wird dann auch bedeuten, dass der südliche Eingang in dieser Zeit nicht genutzt werden kann. Wir werden in der Bauphase den Nordeingang öffnen“, erläutert der Verwaltungschef eine der Konsequenzen. In der Zeit sind schöne Konfirmations- oder Hochzeitsfotos mit der Nicolaikirche im Hintergrund nicht wirklich möglich.
Der Wiedereinweihungs-Gottesdienst am 4. Februar beginnt um 11 Uhr und wird vom dänischen Pastor Jakob Monberg Hansen geleitet. Darüber hinaus wirken Apenrades deutsche Gemeindepastorin Anke Krauskopf und der dänische Pastor Jørgen Jørgensen mit.